Lamont Marcell Jacobs gewinnt die 100 Meter. Foto: dpa/Michael Kappeler

Der Italiener Lamont Marcell Jacobs hat bei den Olympischen Spielen in Tokio Gold über 100 Meter gewonnen. Jacobs setzte sich am Sonntag in 9,80 Sekunden gegen die Konkurrenten durch.

Tokio - Nach den Triumph-Jahren von Legende Usain Bolt hat der Italiener Lamont Marcell Jacobs sensationell Gold bei den Olympischen Spielen in Tokio über 100 Meter gewonnen. Jacobs verwies mit einem Europarekord über 9,80 Sekunden am Sonntagabend (Ortszeit) den US-Amerikaner Fred Kerley (9,84) und Andre de Grasse aus Kanada (9,89) auf die Plätze zwei und drei. Nur Minuten zuvor hatte der Italiener Gianmarco Tamberi Gold im Hochsprung gewonnen. Die beiden Athleten fielen sich nach dem Zieleinlauf von Jacobs in die Arme.

Bolt war über lange Zeit der Poster-Boy der Olympischen Spiele gewesen. Der Showman aus Jamaika hatte 2008 in Peking, 2012 in London und 2016 in Rio jeweils Gold über die 100 und 200 Meter gewonnen. Nach seinem Karriereende 2017 ging es nun um die Nachfolge. Und erstmals seit dem Jahr 2000 stand sogar gar kein Jamaikaner im Olympia-Finale über die 100 Meter.

Favorit verpasst Finale

Auch der von Bolt als Gold-Favorit auserkorene Trayvon Bromell erlebte diesen irren Showdown in der flirrenden Nacht von Tokio nicht als Teilnehmer. „Bromell ist äußerst vielversprechend“, hatte die jahrelange Überfigur der Leichtathletik über den 26-Jährigen gesagt.

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Die Post-Bolt-Ära führt der US-Amerikaner aber nicht an. Bromell verpasste das Finale - um eine Tausendstelsekunde. Er wurde in seinem Halbfinale mit 10,00 Sekunden Dritter hinter dem zeitgleichen Nigerianer Enoch Adegoke. Adegoke wurde mit 9,995 Sekunden gestoppt - Bromell mit nur einer Tausendstel mehr. Im Ergebnisprotokoll werden zunächst nur Hundertstelsekunden ausgewiesen - auf dem Zielfilm erkennt man aber auch Tausendstel-Abstände.

Chinese überrascht im Halbfinale

Eine riesige Enttäuschung für Bromell, der im Juni in 9,77 Sekunden die siebtschnellste Zeit der Geschichte gesprintet war, aber sich schon durch seinen Vorlauf hatte zittern müssen. Und auch für den Jamaikaner Yohan Blake, früher selber Konkurrent von Bolt, reichte es nicht für die große Bühne. Der Gewinner von Silber über die 100 Meter in London 2012 und frühere Weltmeister schied im Halbfinale aus.

Überraschend als Topmann der Halbfinals hatte sich der Chinese Su Bingtian vor dem zeitgleichen Ronnie Baker aus den USA (beide 9,83 Sekunden) erwiesen. Su Bingtian stellte zugleich einen asiatischen Rekord auf. Jacobs war da in 9,84 Sekunden schon Europarekord gelaufen. Dann kam das Finale - Zeit zum Luftanhalten! Und auch wenn Überraschungs-Mann Jacobs im Sprintfinale nicht einzuholen war, an Entertainer und Ausnahmesportler Bolt reicht er natürlich nicht heran. „Niemand wird auf Anhieb in Bolts Fußstapfen treten“, hatte Weltverbandspräsident Sebastian Coe schon zuvor geäußert.