Porsche mal anders. Foto: Werner Kuhnle

Was macht die Faszination von alten Traktoren, Mopeds und Autos aus? Ein Streifzug auf dem windgezausten Oldtimer-Treffen in Marbach-Rielingshausen.

Wer an den Zuffenhausener Sportwagenhersteller denkt, dem drängen sich alte Traktoren nicht unbedingt als erste Assoziation auf. Doch der einzylindrige Trecker mit der vornüber gewölbten Motorhaube, den Hans Unterreiner aus Ludwigsburg am Sonntag zum Oldtimertreffen aufs Flugfeld in Rielingshausen gefahren hat, ist ein Porsche. Genauer gesagt ein Porsche Junior K108, Baujahr 1959, eine knappe Tonne schwer, 14 PS stark und 20 Stundenkilometer schnell. Unterreiner tätschelt die Haube. „Manche lackieren ja neu. Ich habe die Farbe aber absichtlich so gelassen. Ich wollte keinen Hochglanz. Man darf ihm seine Patina ruhig ansehen.“

Die Oldtimer-Schau ist Unterreiners Aussteller-Premiere. Der Drucktechniker im Ruhestand hat den alten Traktor seiner Schwiegermutter gekauft und herrichten lassen, weil er den Gedanken, dass das nicht mehr benötigte Fahrzeug für einen Spottpreis übers Internet irgendwohin verhökert wird, nicht ertrug. Außerdem hatten seine Eltern früher im Allgäu selbst eine Nebenerwerbslandwirtschaft, und er fuhr schon als Kind selbst Traktor, half etwa Nachbarn um den Lohn von ein paar Mark, indem er beim Heu-Ernten vorfuhr, während sie von Hand mit der Heugabel auf den Hänger aufluden.

„Man riecht das Öl, man sieht die Mechanik: Da geht das Herz auf“

Für Till Beinder vom Obst- und Gartenbauverein Rielingshausen, der mit Daniela Wagner das Event auf dem Flugfeld auf die Beine gestellt hat, ist die Schau denn auch mehr als ein Zugeständnis an Nostalgieverliebte. „Wir wollten dem Ort eine generationenübergreifende Veranstaltung geben, die zeigt, wo wir herkommen“, sagt der junge Mann, der über seine Bienenvölker zum Verein kam. Beruflich als IT-Projektleiter tätig, findet er es wichtig zu sehen, was man mit seiner Hände Arbeit an greifbaren Ergebnissen erzielen kann. „Und in unseren dörflichen Strukturen, wo ich selbst früher bei der letzten Kuhbäuerin am Ort geholfen habe, haben landwirtschaftliche Maschinen nun mal zum Alltag gehört. Man riecht Öl und Diesel, man sieht die Mechanik: Das spricht das Herz an.“ Den Musikverein Marbach zur Unterhaltung eingeladen, eine rollende Kaffeebar, Kuchentheke, einen Landmaschinenhandel und einen Brezelwagen, der passenderweise im Oldtimer verkauft, dazu organisiert: So wird das Ereignis, trotz frösteliger Temperaturen, ein Anziehungspunkt und Ort für angeregte Fachsimpeleien. Mehr als 100 alte Landmaschinen, Autos, Mopeds und eine Cessna Baujahr 1963 reihen sich aneinander. „Es wären sogar noch ein paar mehr gewesen, aber wegen des unsicheren Wetters gab’s einige Absagen“, erzählt Beinder. Mancher Besitzer der alten Fahrzeuge – darunter Methusalems wie die Primus-14-Straßenzugmaschine mit Deutz-Motor aus dem Jahr 1935 von Jürgen Schlosser aus Großbottwar – sind selbst recht jung. Das Tüfteln an alten Gefährten, die noch nicht komplett mit nicht mehr selbst zu handelnder Elektronik vollgestopft sind, ist ein unterschiedliche Altersgruppen verbindendes Hobby.

„Die Technik ist einfach genial“

Was etwa Dieter Kümmerle aus dem arg heruntergekommenen Eicher Traktor EKL 15/2 gemacht hat, den er 1990 kaufte und so akribisch restaurierte, dass seine Frau scherzte, sie stelle demnächst das Bett noch vollends in die Werkstatt, ist eine wahre Glanzleistung. Das Gefährt, Baujahr 1954, läuft wieder wie am Schnürchen und strahlt in der Originalfarbe Kurierblau. „Die Technik ist einfach genial“, schwärmt Kümmerle über sein Schmuckstück. Er fuhr damit sogar mal zu seinem Enkel nach Thüringen. Vier Tage war er unterwegs. „In Thüringen hat mich mal die Polizei überholt. Ich dachte schon, jetzt gibt’s ein Problem“, erzählt er. Doch der Polizist wollte nur den Traktor bestaunen – er war selbst stolzer Besitzer eines alten Schleppers.