Die Parkplätze vor den Hochschulen in Ludwigsburg waren bisher kostenlos. Das ändert sich bald. Studierende und Angestellte kritisieren das Ticketsystem und befürchten bald keinen Platz mehr zu bekommen.
„Bodenlos“, „Geldmacherei“, „Kein Anreiz für einen Umstieg auf die Bahn“. Die Studierenden und Angestellten der Pädagogischen Hochschule (PH) und der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg (HVF) sind sehr enttäuscht von dem neuen Parkkonzept an ihrer Hochschule. Vom 20. Dezember an müssen sie für das Parken auf den Hochschulplätzen zahlen. Das sieht das neue Konzept der Parkhausgesellschaft Baden-Würtemberg (PBW) vor, das deren Vorsitzende Anja Müller am Dienstag in der Pädagogischen Hochschule präsentierte.
Über 200 Interessierte bei Infoveranstaltung der PBW
Mehr als hundert Studierende, Professoren und Angestellte der beiden Hochschulen sind gekommen. Insgesamt 140 haben online zugehört. Künftig haben sie zwei Möglichkeiten, um ihr Auto auf einem der drei großen Parkplätze beim Favoritepark abzustellen, so Müller.
Studierende können für 100 Euro ein Semesterticket erwerben, Landesbedienstete zahlen 25 Euro im Monat oder greifen auf ein Tagesticket zurück. In diesem Fall zahlen sie je angefangene Stunde einen Euro bis zu einem Tageshöchstsatz von maximal drei Euro. In beiden Fällen müssen sie sich ein Kundenkonto bei der PBW erstellen und ihr Autokennzeichen hinterlegen. Der Parkplatz soll dann mit einer Schranke gesichert werden. Erkennt eine installierte Kamera das hinterlegte Kennzeichen, öffnet sich die Schranke. Die Gebühren für die Tagestickets müssen dann monatlich bezahlt werden, so Anja Müller im Auftrag der PBW. Daneben sollen Gäste der Hochschulen ein Kurzparkticket an einem Automaten kaufen können.
Studierende und Angestellte der Hochschulen: „Das Ticket ist zu teuer“
Viele der Studierenden und Angestellten finden das zu teuer. Eine Studentin sagt, dass sie eh schon sehr wenig Geld zur Verfügung habe, zusätzlich 100 Euro im Monat könne sie sich kaum leisten. Andere wären dagegen sogar bereit, mehr zu zahlen. Ein Professor aus dem Publikum sagt, dass er gut verdiene, andere Angestellte der Hochschule dagegen nicht.
Dass beide den gleichen Preis zahlen müssen, findet er nicht gerecht. Eine andere Person ergänzt, dass Studierende, nur während dem Semester an die Hochschule fahren und das Semesterticket in den Ferien überhaupt nicht in Anspruch nehmen würden. Eine Studentin findet die Kosten gar „bodenlos“ und stellt fest „die Parkplätze gibt es seit vielen Jahren und waren immer kostenlos“. Sie frage sich, warum gerade jetzt Gebühren fällig werden?
Grün-Schwarze Landesregierung will Autoverkehr reduzieren
Darauf entgegnet Anja Müller, dass sie nun das umsetzte, was das Land 2018 beschlossen habe. Damals legte die grün-schwarze Regierung fest, schrittweise für alle landeseigenen Parkplätze, Gebühren zu erheben. Das Ziel dahinter: Autofahren möglichst unattraktiv zu machen. Verkehrsminister Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen) begründete diesen Schritt damit, dass es nicht mehr in die Zeit passe, Parkplätze kostenlos zur Verfügung zu stellen und damit Anreize zu setzen, mit dem eigenen Auto zu fahren. Dagegen sollen Bürger für Öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad motiviert werden.
Auch im Vorlesungssaal der Pädagogischen Hochschule ist man sich einig, dass weniger Auto gefahren werden muss. Ein Mann aus dem Publikum kritisiert aber die mangelnden Alternativen. „Die S-Bahn zur Hochschule ist zu Stoßzeiten häufig überfüllt“ entgegnet er, und ein anderer verweist darauf, dass er kaum aus einem Stuttgarter Vorort mit dem Fahrrad nach Ludwigsburg kommen könne.
Ticketverkauf im November: Nur die schnellsten bekommen ein Dauerticket
Für die 800 Hochschulparkplätze soll ein bestimmtes Kontingent an Semestertickets und Dauerparktickets freigehalten werden. Wie groß dieses Kontingent an Dauertickets sein soll, konnte auf Nachfrage nicht beantwortet werden. Alle, die ein Dauerticket haben, hätten dagegen eine Garantie auf einen freien Parkplatz. Ab dem 18. November könne man ein Ticket für einen der drei Parkplätze der Hochschulen kaufen. Die Studierenden und Angestellten vermuten, dass sie schnell vergriffen sein werden und kritisieren dieses „Windhundverfahren“. Wer zu langsam ist, müsse dann eben auf die Variante Tagesticket zurückgreifen.
Weil aber auf den Parkplätzen immer einige Plätze für die Dauerparktickets freigehalten werden müssen, befürchten einige nun, in Zukunft keinen Parkplatz mit einem Tagesticket zu bekommen.
Denn bereits jetzt, ist der Parkplatz häufig voll. Sie sind begehrt. Denn seit etwa einem Jahr fallen auch hier Parkgebühren an. Ein paar Studierende erzählen deshalb, dass sie sich jetzt schon überlegen, wie weit sie in Zukunft fahren müssen, um den nächsten kostenlosen Parkplatz zu finden.
Die Parkplätze
Parkplatz eins: Eduard-Spranger-Straße
Parkplatz zwei:
Reuteallee
Parkplatz drei: Fröbelstraße