136 Wohnungen baut die Hofkammer im Baugebiet Parksiedlung Nord-Ost in Ostfildern. Das Projekt war lange umstritten. Jetzt sind die Wohnungen im ersten Haus bereits zu 80 Prozent verkauft.
Die fünf Hochhäuser an der Aufstiegsstraße der Parksiedlung Nord-Ost ziehen die Blicke schon von Weitem auf sich. Der neue Stadteingang von Ostfildern setzt architektonisch Akzente. Die ersten Bewohnerinnen und Bewohner haben ihre Wohnungen schon bezogen. Vor einigen Türen stehen Schuhe und Spielsachen. Lange war das Bauprojekt nicht allein wegen seiner Größe umstritten. Mehrfach musste die Stadt den Bebauungsplan ändern. Nun vermarktet die Hofkammer Projektentwicklung die Wohnungen, deren besonderen Reiz der Blick ins Neckartal ist.
Mit der Nachfrage ist Achim Geisbauer, der Geschäftsführer der HKPE, sehr zufrieden. Man vermarkte die Wohnungen je nach Fertigstellung der einzelnen Gebäude – begonnen habe man mit den Häusern E und D. Von Haus E seien schon 80 Prozent der Wohnungen verkauft, sagt der Chef. Die Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen kosten zwischen 422 000 Euro und 1,2 Millionen Euro.
Das Großprojekt in der Danziger Straße mit den bestehenden Einfamilienhäusern in Einklang zu bringen, war in den vergangenen Jahren nicht einfach. Lange hatten Anwohner gegen die Pläne protestiert. Wegen der Parkplatzfrage gab es auch mit dem Chef der angrenzenden Shishabar Probleme. Der Bebauungsplan beschäftigte zudem den Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Mannheim – drei Anläufe musste Ostfildern nehmen. Dann gab es zuletzt ein sogenanntes Heilungsverfahren des VGH. Seit den ersten Gesprächen über ein mögliches Bauprojekt auf dem Gelände sind fast 15 Jahre vergangen. Derzeit seinen aber keine gerichtlichen Verfahren mehr bei dem Projekt anhängig, teilt Tanja Eisbrenner, die Pressesprecherin von Ostfildern, auf Nachfrage mit.
„Uns war es wichtig, mit der Stadt und mit den Anwohnern gute Lösungen zu finden“, sagt Achim Geisbauer mit Blick auf den schwierigen Diskussionsprozess in der Stadt Ostfildern und mit den Anwohnern. Ein Knackpunkt war die Parkplatzfrage. Zusätzlich zu den rund 150 Stellplätzen in der Tiefgarage lässt die Hofkammer oberirdisch weitere 66 Parkplätze anlegen.
Mit dem Architekturbüro SAM in Zürich habe man Planer gefunden, die nicht nur städtebaulich eine gute Lösung geliefert, sondern auch „Wohnkomfort und moderne Architektur verbunden“ hätten. Die Architekten hatten einen Realisierungswettbewerb für sich entschieden, an dem laut Geisbauer etliche internationale Büros teilgenommen haben.
Der Schweizer Architekt Christoph Schneider und sein Team arbeiten in den fünf Geschossbauten mit unterschiedlichen Elementen; das zeigt sich schon an den Fluren. Die sechs Ebenen sind über ein Treppenhaus mit Geländern verbunden, die auf ein Tageslicht-Dachfenster zulaufen. Das Spiel mit geometrischen Schrägen macht den Blick nach oben besonders reizvoll. Selbst die Tiefgarage, von den Architekten „Einstellhalle“ genannt, ist ein Hingucker mit Blick ins Neckartal.
Die Wohnungen sind großzügig geschnitten und haben Terrassen oder Balkone. „Da lässt sich der Blick auf die Landschaft des Neckartals mit den Weinbergen genießen“, schwärmt Geisbauer. „Wer sich die Grundrisse der Häuser im Detail anschaut, wird sofort erkennen, dass die Häuser nicht identisch, sondern gespiegelt und zueinander verdreht sind“, erklärt er. Dies führe dazu, dass ein Großteil aller Wohnungen „einen atemberaubenden Blick“, mindestens jedoch Blickachsen auf das Neckartal, von Stuttgart bis Esslingen, habe – tagsüber und insbesondere nachts, wenn das Neckartal zum Lichtermeer wird. In der Musterwohnung steht ein Bild, des Künstlers Ferdinand Holder von 1915, auf dem fünf Tänzerinnen jeweils gedreht stehen: „So haben das auch die Architekten umgesetzt.“
Streuobstwiesen im Umfeld
Gärten haben die fünf Häuser mit insgesamt 136 Wohnungen nicht. Im Umfeld sollen Wiesen mit Streuobstbäumen angelegt werden, um für ein grünes Umfeld zu sorgen. Bei Wärme und Energie haben die Planer auf Effizienz gesetzt. „Die Bauweise mit hoher Wärmedämmung der Gebäudehülle und eine effiziente, moderne Haustechnik sparen Energie durch den schonenden Umgang mit Ressourcen“, sagt Geisbauer.
Ende des Jahres 2022 hatte das Bauprojekt zunächst negativ von sich reden gemacht, als Erdaushub auf die darunter liegende Breslauer Straße abrutschte. Das behinderte den Verkehr und belastete die Anwohner. „Die neuen Gebäude stehen sicher, denn wir haben eine Hangentwässerung eingebaut“, versichert Geisbauer. Der Hang selbst sei von dem Erdrutsch damals nicht betroffen gewesen.
Wie geht es bei der Projektentwicklung der Hofkammer weiter? „Stand heute hat das Haus Württemberg noch nicht entschieden, ob alle Gebäude und deren Wohnungen veräußert werden, möglicherweise wird ein Teil im eigenen Bestand gehalten“, sagt Geisbauer. Mit einer finalen Entscheidung lasse man sich Zeit. Bei den Häusern A, B und C sei man gerade am Innenausbau. Sie sollen nach den Sommerferien fertig sein.
Umstrittenes Bauprojekt
Lange Vorgeschichte
Nach diversen Umplanungen und Neuauflagen des Bebauungsplans, die auch durch vielfältige nachbarschaftsrechtliche Einsprüche und damit einhergehend Gerichtsverfahren notwendig wurden, erhielt die Hofkammer Anfang 2021 die Baugenehmigung. Nach der Umsetzung der artenschutzrechtlichen Maßnahmen begannen im Herbst 2021die Bauarbeiten.
Partner der Stadt
Die HKPE Hofkammer Projektentwicklung, eine zum Haus Württemberg gehörende Konzerntochter, hat das Grundstück der ehemaligen Gärtnerei Raisch in Ostfildern am Neckarhang bereits vor 14 Jahren erworben. Das Haus Württemberg ist seit Jahrzehnten partnerschaftlich mit der Stadt Ostfildern verbunden und hat nun auch einen Stadteingang realisiert.