Laut dem Chefplaner der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) könnte die U 5 bereits von Ende 2029 an bis nach Echterdingen fahren. Foto: /Thomas Krämer

Die Stuttgarter Straßenbahnen wollen bereits von Ende 2027 an damit beginnen, die Stadtbahnlinie von Leinfelden nach Echterdingen zu verlängern. Dies hat Folgen für andere Pläne.

Diese Nachricht ist gut, auch wenn der Zeitplan ambitioniert anmutet: Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) will bereits Ende 2027 damit beginnen, die Stadtbahn U 5 nach Echterdingen zu verlängern und den Streckenabschnitt möglicherweise schon Ende 2029 in Betrieb nehmen. Dies gab Volker der SSB-Chefplaner Christiani im Technischen Ausschuss von Leinfelden-Echterdingen bekannt. „Die SSB stehen weiter klar dazu, die U 5 nach Echterdingen gemeinsam mit der Stadt Leinfelden-Echterdingen zu realisieren“, sagte er. Trotz aller Projekte, die das Unternehmen sonst noch zu stemmen habe.

Dazu seien die SSB schon länger im Kontakt mit der Stadtverwaltung. Man habe sich intensiv über mögliche Haltestellen ausgetauscht, so Christiani. Spannend sei die Frage, wo genau die U 5 in Echterdingen dann enden solle. „Die Haltestelle Hinterhof ist uns eigentlich zu wenig – wir wollen schon zum Zeppelinplatz vorfahren“, sagte er. Dazu muss man wissen: Der Zeppelinplatz liegt direkt an der Echterdinger Hauptstraße, die Haltestelle Hinterhof wenige hundert Meter weiter im Ortsinneren. Dort hatte früher die Stadtbahnlinie gehalten, die 1928 eröffnet worden und noch in den 1950er Jahren bis ins Ortsinnere gefahren war. Um eine gute Lösung zu erreichen, haben die SSB einen städtebaulichen Spezialisten als Berater hinzugezogen.

Positive Aussichten

„Das kann ganz gut werden“, sagte Christiani. Die SSB arbeiteten kontinuierlich an dem Projekt. Im April werde im SSB-Aufsichtsrat über die Verlängerung der U 5 nach Echterdingen gesprochen. Genaue Pläne, ein Betriebskonzept und eine Fahrgastprognose gebe es aber noch nicht. Eine Kostenermittlung stehe ebenso noch aus.

Auch eine grobe Darstellung der Kosten und des voraussichtlichen städtischen Abmangels wollte der Chefplaner an diesem Abend nicht liefern, weil dies „eine heikle Sache“ sei. In Sachen Fahrgeldeinnahmen sei eine Prognose auch deshalb gerade recht schwierig, weil die Tarifstruktur durch die Einführung des Deutschlandtickets komplett auf den Kopf gestellt werde. Es gebe aber unterschiedliche Fördermöglichkeiten für die Stadtbahn-Verlängerung – seitens des Bundes oder des Landes. Bis zu 87 Prozent der Kosten könnten so refinanziert werden.

Eine wichtige bauliche Voraussetzung für den neuen Streckenabschnitt nach Echterdingen und den durchaus sportlichen Zeitplan ist laut Christiani aber, dass die Stadt bis dahin an der Schnittstelle zwischen den Ortsteilen Echterdingen und Leinfelden die Max-Lang-Straße verlegt. Sie muss aus der S-Bahn-Unterführung geholt werden. Durch diese Unterführung sollen nämlich künftig die Stadtbahngleise geführt werden – das funktioniere nicht, wenn dort weiterhin Autos fahren. Die U-5-Verlängerung ist damit ganz eng an die Umsetzung der Osttangente in Leinfelden-Echterdingen und einen entsprechenden Beschluss des Gemeinderats geknüpft, wie Andrea Egner, die zuständige Amtsleiterin, unserer Zeitung sagte.

Erfreuliche Botschaft

Den Stadträten hat der SSB-Chefplaner Christiani erfreuliche Botschaften überbracht. Sie hatten nämlich befürchtet, dass die Pläne für einen E-Pendelbus, für den sich insbesondere der Oberbürgermeister Roland Klenk stark gemacht hatte, das Aus für die Verlängerung der Stadtbahn von Leinfelden nach Echterdingen bedeuten könnte. Die U-5-Verlängerung wird von vielen Kommunalpolitikern im Vergleich zum Bus als die bessere Lösung angesehen. Sie hatten deshalb fraktionsübergreifend darauf gedrungen, dass zunächst mit Vertretern der SSB zum Projekt U-5-Verlängerung verhandelt werde. Der E-Pendelbus war seitens der Stadt zwar als eine Interimslösung gedacht. Er sollte so lange die beiden Stadtteile Leinfelden und Echterdingen auf fast direktem Weg verknüpfen, bis die U 5 nach Echterdingen fährt. Die Idee war, dass diese Linie auf einem Teil der Trasse der U 5 eingerichtet wird. Ein ÖPNV-Angebot hält man auf dieser Strecke für zwingend notwendig.

Ein Gutachten kommt zu dem Schluss, dass zwischen 1500 und 1900 Menschen täglich in beiden Richtungen den Bus nutzen könnten. Die weitere Planung für den Pendelbus hätte fast eine Viertelmillion Euro gekostet. Für die Bushaltestellen, den Trassenbau und andere Arbeiten hätten weitere 3,8 Millionen Euro investiert werden müssen. Die Betriebskosten werden auf 490 000 Euro pro Jahr geschätzt.

Nach dem Auftritt von Christiani im Technischen Ausschuss ist es allerdings recht ungewiss, ob die E-Pendelbus-Pläne noch realisiert werden. „Man muss sich sicherlich fragen, ob diese Bustrasse überhaupt noch Sinn macht, wenn man ohnehin vorhat, das Stadtbahnthema zügig anzugehen“, sagte der SSB-Chefplaner auf Nachfrage von Stadträten unterschiedlicher Fraktionen. Auch wenn es durchaus vorteilhaft sein könne, wenn eine Stadtbahn-Trasse zuvor eine asphaltierte Straße gewesen sei.

„Das war eine Beerdigung erster Klasse“, war Mittwochfrüh aus dem Gemeinderat zu hören. „Warum sollte die Stadt viel Geld in eine Bus-Trasse stecken, um diese dann nach wenigen Jahren wieder abzureißen?“

Andere Projekte der SSB

Linie nach Ditzingen
Das Planer-Team der SSB hat viele Projekte vor der Brust. Es befasst sich beispielsweise mit einem Betriebshof, der im Stuttgarter Norden geplant ist. Es plant Ditzingen anzubinden. Wenn dies im Rechtsverfahren laufe, wie der SSB-Chefplaner Volker Christiani sagte, habe man auch wieder Luft sich mit anderen Themen zu beschäftigten.

Übereck in Möhringen
Die SSB will in Stuttgart-Möhringen eine Übereck-Verbindung zwischen den Haltestellen Rohrer Weg und SSB-Zentrum bauen. Auch außerhalb von Stuttgart gebe es einige Projekte, aber laut Christiani kein Projekt, dass so weit fortgeschritten sei, wie die U5-Verlängerung nach Echterdingen.