In schwarz gekleidet mit einer Stola aus Kunstpelz und Wolfsmaske, erzählt die Autorin ihren Lesern von mysteriösen Vorfällen aus längst vergangenen Zeiten. Foto: Petra Bail - Petra Bail

Mit einer Stola aus Kunstpelz und Wolfsmaske erzählt sie von dunklen Mächten und mysteriösen Vorfällen: Autorin Joan Willy Tiedeks las in Köngen aus ihrem Fantasyroman „Menesis – Das Erwachen“.

KöngenAutofahrer und Fußgänger blicken ein bisschen verwundert auf die Gruppe, die sich rund um die Köngener Bücherzelle auf dem Adlerplatz versammelt hat und andächtig den Worten einer jungen Frau lauscht. Ganz in schwarz gekleidet mit einer Stola aus Kunstpelz und Wolfsmaske um die Schultern, erzählt sie von dunklen Mächten, mysteriösen Vorfällen und Schatten aus längst vergangenen Zeiten. Die Autorin Joan Willy Tiedeks bestritt die erste Köngener Open-Air-Lesung mit Auszügen aus ihrem Fantasyroman „Menesis – Das Erwachen“.

Ein idyllischeres Plätzchen könnte man sich kaum vorstellen, auch wenn der Verkehr den Hörgenuss etwas dämpft. Sanft plätschert das Wasser aus dem Ochsenbrunnen zu den Schüssen und Schreien, die das Drama in Joan Willy Tiedeks fantasievoller Geschichte begleiten. Es geht um eine junge Expertin für anachronistische Archäologie, die an einem brüllend heißen Sommertag in den Vereinigten Staaten bei Ausgrabungen auf eine hölzerne Maske mit Fell stößt, die aussieht wie ein Wolf. Seltsamerweise taucht zeitgleich Besuch auf, der die Archäologin entführt und versucht, sie zu ermorden. Sie bekommt unverhofft Hilfe, doch von dem Moment an ist für Cassandra Daivis nichts mehr, wie es war.

Neun weitere Bände

Die Zuhörer ahnen: Irgendwie muss es mit den Ausgrabungen zu tun haben. Des Rätsels vorläufige Lösung findet sich zwischen exakt 458 Buchseiten, die die 34-jährige Autorin innerhalb eines Jahres verfasst hat. Und das ist erst der Anfang, beziehungsweise, „das Erwachen“, wie es der Buchtitel suggeriert. Geplant ist nach dem Erstlingswerk eine insgesamt zehn Bücher umfassende Serie, alle etwa mit dem gleichen Umfang an Seiten. Der zweite Band soll Ende des Jahres erscheinen, am dritten Buch arbeitet sie bereits und verfasst parallel ein Nebenbuch, in dem all die Geschichten stehen, die in der Haupterzählung keinen Platz haben, erzählt Tiedeks am Lesetisch neben der postgelben Bücherzelle. Der Miniaturbücherschrank ist denn auch der Grund, weshalb die in der Nähe von Kiel lebende Hobbyschriftstellerin in Köngen liest. Ihre Mutter ist in der Fairtrade-Town-Steuerungsgruppe, die das öffentliche Bücherregal aufgestellt hat und nun Veranstaltungen rund um das umgenutzte alte Telefonhäuschen organisiert.

Veröffentlichung im Selbstverlag

2018 veröffentlichte Tiedeks „Menesis“ im Selbstverlag. Der Autorenname ist ein Pseudonym und eine Hommage an den Urgroßvater John Willy Tiedeks, dem sie, so heißt es auf der Homepage, gewisse Eigenschaften und Talente verdankt. Seit sie 13 Jahre alt ist sammelt sie Material für ein Buch. Damals dachte sie noch gar nicht ans Schreiben. „Ich bin ein neugieriger Mensch“, sagt sie über ihre Motivation. „Ich interessiere mich für Mythologie, Historie, Theologie, Philosophie.“ Irgendwann stellt sie fest, dass die Themen zusammenpassen, wenn man sie in einer Geschichte erzählt. Gelernt hat die Autodidaktin das Romaneschreiben nicht. Hauptberuflich arbeitet sie in der Systemgastronomie und freut sich, dass ihr Chef es sehr befürwortet, dass sie in ihrer Freizeit etwas Sinnvolles macht.

Sie verrät auch, was es mit dem geheimnisvollen Titel auf sich hat. „Menesis“ beruht schlicht und ergreifend auf einem Hörfehler als Kind. Die Rede war von der griechischen Göttin Nemesis und Joan Willy Tiedeks verwechselte „m“ mit „n“, woraus „Menesis“ wurde, was sie in der Geschichte aufgreift. Es ist eine fantasievolle Erzählung um Götter aus grauer Vorzeit, Legenden, Märchen und Mythen, die sie zu einer eigenen Welt verwebt, die im Streit zwischen höheren Mächten und Menschen unterzugehen droht. „Denn Möglichkeiten eröffnen nicht nur Wege zum Glück, sie öffnen auch die Wege in die Finsternis. Dort wo alles möglich ist, ist eben auch die totale Zerstörung denkbar. Liebe und Hass, Freude und Leid, Glück und Schmerz, Leben und Tod, alles liegt unmittelbar beisammen“, heißt es dazu im Prolog.

Demnächst kann man sich den ersten Band in der Köngener Bücherei ausleihen. Weitere Infos und Buchbestellungen auf der Homepage unter www.menesis-buch.de.