Robin Hood (Taron Egerton) kämpft mit harten Bandagen. Foto: Studiocanal - Studiocanal

Ein ums andere Mal wurde die Geschichte von Robin Hood, dem Rächer der Enterbten, schon verfilmt. Nun bringt der Brite Otto Bathurst eine neue Version der altbekannten Geschichte.

EsslingenDer Erzähler warnt schon zu Beginn des Films: „Vergessen Sie die Geschichte. Vergessen Sie alles, was Sie wussten.“ Und tatsächlich wird schnell klar, dass Otto Bathursts neuer „Robin Hood“ anders ist als frühere Leinwand-Abenteuer mit Errol Flynn, Kevin Costner oder Russell Crowe. Bathursts Actionfilm unterscheidet sich vor allem optisch von seinen Vorgängern. Und er beginnt mit einem Diebstahl: Die junge Marian (Eve Hewson) versucht, ein Pferd zu stehlen, und wird vom smarten Robin von Loxley (Taron Egerton) ertappt. Die beiden verlieben sich, heiraten und genießen das Leben – bis Robin auf Anweisung des Sheriffs von Nottingham (Ben Mendelsohn) an den Kreuzzügen teilnehmen muss. In hektischen Actionszenen kämpft Robin gegen den vermeintlichen Feind und dessen absurd moderne Waffen. Als er vergeblich zu verhindern versucht, dass sein Kommandeur den Sohn des Gefangenen Yahya (Jamie Foxx) tötet, wird er zurück nach England geschickt.

Nach seiner Rückkehr findet Robin sein Anwesen zerstört vor. Der rücksichtslose Sheriff von Nottingham hat ihn für tot erklärt und seinen Besitz konfisziert. Und Marian hat ihm nicht die Treue gehalten. Robin beobachtet, wie sie Will (Jamie Dornan) küsst, den Anführer des Widerstands gegen den Sheriff und den korrupten Kardinal. Ob er seine Liebe zurückgewinnen kann? Robin verbündet sich mit Yahya, der sich nun John nennt und ihn das Bogenschießen lehrt. Gemeinsam geht das Duo auf gewagte Raubzüge. Wegen seiner Kapuze (englisch: Hood) bekommt Robin vom Volk den Namen The Hood. Finanziell nun obenauf, mischt er sich unter die feine Gesellschaft und erschleicht sich die Gunst des Sheriffs, während er als Hood dessen bösartige Machenschaften sabotiert.

Korrupte Politiker, Fremdenfeindlichkeit, der selbstlose Kampf für Gerechtigkeit – mit diesen Themen sollte der Film wohl modern und relevant sein, doch er behandelt sie nur oberflächlich. Falls die Macher eine Botschaft rüberbringen wollten, hat sie hier die Qualität eines Facebookspruchs auf einem Sonnenuntergangsfoto. Viel schlimmer aber sind die ebenso sinnlosen wie langweiligen Actionszenen, die plattitüdenhaften Dialoge, die unsägliche Optik und die Kostüme, deren Designer sich nicht zwischen Modenschau, H&M und „Game Of Thrones“ entscheiden konnten.

Es ist ein schlechtes Zeichen, wenn ein Regisseur mit seinem eigenen Film unzufrieden ist. „Wir haben versucht, viel in diesen Film zu quetschen“, verrät Otto Bathurst. „Es gab Momente, wo es geknarzt hat und es aus dem Ruder gelaufen ist. Dann mussten wir einiges wieder rausnehmen, und diese Löcher merkt man dem Film vielleicht auch an.“ Das ist noch milde ausgedrückt. Man muss es den Machern dieses Films zugute halten, dass sie es mit einem neuen Ansatz versucht haben. Allerdings ist dieser Versuch völlig missglückt. Es sieht billig aus und ist nicht schlüssig. Nottingham zum Beispiel ist im Film eine seltsam künstliche Industriestadt, wichtigster Wirtschaftsträger sind die Minen, die es in Nottingham nie gab. Die Macher hatten alles anders machen wollen als bei den vorherigen Filmen über den berühmten Dieb. Die Ironie ist, dass ihr „Robin Hood“ nicht annähernd an die Vorgänger herankommt. Diesen glücklosen Murks können selbst die Stars Taron Egerton und Jamie Foxx nicht retten. Wer es dennoch bis zum Ende des Films schafft, stellt fest, dass er auf eine Fortsetzung ausgelegt ist. Ob es dazu kommt, bleibt offen. Denn Bathursts „Robin Hood“ klaut nicht nur Geld, er stiehlt zwei Stunden wertvolle Lebenszeit.

In Otto Bathursts „Robin Hood“-Film wandelt Taron Egerton auf den Spuren von Kevin Costner. Mit Pfeil und Bogen bewaffnet, legt er sich mit dem Sheriff von Nottingham an. Die ungewöhnliche Optik kann nicht über die vielen Schwächen dieser neuen Verfilmung einer altbekannten Geschichte hinwegtäuschen.