Vor allem treten derzeit offenbar junge Männer in die FDP ein. Foto: dpa/Michael Kappeler

Die FDP möchte eigentlich weiblicher werden, doch tatsächlich wird die Partei immer männlicher. Droht eine Monokultur von Männern?

Die FDP möchte weiblicher werden - bisher gelingt ihr das aber offenbar nicht: „Die Zahl der Frauen in der FDP sinkt, weil überproportional Männer eintreten“, sagte das Ombudsmitglied der Partei, Christopher Gohl, am Samstag auf dem Parteitag in Berlin. „Wir machen Rückschritte. Wenn es nach den Neueintritten ginge, wären wir praktisch eine Monokultur von Männern.“ Es träten vor allem junge Männer ein.

Die FDP hatte zuletzt ungefähr 80 Prozent Männer unter ihren Mitgliedern. Gohl ist als Ombudsmitglied dafür zuständig zu überprüfen, inwiefern Beschlüsse der Bundesparteitage umgesetzt werden. 

In seiner Rede verwies er auf die Beschlüsse des Parteitags im Jahr 2019, wonach die FDP  den Frauenanteil in Ämtern und Mandaten erhöhen will. Dazu sollen unter anderem Zielvereinbarungen für die einzelnen Parteigliederungen bis hin zu Ortsverbänden beschlossen werden.

Man müsse vor Ort anfangen

Es gebe hier „ein Umsetzungsdefizit“, sagte Gohl zu den Zielvereinbarungen. Er wolle niemandem die Schuld daran zuweisen. Allerdings solle nun umgedacht werden: „Wir sollten nicht warten auf zentrale Umsetzung aus Berlin, wir sollten vor Ort anfangen.“

Gohl betonte: „Wenn wir jetzt weit hinter unseren Zielen liegen, eine weiblichere Partei zu werden, wenn wir sogar bergauf kämpfen, dann ist es kein Problem der Frauen, die schon da sind, es ist auch kein Frauenproblem, sondern es ist ein Problem von uns allen - auch von Vorständen quer durch, die dieses Problem ignorieren.“

Den Parteimitgliedern an der Basis empfahl Gohl unter anderem, Freundinnen anzusprechen, ob sie in die FDP eintreten wollten, und weibliche Parteimitglieder nach ihren Erfahrungen zu befragen. „Frauen erleben in der Regel eine andere Partei als Männer“, sagte er. „Die hören Mist, den andere nie hören.“

„Männer reden zu lang“

Außerdem müsse die Parteiarbeit familienfreundlicher gestaltet werden. Und in Sitzungen müssten sich die männlichen Mitglieder auch mal zurücknehmen: „Eine Daumenregel ist: Männer reden zu lang.“

„Eine Monokultur von Männern würde uns schwächen und weniger attraktiv machen“, warnte Gohl. „Und fehlende Perspektiven würden uns auch programmatisch schwächen.“