Die Apfelskulptur – hier noch zu sehen – wurde am Montag vollends entfernt. Foto: Gottfried Stoppel

Ein Kreisverkehr im Rems-Murr-Kreis ist dem Partnerlandkreis in Russland gewidmet – jetzt wurde das Kunstwerk dort abgebaut. Wir haben nachgehakt, ob der Krieg in der Ukraine der Grund dafür ist.

Gähnende Leere am sogenannten Rettichkreisel: Dort, wo seit dem Jahr 2002 ein stählernes Kunstwerk die Partnerschaft zwischen den Landkreisen Dmitrow und Rems-Murr sichtbar machen sollte, steht nun – nichts. Die Apfelskulptur, die dort prangte, wurde am Montag vollends abgebaut. Da die Partnerschaft seit dem russischen Angriff auf die Ukraine auf Eis liegt, drängt sich der Verdacht auf, dass dies auch der Grund für den Abbau sein könnte.

Eine Anfrage beim Landratsamt ergibt ein: Jain. „Am Freitag wurde das Kunstwerk des Künstlers Bär Schöller, das sich am Dmitrow-Kreisverkehr befand, abgebaut“, bestätigt die Pressesprecherin Isabelle Kübler. Die Skulptur habe immer mehr Sorgen wegen ihrer Standsicherheit bereitet. „Insbesondere ihre starke Windanfälligkeit sowie der damit verbundene Wartungsaufwand, wie das regelmäßige Kontrollieren und Nachjustieren der Abspannungen, stellten eine dauerhafte Herausforderung dar“, so Kübler.

Wie der Kreisel zu seinem Namen kam

Um die Risiken für Verkehrsteilnehmer zu senken, sei die Skulptur nun abgebaut worden. Jedoch – und hier kommt der Ukraine-Krieg ins Spiel – ist bis auf Weiteres wohl nicht geplant, sie wieder aufzustellen. „Aufgrund der aktuell nicht einfachen Partnerschaftsbeziehungen wird vorerst kein neuer Standplatz für die Skulptur gesucht. Dies erfolgt dann zu gegebener Zeit, sollten sich die Verhältnisse wieder verändern“, erklärt die Sprecherin.

Der Kreisverkehr befindet sich zwischen Rudersberg und Allmersbach, wo die beiden Landesstraßen  1080 und 1120 aufeinandertreffen. Im Volksmund ist der Kreisverkehr als „Rettichkreisel“ bekannt, weil dort früher ein Landwirt prachtvolle Rettiche verkauft hat. Auch heute finden sich dort Obststände und, zur wärmeren Jahreszeit, Blumenbeete zum Selbstpflücken.

Seit einiger Zeit trägt der Kreisverkehr aber den offiziellen Namen Dmitrow-Kreisel – als Symbol der Partnerschaft des Rajon Dmitrow (ein Rajon entspricht in etwa den Landkreisen hierzulande) mit dem Rems-Murr-Kreis. Als „Partner in Europa“ wurden die beiden Kreise auf der eigens aufgestellten Apfelskulptur bezeichnet. Die Partnerschaft besteht schon seit 1991 und hatte unter anderem das Ziel, die damals aufkommende private Landwirtschaft in Russland zu unterstützen und Begegnungen zwischen Deutschland und Russland zu fördern. Auch Politiker, Schulen und Vereine pflegten lange einen Austausch.

Partnerschaft mit Dmitrow liegt auf Eis

Das Kunstwerk stand lange Zeit zunächst in der Mitte des Kreisverkehrs. Als das Land Baden-Württemberg es in vorauseilendem Gehorsam mit der Umsetzung einer EU-Richtlinie zu potenziell gefährlichen Kreiselkunstwerken ganz besonders genau nahm, wurde der stählerne Apfel im Jahr 2016 aber an den Rand des Kreisels gestellt – man wollte ihn also behalten.

Doch spätestens mit dem russischen Angriff auf die Ukraine wurde der Ton ein anderer. Richard Sigel, Rems-Murr-Landrat und normalerweise für eher sachlich-harmonische Töne bekannt, beklagte im Frühjahr 2022 ein in seinen Augen „unerträgliches“ Schreiben aus dem Partnerlandkreis, mit dem dieser sinngemäß um moralische Unterstützung für den Krieg in der Ukraine gebeten habe. Seitdem liegen die partnerschaftlichen Beziehungen zu Dmitrow erst einmal auf Eis. Noch im Herbst 2023 berichtete die Lokalzeitung, das Landratsamt habe aber keine Pläne, den Kreisverkehr umzubenennen.