Sahra Wagenknecht ist weg – und die Linke muss um ihr Überleben kämpfen. Auf ihrem Parteitag in Halle zeigt sie sich recht diszipliniert. Dennoch wird der Wiedereinzug in den Bundestag schwer, kommentiert unser Korrespondent Tobias Peter.
Der Vorsitzende der verbliebenen Linken-Gruppe im Bundestag, Sören Pellmann, hat die Lage seiner Partei nach der Abspaltung durch Sahra Wagenknecht in einem treffenden Bild beschrieben: Wer ein reinigendes Gewitter herbeigewünscht habe, der habe bald feststellen müssen, dass der Blitz den Stamm gespalten habe. So hat es Pellmann beim Bundesparteitag in Halle gesagt. Und es stimmt: Die Linke muss um ihr Überleben kämpfen. Wenn sie im kommenden Jahr am Wiedereinzug in den Bundestag scheitert, könnte sie für immer in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.
Warum der Linken wenig zugetraut wird
Wagenknecht war über viele Jahre in der Linken die Reizfigur nach innen und die Galionsfigur nach außen. Jetzt – da sie gegangen ist – regelt den Rest der Markt. Die AfD und Wagenknechts neues Bündnis sammeln Protestwähler erfolgreicher ein als die Linke. Mit dem Angebot, sozialpolitisch linke Forderungen mit einem harten Kurs in der Migrationspolitik zu verbinden, trifft Wagenknecht den Zeitgeist besser als die Linken. Für die könnte zwar eine Lücke dadurch entstehen, dass die Grünen sich unter ihrem voraussichtlichen Kanzlerkandidaten Robert Habeck weit in die Mitte bewegen. Nur: Die Partei „Die Linke“ ist seit Jahren so chronisch zerstritten, dass niemand ihr zutraut, auf Bundesebene eine regierungsfähige Kraft zu sein. Wer weder als Protestpartei noch fürs Regieren gebraucht wird, ist überflüssig.
Es ist ein Zeichen des Überlebenswillens, dass sich die Partei nun recht diszipliniert gezeigt hat. Die Delegierten haben die neuen Vorsitzenden Ines Schwerdtner und Jan van Aken mit guten Ergebnissen gewählt. An ein Ende des Streits zu glauben, wäre angesichts des bisherigen Umgangs in der Partei aber naiv. Die Linke wird nun versuchen, sich irgendwie in den nächsten Bundestag zu retten – und sei es über drei Direktmandate im Osten. Der Ausgang ist ungewiss.