Dank einer Ausnahmeregel darf auch der 33-jährige Bundesligaprofi Max Kruse nach Tokio mit Foto: imago images/Schüler/Marc Schueler via www.imago-images.de

Beim olympischen Fußballturnier sind eigentlich nur U23-Spieler zugelassen. Ältere Profifußballer wie Deutschlands Stürmer Max Kruse dürfen nur wegen einer Ausnahme mitspielen. Wir erklären, warum das so ist.

Für Athletinnen und Athleten fast aller Disziplinen geht mit der Teilnahme an Olympischen Spielen ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Nichts im Weltsport hat für Sportler eine solche Anziehung wie die Vorstellung, auf dem Treppchen oben zu stehen. Mit einer Goldmedaille um den Hals.

Etwas anders ist die Situation bei den Fußballern. Spezielle Regeln verhindern seit Jahrzehnten, dass bekannte Fußballstars an Olympia teilnehmen und stattdessen die WM das Maß aller Dinge ist. Dass eine Olympiateilnahme aber nicht unmöglich ist, haben Fußballer wie Ronaldinho oder Neymar bewiesen, die mit Brasilien jeweils eine olympische Goldmedaille erringen konnten. Warum aber spielen kaum etablierte Profis bei Olympia?

Diese Ausnahmen gibt es

Aktuell und damit auch bei den Olympischen Spielen in Tokio gilt die Regel, die das Internationale Olympische Komitee (IOC) und der mächtige Weltfußballverband (FIFA) im Vorfeld der Spiele von Barcelona im Jahre 1992 ausgehandelt haben. Diese besagt, dass für die qualifizierten Teams des olympischen Fußballturniers nur Spieler unter 23 Jahren teilnehmen dürfen.

Ausnahme: Drei Spieler pro Mannschaft dürfen älter als 23 Jahre sein. So war es auch Fußballstars wie dem Argentinier Juan Román Riquelme in Peking 2008 oder besagtem Neymar in Rio de Janeiro 2016 vergönnt, trotz höheren Alters, ihre Teams zum Olympiasieg zu führen. Bei der deutschen Olympia-Auswahl in Tokio taucht mit dem 33-jährigen Ex-Nationalspieler und Union Berlin-Profi Max Kruse ein ganz prominenter Name im Kader auf.

Olympia mit Fußballprofis – lange nur für den Ostblock möglich

Dass überhaupt Profifußballer teilnehmen dürfen, geht auf die Olympischen Spiele von Los Angeles 1984 zurück. Damals beschloss das IOC, auch Profifußballer zu erlauben. Bedingung der FIFA: Die favorisierten Mannschaften aus Europa und Südamerika dürfen nur Spieler, die noch nicht an einer WM teilgenommen haben, zu Olympia schicken. In den Jahrzehnten zuvor profitierten besonders die Länder aus dem damaligen Ostblock von der Regelung. Sie schickten dank eines Kniffs sogenannte „Staatsamateure“ zu Olympia. Diese „Amateure“, die vielmehr Nationalmannschaftsprofis waren, sorgten dafür, dass zwischen 1948 und 1980 der überwiegende Teil der Medaillen an die Sowjetunion und andere Ostblock-Staaten wie Ungarn gingen. In dieser Zeit gewannen diese Teams insgesamt acht Goldmedaillen.

Der Ursprung für die Sonderregel, die der Fußball seit je her bei Olympischen Spielen innehat, liegt in den unterschiedlichen Interessen, die IOC und FIFA bezüglich ihrer großen Turniere, Olympia und WM, haben. Während im olympischen Gedanken verankert ist, dass vor allem Amateursportler teilnehmen und sich miteinander messen sollen, scheut die FIFA eine sportliche Konkurrenzveranstaltung zu ihrem sportlich und kommerziell äußerst erfolgreichen Konzept der Weltmeisterschaft. Ein zweites Fußballturnier mit den besten Mannschaften und Spielern der Welt liegt nicht im Interesse der FIFA.

Anders verhält sich die Einschränkung im Fußballturnier der Frauen. Dort gibt es solche Altersbeschränkungen nicht. Stattdessen treten dort größtenteils die regulären Nationalmannschaften an. Das olympische Frauenfußballturnier gilt aus sportlicher Sicht daher auch als gleichwertig zur Frauen-WM.