Autofahrer sollen statt der Straßen im historischen Ortskern die Parkhäuser und Tiefgaragen nutzen. Foto: P/hilipp Braitinger

Im historischen Kern von Echterdingen werden viele Parkplätze gestrichen, um die Freiflächen anderweitig zu nutzen. In Summe werden Autofahrer dort trotzdem mehr Stellplätze haben wie heute. Wie das gelingen kann.

Mehr Freiflächen und weniger Verkehr, das sind die Ziele. Die Leiterin des Amts für Umwelt, Grünflächen und Tiefbau, Andrea Egner, präsentierte während der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses ein neues Parkierungskonzept für die historische Ortsmitte von Echterdingen. Am 1. Juli soll das Konzept im Rahmen einer Öffentlichkeitsbeteiligung zur Neugestaltung der Bernhäuser Straße besprochen werden.

Die Stadtverwaltung schlägt vor, zukünftig 79 öffentliche Parkplätze weniger in der historischen Mitte anzubieten. Autofahrer sollen stärker als bisher die Tiefgarage Zehntscheuer oder das P+R-Parkhaus am S-Bahnhof nutzen. Der Technische Ausschuss stellte sich währen seiner jüngsten Sitzung einstimmig hinter die Pläne.

Städtische Mitarbeiter sollen woanders parken

Nachteile für die Autofahrer soll es durch den Parkplatzabbau nicht geben. „Wir hätten unterm Strich sogar elf Parkplätze mehr als vorher“, erklärte Egner. Derzeit gibt es 189 öffentliche Parkplätze in dem Gebiet. Zukünftig sollen es nur noch 110 sein. Allerdings sollen die 30 städtischen Mitarbeiter, die derzeit einen Dauerparkausweis für die Tiefgarage Zehntscheuer haben, in Zukunft im P+R-Parkhaus parken. Darüber hinaus sollen die 60 Rathausmitarbeiter, die derzeit einen Parkausweis für den öffentlichen Raum besitzen, ebenfalls im Parkhaus am S-Bahnhof parken.

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Unter dem Strich werden also in der historischen Ortsmitte 90 Parkplätze frei, die beispielsweise von Kunden der dortigen Geschäfte genutzt werden könnten. Ein Parkleitsystem soll den Autofahrern anzeigen, wo der nächste freie Parkplatz ist. Insgesamt sollen im Jahr 2027, dann endet der Zeitraum für das Sanierungsgebiet Historische Mitte, 270 Stellplätze in der Mitte zur Verfügung stehen. Heute sind es 259.

Wofür die Freiflächen genutzt werden könnten

Die Pläne seien sowohl mit dem Bund der Selbstständigen (BdS) als auch mit der Werbegemeinschaft abgestimmt, erklärte Egner. Beide Organisationen befürworteten demnach das Vorhaben. Immerhin könnte die Geschäftswelt von einer höheren Aufenthaltsqualität in der Ortsmitte profitieren. Denn die Reduzierung der oberirdischen öffentlichen Stellplätze könnte auch den Parksuchverkehr in dem Gebiet reduzieren. Gleichzeitig könnte die frei werdende Fläche zumindest teilweise für einen Geschäftsbetrieb, etwa Außengastronomie, genutzt werden.

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Damit die Autos der Rathausmitarbeiter im P+R-Parkhaus unterkommen, sollen dort weniger Urlaubsparker Platz finden. Die rund hundert Urlaubsparker sind für die Stadtwerke mit 100 000 Euro jährlich zwar eine willkommene Einnahmequelle. Allerdings gehen die Urlaubsparker in aller Regel nicht in der Stadt einkaufen. Darüber hinaus erhöhen sie aus Sicht der Stadt den Parkdruck in Echterdingen, wenn sie die Stellplätze im P+R-Parkhaus belegen. Wer während einer Reise mit dem Flugzeug sein Auto parken möchte, soll nach den Vorstellungen der Stadtverwaltung das Parkangebot am Flughafen nutzen.

Das sind die Auswirkungen für die Stadtwerke

Die Mindereinnahmen von 100 000 Euro sind aber nicht die einzigen Kosten, die die beschriebenen Pläne bei den Stadtwerken verursachen würden. Hinzu kämen Mehrkosten von einer Viertelmillion Euro, weil die Stadtwerke für die von der Stadt angemieteten Stellplätze im Zusammenhang mit der Sanierung des Parkhauses nicht mehr vorsteuerabzugsberechtigt wären. Außerdem könnten die anteiligen Verluste der Sanierung durch die Anmietung der Parkplätze durch die Stadt nicht geltend gemacht werden. Dies könnte in den Folgejahren zu Mehrkosten bei der Gewinnbesteuerung von rund 300 000 Euro führen.