Im Waldheim können Kinder ihre Ferien genießen, spielen, alte und neue Freunde finden. Foto: dpa/Uwe Anspach

Wegen Corona gibt es für die Waldheimferien auch in diesem Jahr strenge Auflagen. Darum reduzieren Veranstalter die Gruppengrößen. Bei manchen Eltern führt das zu Betreuungsproblemen. Das Beispiel Bernhäuser Forst.

Bernhausen - In den vergangenen Wochen sind die Coronazahlen in Baden-Württemberg gesunken. Die Inzidenz lag zuletzt stabil und deutlich unter zehn Fällen pro 100 000 Einwohnern in sieben Tagen. Im Landkreis Esslingen betrug sie am 6. Juli 4,0, im Landkreis Böblingen 5,9 und in Stuttgart 8,0. Die Landesregierung hat darauf reagiert und zum 1. Juli noch einmal eine neue Coronaverordnung für die Kinder- und Jugendarbeit herausgegeben. Diese sieht gegenüber der Version von Anfang Juni Lockerungen vor. So können nun doch mehr Kinder ins Waldheim und die Maskenpflicht entfällt weitgehend. Der Vorsitzende der AG Kinder-Stadtranderholung Waldheime in Stuttgart, Jörg Schulze-Gronemeyer, hat das begrüßt: „Wir sind sehr beruhigt über die Ergebnisse“, wurde er vor Kurzem in den Medien zitiert.

Eltern sehen das teils anders. Denn wegen der coronabedingten Auflagen bieten die Waldheime bei Weitem nicht so viele Plätze an wie üblich. Wie viele Kinder sich gleichzeitig auf einem Gelände aufhalten dürfen, hängt vor allem von der Inzidenz ab. Schulze-Gronemeyer spricht von insgesamt 4500 statt sonst 9000 Plätzen. Damit dennoch möglichst viele Kinder zum Zug kommen, wurden vielerorts die Waldheimabschnitte aufgebrochen. In den großen Waldheimen dauert ein Abschnitt meist zwei Wochen. Jetzt dürfen die Kinder oft nur in einer der beiden gebuchten Wochen kommen. So wird die Gruppengröße halbiert.

Eltern stehen ohne Alternativen da

Für diese Vorgehensweise hat sich auch das Leitungsteam des Waldheims Bernhäuser Forst entschieden. Die Eltern wurden Ende Juni darüber informiert. „Das gibt uns Planungssicherheit für die Durchführbarkeit des Waldheimsommers. Tut mir leid, wenn Sie das ebenfalls vor erneute Herausforderung stellt“, heißt es in dem Brief des Waldheimleiters Matthias Gebhardt. Ein Vater aus Filderstadt kann darüber nur müde lächeln. „Unsere Kinder, neun und elf Jahre, waren leider während der Pandemie, wegen ausgefallener Freizeitangebote länger und öfter allein daheim, als wir das eigentlich wollen und gut finden. Die Kinder freuten sich schon auf die ,Ferienbetreuung’ und erleben nun die Absage und die ,Verzweiflung’ der Eltern, da wir auch ohne Alternativen dastehen“, heißt es in einer E-Mail an unsere Zeitung. Andere Angebote seien alle schon voll belegt oder die Anmeldezeiten abgelaufen. Einen Antrag bei der Krankenkasse zu stellen auf bezahlte Kinderbetreuung sei mit hohen Hürden verbunden, damit habe er schon Erfahrung gesammelt, schreibt der Familienvater. Er kritisiert auch, dass Corona-Einschränkungen vielerorts gelockert worden seien, dass private Feiern, Kultur- und Sportveranstaltungen wieder mit vielen Gästen möglich seien und Freizeitparks ohne Einschränkungen öffnen dürfen. Aber fürs Waldheim gebe es hohe Hürden. Das sei nicht nachvollziehbar.

Waldheimleitung verweist auf Sicherheit und Verlässlichkeit

Matthias Gebhardt kann diese Verärgerung verstehen. „Wir haben vielerlei Reaktionen bekommen. Viele können nicht verstehen, dass wir die Gruppengröße reduzieren, wo andernorts geöffnet wird“, sagt er. Das Team habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Doch Sicherheit und Verlässlichkeit für Kinder, Eltern und Mitarbeiter hätten Vorrang. „Wenn wir kurz vor Beginn oder gar unter Volllast doch noch mal die Teilnehmerzahl reduzieren müssen, weil die Inzidenz steigt, ist auch niemandem geholfen“, argumentiert Gebhardt.

Er und sein Team kalkulieren mit 120 Personen pro Waldheimwoche. Dies entspricht den Vorgaben der alten Coronaverordnung bei einer Inzidenz höher zehn und kleiner 35. Gemäß der neuen Coronaverordnung sind in diesem Bereich 180 Personen in geschlossenen Räumen zulässig – und Waldheim findet nun mal zumindest teilweise in geschlossenen Räumen statt. Matthias Gebhardt gibt aber zu bedenken, dass bei dieser Personenzahl sämtliche Mitarbeiter mitzählen. Und er weist darauf hin, dass in geschlossen Räumen das Abstandsgebot gelte und die Räume im Bernhäuser Forst beengt seien. Daher könne man die Zahl nicht ausreizen. „Wir sind verantwortlich gegenüber Kindern, Eltern und Mitarbeitern“, betont Matthias Gebhardt und ergänzt: Sein Waldheim habe auch viele positive Rückmeldungen bekommen, eben weil das Team so vorsichtig sei.