Auf Erkundungstour in der Region – zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Heute: das Ostkastell in Welzheim.
Salve“, grüßt der in eine weiße Tunika und helle Lederhosen gewandete Praepositus des Numerus Brittonum freundlich, dann geleitet er die Besucher durchs Tor. Ob der Empfang für Wildfremde im Ostkastell Welzheim anno 200 nach Christus genauso freundlich gewesen wäre? Da sind Zweifel angebracht. Denn die Soldaten, die hier stationiert waren, hatten die Aufgabe, die römische Grenze zu sichern. Ungebetene Gäste vor dem Westtor wären von den Brittonen, die hier Stellung hielten, wohl mit einer Ladung fliegender Speere empfangen worden. Heute aber heißt es in Welzheim: „Salve viator adveniens – Sei gegrüßt ankommender Reisender.“ Besucher können hier für einige Stunden in die längst versunkene Welt der Römer eintauchen.
Was ist die Besonderheit an Welzheim?
Auf dem Gebiet der heutigen Stadt befanden sich gleich drei römische Kastelle, die am rund 550 Kilometer langen obergermanischen Limes lagen – einer beeindruckenden Grenzbefestigung, mit der die Römer ihre Macht demonstrierten und die seit dem Jahr 2005 ein Unesco-Weltkulturerbe ist.
Wo und wie findet man römische Spuren?
Am besten folgt man der Beschilderung des neuen, drei Kilometer langen Limeserlebniswegs, der quer durch Welzheim und zu den Stellen führt, an denen sich sichtbare und nicht sichtbare Überbleibsel aus der Römerzeit befinden. Zum Großteil überbaut worden ist das mit rund 4,3 Hektar beeindruckend große Westkastell, in dem einst 500 Soldaten mit ihren Pferden untergebracht waren. Aufgabe dieser mobilen Einsatztruppe war es, germanischen Eindringlingen Paroli zu bieten. Gegenüber des Welzheimer Bahnhofs steht ein rekonstruierter Abschnitt der Umwehrungsmauer und des Grabens des Westkastells.
Wieso gehört das Ostkastell Welzheim dem Land Baden-Württemberg?
Beinahe wäre auch das Gelände des Ostkastells überbaut worden, doch das Land erwarb die rund zwei Fußballfelder große Fläche und bewahrte das Kastell vor der Zerstörung. Nach Ausgrabungen in den 1980er Jahren wurde das Westtor des Kastells mit seinen insgesamt einst vier Toren wieder aufgebaut. Inzwischen weiß man, dass das Westtor eigentlich noch höher sein müsste. Im archäologischen Park klären zusätzlich Tafeln über das Leben in der Römerzeit auf, es gibt Steinskulpturen und Rekonstruktionen, zum Beispiel die des Tors mit zwei Türmen an der Westseite.
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Welche Überbleibsel römischen Lebens hat man auf dem Gelände des Ostkastells entdeckt?
Die Innenbebauung des Kastells, in dem rund 200 Soldaten vermutlich in Holzbaracken stationiert waren, ruht noch unter einer Gras- und Erdschicht und wartet auf zukünftige Forscher, die bessere technische Möglichkeiten haben. Nachgewiesen ist auf dem Gelände des Ostkastells aber unter anderem eine Badeanlage. Außerdem wurden vier Brunnen auf dem Gelände entdeckt, von denen drei untersucht wurden. Dabei zeigte sich, dass die Bewohner des Kastells in den nicht mehr genutzten Brunnen ihren Abfall entsorgten. Ein Glücksfall für die Archäologen, die so Rückschlüsse auf die Lebensweise und Ernährung ziehen konnten.
Was wurde in den Brunnen entdeckt?
In den bis zu vier Meter tiefen Brunnen entdeckten die Ausgräber Lebensmittelreste wie Äpfel, Zwetschgen, Trauben und Haselnüsse, aber auch Feigen. In einem Brunnen wurden zudem mehr als 100 überwiegend abgelaufene, aber gut erhaltene Lederschuhe entdeckt – die Bandbreite reichte von Sandalen bis zu Stiefeln. Ein Teil des sensationellen Schuhfunds ist im Museum Welzheim am Limeserlebnisweg ausgestellt.
Wann kann man das Ostkastell besuchen?
Das Ostkastell in Welzheim ist das ganze Jahr über frei zugänglich, die Besichtigung kostet keinen Eintritt.
Wann gibt es Aktionen im Ostkastell?
An Sonn- und Feiertagen schieben die Limes-Cicerones Wache im Kastell und erzählen aus der Römerzeit. An bestimmten Terminen bieten sie auch Nachtwachen, Nachtpatrouillen und Kastellinspektionen an. Ebenfalls auf dem Gelände aktiv sind die Mitglieder des Numerus Brittonum des Historischen Vereins Welzheim. Sie stellen die Grenzgesellschaft am Limes des 3. Jahrhunderts im römischen Welzheim dar, denn außer Soldaten lebten am Standort um das Kastell auch Händler, Handwerker und Familien der Soldaten. Interessierte haben die Möglichkeit, einen Schnuppertag zu absolvieren. Auch sucht die Römergruppe einen Schreiner, einen Zimmermann und einen Eseltreiber nebst Esel.
Mehr Informationen zum Römerleben findet man unter: www.lebenamlimes.de und www.limeserleben.de
Ab zu den Römern
Serie
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Service
Anfahrt per Auto über die B 29, dann nach Welzheim in die Rienharzer Straße 95 A. Dort gibt es einen Parkplatz am Ostkastell. An Sonntagen bietet sich von Schorndorf eine Fahrt mit der Schwäbischen Waldbahn an.