Die nächste Goldmedaille für Deutschland bei den Olympischen Spielen in Paris hat am Montag ein 41-Jähriger aus Horb in Einzel-Springen geholt.
Die zweite deutsche Goldmedaille für Deutschland hat am Montag ein Reit-Star aus Horb am Neckar geholt. Der 41-jährige Vielseitigkeitsreiter Michael Jung setzte sich am Montag mit seinem Hengst Chipmunk im finalen Einzel-Springen vor dem Schloss von Versailles vor Christopher Burton aus Australien und der britischen Europameisterin Laura Collett durch. In vier Prüfungen sammelte Jung nur 21,80 Fehlerpunkte.
Jung riss sich nach dem letzten Sprung die Kappe vom Kopf, als wolle er vor seiner eigenen Leistung den Hut ziehen: Deutschlands goldener Reiter hat sich vor der Kulisse von Schloss Versailles zum neuen Sonnenkönig der Vielseitigkeit gekrönt. Zudem gewann der nun viermalige Olympiasieger als Erster seiner Zunft zum dritten Mal nach 2012 und 2016 Gold im Einzel.
„Ich hab echt wacklige Knie“, sagte der völlig überwältigte Jung am ARD-Mikrofon: „Ich kann mich nur immer wieder bei meinem Pferd bedanken, er hat mich wieder gerettet auf der letzten Linie.“ Dreimal, so Jung, habe er auf die Ergebnistafel gucken müssen, „ob es auch wirklich stimmt. Ich bin völlig geflasht, ich muss das irgendwie erstmal verinnerlichen.“
Weg zum Sieg schon am Sonntag bereitet
Hinter Jung platzierten sich der Australier Christopher Burton mit Shadow Man und die Britin Laura Collett mit London 52. In der Teamwertung heißt der Olympiasieger erneut Großbritannien, Silber und Bronze gingen an Frankreich und Japan. Für die Equipe von Bundestrainer Peter Thomsen reichte es nach dem Sturz von Christoph Wahler im Gelände nur zum enttäuschenden 14. Platz.
Jung ließ sich davon nicht aus dem Konzept bringen. Mit einem eleganten Tanz in der Dressur, einem atemberaubenden Flug durch das Gelände und zwei echten Krimis im Springen eroberten der Reitmeister und sein vierbeiniger Superstar Chipmunk fast schon mit aufreizender Leichtigkeit den Olymp von Versailles. Für das Team D war es die zweite Medaille in Paris nach dem Olympiasieg von Schwimmer Lukas Märtens über 400 Meter Freistil am Samstag.
Den Weg zum historischen Sieg hatte Jung schon am Sonntag bereitet. Nach der Dressur lag er auf Rang zwei, seine Nullrunde im perfekten Geländeritt hievte ihn dann vorbei an Collett an die Spitze des Rankings - er hatte den Sieg in der eigenen Hand.
Spannend bis zum Schluss
Und Jung machte es so richtig spannend. Zunächst riss er eine Stange im ersten Springen, ein Abwurf von Collett am letzten Hindernis brachte ihn aber wieder in die Pole Position. „Ich hätte besser reiten müssen“, sagte Jung, behielt im letzten Springen aber die Nerven. Nach vier Prüfungen stand das Fabelergebnis von 21,80 Minuspunkten zu Buche.
Jung trug sich gleich mehrfach in die Geschichtsbücher ein: Am Schloss von Versailles, dem ehemaligen Reich von Frankreichs Sonnenkönig Ludwig XIV., stellte er neben der Einzel-Bestmarke auch den 88 Jahre alten Rekord für die meisten Olympiasiege überhaupt in der Vielseitigkeit ein. Er schloss mit Titel Nummer vier zur niederländischen Legende Charles Pahud de Mortanges auf, dieser hatte zwischen 1924 und 1932 ebenfalls viermal triumphiert.
Sein historisches fünftes Gold, das Jung zum alleinigen Rekordhalter erhoben hätte, blieb ihm verwehrt. Nach Wahlers Sturz im Gelände war schon vor dem Finale klar, dass die deutsche Equipe mit den Podestplätzen nichts zu tun haben würde.
Tokio-Olympiasiegerin Julia Krajewski, die erst kurz vor den Spielen für Sandra Auffarth in die Mannschaft gerückt war, präsentierte sich mit ihrem jungen Nickel erneut stark. Sie meisterte die zwei Runden am Montag ohne Hindernisfehler und wurde in der Einzelwertung mit insgesamt 26,90 Minuspunkten Elfte.