Für die Erzählung im Ostergarten Stuttgart hat sich Jesus mit seinen Jüngern mitten in die Stadt begeben. Foto: Ostergarten Stuttgart

Ein Mammutprojekt mit vielen Ehrenamtlichen: Vom 24. März bis zum 10. April spielen an die hundert Darsteller die Passionsgeschichte in einem ehemaligen Gewächshaus in Stuttgart-Sommerrain nach.

Für den diesjährigen Stuttgarter Ostergarten haben sich Jesus und seine Jünger mitten in die Stadt begeben: Da sitzen sie gemütlich auf der Wiese beim Eckensee vor der Oper und plaudern in gepflegtem Schwäbisch. Und doch geht es hier um die letzten Dinge.

Ostergeschichte plastisch und hautnah

Zum dritten Mal erzählen die Macher vom Verein Stuttgarter Ostergarten die Oster- und damit auch die Passionsgeschichte von Jesus hautnah und ganz plastisch, gewissermaßen zum Anfassen, auf einer eigens dafür eingerichteten Spielfläche, die gut 4000 Quadratmeter groß ist. Es machen mehr als hundert Akteure mit. Das ist wohl die größte Spielschau zur Osterthematik in Deutschland. Diese Schau findet nun nicht direkt in der Innenstadt statt, aber auch nicht weit weg: Einfach die S-Bahn nehmen Richtung Remstal, an der Station Sommerrain aussteigen, dann gut hundert Meter zu Fuß durch Kleingärten – und schon befindet sich dort in der Masurenstraße 31 das Gewächshaus der ehemaligen Gärtnerei Munder.

20 000 Besucher werden im Sommerrain erwartet

Zwölf Räume wurden extra eingerichtet, schon im Eingangsbereich geht es los mit einem Streichelzoo mit Esel, Schafen, Lämmern und Hasen. Die gehören noch nicht zur eigentlichen Ostergeschichte, sollen aber die Wartezeit verkürzen, denn der Ostergarten selbst ist erst vom 24. März bis zum 10. April für das Publikum geöffnet. Und in der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass es daran auch ein großes Interesse gibt: Für 20 000 Besucher ist die Schau durchkalkuliert, 7000 Tickets sind bereits verkauft, 16 000 Menschen sind beim letzten Mal zum Sommerrain gepilgert.

In Gruppen von maximal 30 Teilnehmern geht es durch diese Stationen-Inszenierung, die auf 60 Minuten terminiert ist. Und damit die Akteure stets konzentriert und spielfreudig bleiben, gibt es zehn Jesus- und neun Petrus-Darsteller sowie 80 Tänzerinnen und Tänzer. Los geht es schon morgens kurz nach 8 Uhr, ein Termin, der vor allem für die Schulklassen interessant sein dürfte. Gespielt wird dann bis 22 Uhr.

Neu dabei: Der Prophet Petrus

Wer die Ostergarten-Aufführungen schon aus der Vergangenheit kennt, für den gibt es einiges Neues: Ganz neu ist etwa der Prophet Petrus im Spiel. Und dann gibt es etwa das Bemühen, das Leiden Jesu beim Tragen des Kreuzes zumindest ansatzweise erlebbar zu machen: Durch einen dunklen Tunnel geht es da mit Fratzengesichtern, Blitzlichtern und Rauch, also einem Hauch von Geisterbahn-Atmosphäre. Danach gelangt das Publikum in einen ruhigeren Besinnungsraum, auf der einen Seite mit einer großen Panorama-Aufnahme des Sees Genezareth, auf der anderen eine Großansicht von Stuttgart. Und da ist dann eben auch per Video zu sehen, wie Jesus mit seinen Jüngern am Eckensee speist.

Viel ehrenamtliche Arbeit

Bis zu den Aufführungen gibt es noch einiges an Feinarbeit zu leisten in dem ehemaligen Gewächshaus, doch der Projektleiter Andreas Munder ist jetzt schon voller Vorfreude, mit dieser vierten Aufführungsserie des Ostergartens wieder möglichst viel Publikum zu begeistern. „Es gibt ja viele Möglichkeiten, die Weihnachtsgeschichte erlebbar zu machen“, sagt Munder, „aber für Ostern fehlt das. Der Ostergarten ist da eine gute Möglichkeit.“ Er stemmt das Projekt mit vielen ehrenamtlichen Helfern wie Landschaftsgärtnern oder Handwerkern, die sich über diese außergewöhnliche Tätigkeit freuen. Er findet aber auch den Schulterschluss mit immer mehr schulischen Einrichtungen oder Kirchen-Institutionen.

Und vielleicht auch bald mit der italienischen Gemeinde von Bad Cannstatt. Über viele Jahre hinweg veranstalteten die Gemeinde einen Prozessionsumzug mit einer Kreuzigungsszene im Kleinen Kurpark. Wegen Corona war dies zwei Jahre lang nicht möglich gewesen, jetzt gibt es dort Probleme, diesen Aufwand organisatorisch zu stemmen. Das ist ähnlich beim Ostergarten. „Vielleicht kommen wir da zusammen“, sagt Munder. Denn im kommenden Jahr soll auch der Ostergarten pausieren für ein Jahr. Das ehrenamtliche Engagement darf man eben auch nicht überstrapazieren.