Die Mörike-Apotheke in Plattenhardt – im Bild die Apothekerin Pia Reißing – impft gegen Corona. Pro Woche sind es aktuell 12 bis 24 Impflinge an zwei Tagen. Foto: Caroline Holowiecki

Die Zahl der Corona-Infektionen steigt, das Thema Immunisierung – monatelang war es darum still geworden – wird wieder präsenter. Aber wo gibt’s die Spritzen überhaupt? Und wie ist die Nachfrage?

Corona macht keine Ferien. Die Infektionszahlen steigen deutlich, die Sommerwelle hat die Region im Griff. Das Thema Impfung, monatelang aus der öffentlichen Diskussion weitgehend verschwunden, rückt wieder in den Vordergrund. Nur: Wo kann man sich die Spritze holen?

Auf dem eigens vom Land eingerichteten Impfportal „Dranbleiben BW“ liest man, dass in vielen Hausarztpraxen geimpft wird. „Zusätzlich gibt es in jedem Stadt- oder Landkreis kleine, fest verankerte Impfstationen. Die Landesregierung hat dazu beschlossen, die niedergelassenen Arztpraxen mit mobilen Impfteams zu unterstützen.“

Der Impfbus hält noch in den Kommunen

Im Kreis Esslingen ist der umherfahrende Impfbus das Mittel der Wahl. Die Kommunen, die er ansteuert, veröffentlichen die Stopps. In Filderstadt etwa, das liest man auf der Homepage der Stadt, hält er am 30. Juni, am 14. Juli und am 28. Juli jeweils zwischen 12 und 14 Uhr am Rathaus Sielmingen, danach, auch dies ist leicht online zu finden, fährt das Mobil weiter nach Echterdingen, um von 15.30 bis 17.30 Uhr auf dem Kirchplatz vor dem Rathaus Impflinge zu empfangen.

Darüber hinaus werden die Infos dürftiger. Zentrale Stellen für den Kreis Esslingen gibt es seit einer Weile nicht mehr. Die sechs Impfstützpunkte haben Ende März geschlossen, sagt Andrea Wangner, die Sprecherin im Landratsamt. „Wir veröffentlichen den Fahrplan des Impfbusses, sonst haben wir keinen Überblick“, sagt sie. Impfwillige müssten sich bei ihren Hausärzten oder in Apotheken erkundigen. Gesammelte Infos? In Leinfelden-Echterdingen etwa Fehlanzeige. „Neben den kommenden drei Impfbus-Terminen in Echterdingen haben wir aktuell keine weiteren Verweise auf Impfmöglichkeiten, weder online noch in gedruckter Form“, teilt der Sprecher Sven Buchmaier mit. Die Stadt Esslingen nennt auf ihrer Website die Impfambulanz im Dick-Areal, Filderstadt verweist online auf die Apotheke am Rathaus in Sielmingen und die Mörike-Apotheke in Plattenhardt.

Aktuell holen sich viele Ältere ihre vierte Impfung

Wie läuft es dort? Dschihad Wagner, der Chef der Apotheke am Rathaus, bemerkt tatsächlich, dass vielen Menschen Informationen fehlen, wo sie sich impfen lassen können. „Es kommen durchaus Leute aus den umliegenden Kreisen und auch aus Leinfelden-Echterdingen“, sagt er. Er und sein Team immunisieren täglich vormittags ohne Termin, und aktuell kämen vor allem Ältere, um sich die vierte Impfung zu holen, sowie Urlauber. Allerdings sei die Nachfrage „auf sehr niedrigem Niveau“. Dschihad Wagner spricht von zwei bis drei Personen pro Tag.

Blanka Wagner, sie ist die Geschäftsführerin der Mörike-Apotheke und trotz gleichen Nachnamens nicht verwandt mit dem Kollegen aus Sielmingen, ist grundsätzlich zufrieden. Zwölf bis 24 Personen würden pro Woche freitags und samstags nach Anmeldung geimpft. „Wir haben immer wieder Erstimpfungen, über die ich mich besonders freue. Das sind Leute, die keinen Hausarzt haben“, sagt sie, darunter seien auch Ukrainer. Sie erhalte viel Lob für das niederschwellige Angebot. Ob angesichts zunehmender Infektionen die Impfzahlen wieder steigen werden? „Ich würde es mir wünschen“, sagt Blanka Wagner. Gerade die Drittimpfung sei essenziell. „Wir machen das aus tiefer Überzeugung.“

Im Kreis Esslingen laufen die Impfungen schleppend

Auch der Impfbus, der täglich zwei Stationen ansteuert, wird durchaus aufgesucht. „In der vergangenen Woche (KW 24) haben sich an vier Tagen 140 Personen impfen lassen. Wie auch in den Vorwochen waren etwa die Hälfte der Impfungen sogenannte Viertimpfungen“, teilt Andrea Wangner mit. In den zwei Wochen zuvor seien es 92 beziehungsweise 137 gewesen. Dennoch: Grundsätzlich läuft es im Kreis Esslingen schleppend. In puncto Impfquote rangiert er im Mittelfeld. Von den 533 617 Einwohnern haben laut Sozialministerium bis zum 13. Juni 69,2 Prozent eine Erst-, 69,8 Prozent eine Zweit- und 53,9 Prozent eine Auffrischungsimpfung erhalten. Zum Vergleich: Im Landesschnitt liegen diese Werte bei 71,1, 71,7 und 55,4 Prozent.

Allerdings: Diese Werte sind jeweils unvollständig, sie dienten nur der Orientierung, sagt der Ministeriumssprecher Florian Mader. Es fehlten die Zahlen der Mehrheit der Betriebsärzte, der Apotheken und der Privatärzte. Auch meldeten niedergelassene Ärzte nur den Sitz der Praxis, nicht die Postleitzahl des Impflings. Die – vollständige – Quote der Erst-, Zweit- und Auffrischimpfungen in Baden-Württemberg gibt das Robert-Koch-Institut am 21. Juni mit 75,2, 73,9 und 62,1 Prozent an.