Höhlenmalerei, Feuer und eine Forscherin: Das sind die Zutaten für ein besonderes Theatererlebnis in Nürtingen im Zeichen der Energiekrise. Foto: Stiftung Domnick

Die Nürtinger Sammlung Domnick lädt ein zu einer Open-Air-Lesung über die Urzeit mit der Theaterspinnerei Frickenhausen. Das Theater muss derweil wegen zu hoher Energiekosten geschlossen bleiben.

Gefährlich und heimelig zugleich: Feuer hat viele Facetten. Diese Assoziationen möchte die neue Inszenierung „Der Anfang war das Feuer“ der Theaterspinnerei Frickenhausen aufgreifen. Die Gäste werden auf eine Reise in vergangene Urzeiten eingeladen. Das Stück konfrontiert das Publikum mit aktuellen Fragen rund um Energieverbrauch und Naturverständnis. Dafür steht auch die Spielstätte im Park der Sammlung Domnick in Nürtingen-Oberensingen, wo die Premiere am Samstag, 5. November, unter freiem Himmel stattfindet.

Eine knappe Stunde lang werden die Theatergäste im Freien bespielt. In Gruppen von acht bis zehn Personen können es sich die Besucher auf den Bänken gemütlich machen, die um Feuerschalen gruppiert sind. Auf einer kleinen Bühne sitzt eine Höhlenforscherin (Susie Rosina Pochert), die wegen eines Unwetters in einer Höhle eingeschlossen wurde und auf Rettung wartet. Die Geschichte von Autor Stephan Hänlein, der auch für die Musik verantwortlich zeichnet, taucht tief ein in die Geschichte der Menschheit, die durch die schrittweise Beherrschung des Feuers große Dynamik erfahren hat. Die Theatermacher haben das Spiel mit unterschiedlichen Perspektiven gewählt, wobei die Erzählerin im Stil fiktionaler Literatur der Nachwelt aus einer persönlichen Perspektive von diesen Ereignissen berichtet, während eine weitere Figur aus heutiger Zeit auf diese ferne Vergangenheit blickt.

Ein Blick in die Vergangenheit

Die besondere Stimmung im dunklen Park nutzt die Theaterspinnerei für großflächige Projektionen auf die Fassade der Villa Domnick. Dafür hat der Künstler Marcus Dreisigacker digitale Zeichnungen in Anlehnung bekannter Höhlenmalereien, aber auch Landschaften der hiesigen Umgebung angefertigt. Auch bei dieser Inszenierung bekommt das Publikum Kopfhörer auf die Ohren, die die Stimmen der Schauspieler per Funk übertragen, vor Nebengeräuschen schützen und das Eintauchen in die Geschichte verstärken sollen.

Um den Gästen den Verzicht auf den beheizten Theaterraum zu versüßen, werden die existenziellen Erfahrungen mit einem kleinen gastronomischen Angebot wie heißer Kartoffelsuppe sowie Glühwein und Punsch abgemildert. Ein Gesamtpaket, das sich als Geschenk für die Liebsten oder für betriebliche Weihnachtsfeiern mit Sondertermin anbietet, wirbt Vera Romeu, die Sammlungsleiterin der Villa Domnick. Nieselregen werde die Akteure nicht stoppen, nur bei heftigem Niederschlag müsste eine Aufführung ausfallen.

Kartoffelsuppe und heiße Getränke gegen die Kälte

Unerschrocken geht das Ensemble der Theaterspinnerei mit Herausforderungen um, attestiert Vera Romeu dem Intendanten Jens Nüßle und seinem kleinen Team. Das habe sich beim Neckarhochwasser 2013 und 2020 zu Beginn der Pandemie gezeigt. Ob „Der arme Poet“ damals im Boot auf dem Neckar schaukelte oder pandemiegeplagte Theaterfans eine kontaktarme Rikschafahrt mit Hölderlin auf den Ohren buchten – für jede Krise habe das Ensemble ein neues Format kreiert.

Jetzt ist es also eine Feuerschalen-Lesung. Und damit nicht nur eine Antwort auf die Energiekrise, sondern auch ein Angebot, Dunkelheit neu zu erleben, Gemeinschaft zu erfahren und die Sinne auf das Wesentliche zu richten, so Nüßle. Da das Theater im alten Bahnhof Frickenhausen mit Gas beheizt wird, sei eine Wintersaison dort nicht finanzierbar, zumal eine Erhöhung der Ticketpreise keine Option gewesen sei.

Kartenbestellung per Mail an stiftung@domnick.de und telefonisch unter 0 70 22/5 14 14.