Rückenschmerzen und Haltungsschäden, das möchte man seinem Kind nicht mit auf den Schulweg geben. Experten erklären, worauf Eltern beim Packen und Tragen achten sollten.
Gerade hat das neue Schuljahr begonnen und vor allem die Schulanfängerinnen und -anfänger tragen stolz ihren Schulranzen auf dem Rücken. Ist der Schulranzen passend gekauft, heißt das aber noch lange nicht, dass er auch richtig getragen wird. Häufig hängen die Ranzen zu tief, sagt der Gesundheits- und Bewegungswissenschaftler Dr. Dieter Breithecker von der Aktion Gesunder Rücken. Was – vor allem bei älteren Schülern – lässig aussehen soll, ist nicht gesund: „Das zwingt die Kinder dazu, ihren Körper als Ausgleich mehr nach vorn zu beugen, wodurch der Rücken stärker belastet wird.“
Wird der Ranzen zu weit vom Körper entfernt getragen, verlagert das den Körperschwerpunkt nach hinten und führt zur Instabilität des Körpers. „Ein Schulranzen sollte gut sitzen, denn falsch eingestellt kann er eine ungesunde Haltungsentwicklung und Rückenschmerzen verursachen“, warnt Bewegungswissenschaftler Breithecker. So können auch ungleich eingestellte Rückengurte die Körperhaltung und die Rotation der Wirbelsäule dauerhaft ändern. Die Last sollte auf beiden Schultern gleichermaßen verteilt sein. Die Schultasche nur über eine Schulter zu hängen, ist daher tabu.
Das empfohlene Maximalgewicht ist schnell erreicht
Bücher, Hefte, Stifte, Brotdose: Schon die kleinen Schulstarter haben großes Gepäck. „Der Ranzen ist meistens zu schwer“, beobachtet die Kinderorthopädin Nicole Wittmann. Aber oft gehe es gar nicht anders. Denn der Kinderorthopädin zufolge liege das empfohlene Maximalgewicht für den Schulranzen bei zehn Prozent des Körpergewichtes. „Geht man davon aus, dass ein Kind, das eingeschult wird, 25 Kilogramm wiegt, sind das 2,5 Kilogramm“, sagt Wittmann. Der Haken: Schon der leere Ranzen kann 1,5 Kilogramm auf die Waage bringen. Bleibt theoretisch noch ein Kilogramm Zuladung übrig, was mit Heften, Büchern, Vesper und Trinkflasche schnell erreicht ist.
Doch mit einer cleveren Ranzenorganisation lässt sich die Last, die der Kinderrücken tragen muss, etwas verringern. „Wichtig ist, dass nur das in den Ranzen kommt, was auch tatsächlich gebraucht wird“, sagt Orthopädin Wittmann, die im Marianowicz Medizin Zentrum für Diagnose & Therapie in München tätig ist. Das heißt zum Beispiel: Das Sachkunde-Buch bleibt zu Hause, wenn das Fach nicht im Stundenplan steht. Oder es wird in der Schule aufbewahrt, wenn der Nachwuchs es nicht für die Hausaufgaben benötigt.
„Natürlich müssen Eltern ihre Kinder da erst einmal heranführen, dass sie eben nicht ständig alles hin und her schleppen“, sagt Nicole Wittmann. Das kann ein tägliches Ritual sein – kurz gemeinsam durchgehen, was das Kind in der Schule braucht und was eben nicht.
Die schweren Dinge gehören nah an den Rücken
Ebenfalls wichtig: „Schwere Dinge sollten nah am Körper in den extra dafür vorgesehenen Fächern verstaut werden, leichtere weiter weg. Achten Sie deshalb auf eine sinnvolle Fächeraufteilung“, rät Dieter Breithecker von der Aktion Gesunder Rücken. Denn: Je weiter schwerere Gegenstände vom Rücken entfernt sind, desto stärker zeigt sich eine Hebelwirkung, die nach hinten zieht und damit den Rücken belastet.