Fechter Edgar Cheung gewann am Montag für Hongkong eine Goldmedaille. Viele Fans schauten sich den Wettkampf in einem Einkaufszentrum an – und sorgten bei der anschließenden Zeremonie für Ärger.
Tokio - Die Hongkonger Polizei hat Ermittlungen gegen Sportfans eingeleitet, die bei einer öffentlichen Fernsehübertragung der Olympischen Spiele in Tokio China-kritische Gesänge angestimmt hatten. Der Vorfall werde untersucht, sagte ein Behördensprecher am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Nach Angaben aus Polizeikreisen geht es um „beleidigende Handlungen“ gegenüber der chinesischen Nationalhymne.
Mit zwei Silbermedaillen der Schwimmerin Siobhan Haughey und der Goldmedaille des Fechters Edgar Cheung hat Hongkong bei diesen Olympischen Spielen bereits besser abgeschnitten als jemals zuvor. Entsprechend groß war die Begeisterung: Am Montagabend hatten sich hunderte Fans in einem Hongkonger Einkaufszentrum versammelt, um Cheungs Finalkampf gemeinsam im Fernsehen zu verfolgen.
Beleidigung unter Strafe gestellt
Bei der anschließenden Medaillenzeremonie buhten einige Fans zunächst die chinesische Nationalhymne aus und skandierten dann den Fußball-Fangesang „Wir sind Hongkong“. Das Geschehen im Einkaufszentrum wurde live übertragen.
Die Hongkonger Regierung hatte im vergangenen Jahr ein Gesetz erlassen, das jegliche Beleidigung der chinesischen Nationalhymne und Flagge unter Strafe stellt. Das Gesetz zielte explizit auf Fußballfans ab, die in der Vergangenheit wiederholt während der chinesischen Nationalhymne „Wir sind Hongkong“ angestimmt hatten.
In Hongkong hatte es 2019 monatelange Massenproteste gegen den wachsenden Einfluss Chinas gegeben. Seitdem gehen die Behörden mit zunehmender Härte gegen Kritiker der Regierung in Peking vor. Vor einem Jahr wurde das sogenannte Sicherheitsgesetz eingeführt, das den Behörden in Hongkong ein hartes Vorgehen gegen alle Aktivitäten erlaubt, die nach ihrer Auffassung die nationale Sicherheit Chinas bedrohen.