Yemisi Ogunleyle ist einen weiten Weg zum olympischen Gold gegangen. Was sie erzählt, ist inspirierend für Gründer und Schaffer – und eigentlich für jeden. Foto: /Stefanie Schlecht

Der „Grüne Zweig“ ist die Auszeichnung für nachhaltige Projekte im Kreis Böblingen schlechthin. Was die Gewinner auf den Weg bringen, ist zum Staunen.

Der Landkreis Böblingern ist unterwegs zur Nachhaltigkeit – das erlebt das Publikum am Dienstagabend im Sparkassen-Forum Böblingen. Dort verleiht unsere Zeitung gemeinsam mit der Kreiszeitung Leonberg, der AOK Stuttgart-Böblingen und unterstützt durch die Kreissparkasse Böblingen zum zweiten Mal den „Grünen Zweig“, den Preis für nachhaltige Projekte im Landkreis. Weite Strecken, das zeigt sich im Laufe des Abends, wurden auf diesem Weg bereits gegangen, Ziele erreicht. Einen anderen weiten und nicht immer leichten Weg ist Yemisi Ogunleyle gegangen und wurde dafür belohnt: Die charismatische Sportlerin holte bei den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris Gold beim Kugelstoßen; sie reiste nach Böblingen, um dort für Nachhaltigkeit zu werben und macht Mut, Ziele anzustreben, die in weiter Ferne scheinen.

Vielfalt auf allen Ebenen

Elf Bewerber sind in die engste Auswahl um den „Grünen Zweig“ gekommen. Erstmals wird der Preis in vier thematischen Kategorien verliehen – für nachhaltige Projekte in den Bereichen „Ökologie und Natur“, „Menschen und Soziales“, „Bauen und Technik“, „Mobilität und Verkehr“. 10 000 Euro Preisgeld sollen verteilt werden, mehr als 6 000 Bürgerinnen und Bürger haben online abgestimmt. Die Vielfalt ist groß.

Ekkehard Fauth vom Sportkreis (l.) mit Yemisi Ogunleye und Rudi Sendersky /Stefanie Schlecht

Die Herrenberger Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs ADFC stellt in Affstätt ein E-Lastenfahrrad kostenfrei zur Verfügung. Die Stadt Herrenberg entwickelte eine Navigations-App. Das Schuhhaus Breitner baute umweltfreundlich in zentraler Herrenberger Lage. Die Ehninger Firma eSaver entwickelte einen sogenannten Tiefpassfilter zur Netzstabilisierung und Energieersparnis. Die Bürgersolarberatung Herrenberg informiert ehrenamtlich. Die Arbeitsgruppe des Bürgervereins Eltingen bei Leonberg pflegt und erhält Feuchtbiotope. Der Obst- und Gartenbauverein Oberjesingen legte gemeinsam mit einer Schule einen Obstbaumlehrpfad an. Die solidarische Landwirtschaft Heckengäu gibt Erzeugnisse direkt an Verbraucher ab. Der Sportkreis Böblingen schulte sein Personal, so dass bei ihm nun auch Kinder mit Behinderung das Sportabzeichen ablegen können. In Ehningen lädt eine Börse zum Tausch gebrauchter Waren ein; der Verein „Mein Herz lacht“ schließlich vernetzt die Eltern von Kindern mit einer Behinderung.

Martin und Barbara Breitner vom gleichnamigen Schuhhaus in Herrenberg mit Ogunleye (r.) /Stefanie Schlecht

All dies sind Projekte, die zeigen, mit welcher Vielfalt, auf wie vielen Ebenen, mit welchem Engagement im Landkreis Böblingen von Bürgern, Vereinen, Unternehmen auf ein wichtiges Ziel hingearbeitet wird. Vier der Projekte werden ausgezeichnet – und erhalten den Applaus des Abends.

Prognosen auf dem Podium

Die Podiumsdiskussion, die dem Auftritt der Olympiasiegerin folgt, wird moderiert von Jan-Philipp Schlecht, Chefredakteur der Böblinger Kreiszeitung, und Wassiliki Babel, Pressesprecherin der AOK. „Wir sind das Bundesland, in dem wirklich unglaublich viel passiert“, sagt Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft. „Und wir werden es erleben, dass wir den Erfolg der Anstrengungen sehen, die wir in diesem Themenbereich machen.“

Yemi Ogunleye mit Kerstin und Gerhard Strubbe vom ADFC Herrenberg /Stefanie Schlecht

Walker spricht von kleinen bis mittleren Unternehmen, die sich mit eigenen Mitteln umorientieren – Lothar Rieth, Leiter der Abteilung für Nachhaltigkeit bei der ENBW, spricht davon, wie sich dieses Unternehmen veränderte, seitdem er dort seine Arbeit aufnahm: „Damals waren 80 Prozent unseres Ertrages fossile Energien und Kernkraft. Heute sind die fossilen Energien weit unter 15 Prozent.“ Georg Hoffmann indes, Nachhaltigkeitsbeauftragter bei Ritter in Waldenbuch, berichtet von den Fortschritten eines Unternehmens, das frühzeitig reagierte und noch immer auf dem Weg ist. „Klimaschutz“, sagt er, „ist schlicht Selbsterhaltungstrieb. Die Firmen, die das nicht verstanden haben, werden in zehn Jahren Schwierigkeiten haben oder nicht mehr da sein.“

AOK-Chef Sven Busch mit Michael Kast, Yemi Ogunleye und Ortwin Rau (v.l.) /Stefanie Schlecht

Martin Wuttke, erster Landesbeamter und Leiter des Dezernats für Umwelt und Klima im Landratsamt Böblingen, Michel Fritz, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse, und Sven Busch, Geschäftsführer der AOK Stuttgart-Böblingen, zeigen andere Aspekte, andere Fortschritte auf – aber alle zugunsten nachhaltigen Handelns.

„Alf“ grüßt die „Schlammbrüder“

Preisträger
 Der „Grünen Zweig“ als Auszeichnung für Ideen, die zur Nachhaltigkeit und Lebensqualität im Landkreis Böblingen beitragen, geht im Jahr 2024 in der Kategorie „Mobilität und Verkehr“ an die Herrenberger Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs ADFC, die ihr Preisgeld verwenden möchte, um Ersatzteile für ihr Lastenrad „Alf“ anzuschaffen. Die Auszeichnung der Kategorie „Bauen und Technik“ erhält das Schuhhaus Breitner für seinen umweltgerechten Neubau in der Herrenberger Bronngasse. In der Kategorie „Ökologie und Natur“ wird die Arbeitsgruppe des Bürgervereins Eltingen ausgezeichnet, die „Schlammbrüder“, die seit 43 Jahren Feuchtbiotope pflegt und dabei bislang insgesamt 47 000 Arbeitsstunden leistete. Den „Grünen Zweig“ der Kategorie „Menschen und Soziales“ erhält der Sportkreis Böblingen, der 38 Kindern mit Behinderung das Sportabzeichen abnahm.

Abstimmung
 Für den Award haben über 6000 Teilnehmer abgestimmt.