Zwei Polizisten gehen durch den Stuttgarter Hauptbahnhof. Foto: dpa/Christoph Schmidt

Bahnhöfe sind zum Teil unwirtliche Orte - und oft auch Tatorte. Ein Fahrgastverband fordert an kleinen Stationen mehr Kontrollen.

Bahnhöfe sind nicht selten Kriminalitätsschwerpunkte, und auch in Zügen werden Straftaten begangen. Im vergangenen Jahr wurden laut Polizei in Baden-Württemberg rund 6300 Menschen Opfer von Aggressionsdelikten im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Das war im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 6,4 Prozent. Diese Entwicklungen teilte die Landesregierung in der Antwort auf eine Anfrage der Grünen im Landtag mit. Die gute Nachricht: Drei von vier Straftaten im ÖPNV wurden aufgeklärt.

Aggressionsdelikte sind laut Kriminalitätsstatistik des Innenministeriums Straftaten gegen das Leben, die körperliche Unversehrtheit, Freiheit und sexuelle Selbstbestimmung an Bahnhöfen, Bahnanlagen und in allen Bahnen außer in Fernzügen. 

1025 Menschen wurden im Jahr 2023 Opfer von Bedrohungen im ÖPNV - das entspricht in etwa dem Niveau von 2022. Im Jahr 2021 waren es 680 Opfer. Fahrdienstpersonal wurde etwas häufiger bedroht als Fahrgäste. 

Mehr Straftaten im Nahverkehr

Die Zahl der Gesetzesverstöße im ÖPNV insgesamt stieg 2023 im Vergleich zum Vorjahr um fast 30 Prozent auf 83.600. Das war ein knappes Drittel aller Straftaten im öffentlichen Raum. Ein knappes Drittel der erhobenen ÖPNV-Delikte waren Verstöße von Ausländern gegen das Aufenthaltsgesetz und andere Regelungen, die nur für diese Personengruppe gelten. Ein Viertel entfiel auf Schwarzfahren und 15 Prozent auf Diebstähle. Die Zahl der Sachbeschädigungen im ÖPNV sank 2023 um 28,6 Prozent auf etwa 5000 Fälle.

Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht in den Bahnhöfen vor allem ein Eldorado für Drogenkriminalität. Die Dealer könnten die Schließfächer als Depot für ihren Handel nutzen, sagte Bundeschef Detlef Neuß. 

An den großen der bundesweit rund 5000 Bahnhöfe gebe es genügend Sicherheitspersonal. Mehr Kontrollen wünsche er sich dagegen an kleinen Stationen ohne eigenes Personal. Da müssten DB Sicherheit und Bundespolizei zumindest sporadisch Präsenz zeigen. „Kriminelle dürfen sich dort nicht sicher fühlen - das erwarten wir schon.“ Er appellierte an Reisende, aufeinander zu achten und falls nötig die Polizei zu rufen.

Eisenbahnunternehmen fordern mehr

Die Eisenbahnunternehmen fordern einen verstärkten Einsatz von Sicherheitskräften, wie es in der Antwort der Landesregierung weiter heißt. Außerdem wünschten sie sich häufigere Schwerpunktkontrollen der Bundespolizei. Alle Eisenbahnunternehmen hätten bestätigt, dass die Anwesenheit von Sicherheitspersonal in den Zügen und an den Haltestellen den Fahrgästen ein gutes Gefühl der Sicherheit vermittle. Wenn in den Zügen regelmäßig Streifen unterwegs seien, gebe es erkennbar weniger Vorfälle.

Bei Fasnachtsveranstaltungen war zuletzt zusätzliches Sicherheitspersonal eingesetzt worden. Dadurch wurde den Angaben zufolge erreicht, dass weniger Alkohol in den Zügen getrunken wurde. Zudem gab es dadurch weniger Schäden an den Zügen.

Das Bahnunternehmen SWEG Stuttgart hat seit Januar 2022 ein Zusatzkontingent von maximal 800 Personalstunden mit dem Verkehrsministerium vereinbart. Diese werden vorwiegend für die Streifen rund um die Großveranstaltungen am Cannstatter Wasen und während des Frühlingsfests genutzt. Aus Sicht der Grünen müssen in Stuttgart Großereignisse zeitlich entzerrt werden. 

„Nicht nur die Passagiere sollen sich sicher fühlen, sondern auch die Beschäftigten“

Derzeit komme es zu verstärkten Krankmeldungen beim Personal, wenn Fußballspiele mit Volksfesten zusammenfielen. „Nicht nur die Passagiere sollen sich sicher fühlen, sondern auch die Beschäftigten“, sagte die Verkehrsexpertin der Grünen-Fraktion, Silke Gericke. Das Innenministerium müsse sich beim Bund für mehr Bundespolizei einsetzen. Bewährt habe sich die Gratis-Nutzung des ÖPNV von als solchen erkennbaren Beamten. Dies verbessere das Sicherheitsgefühl der Menschen.