Aus Äpfeln kann guter Schnaps gebrannt werden. Foto: dpa/Andreas Arnold

Die Streuobsternte am Albtrauf im Landkreis Esslingen ist in vollem Gange. Bald werden aus dem Obst Brände destilliert – die oftmals auch prämiert werden. Das Streben nach Auszeichnungen hat einen Grund.

Äpfel, Birnen, Zwetschgen: An Obst mangelt es nicht am Albtrauf im Kreis Esslingen. Vieles davon wächst auf den zahlreichen Streuobstwiesen im südöstlichen Teil des Landkreises. Jetzt ist die Zeit der Ernte gekommen, die traditionell der Auftakt für die Brennereien vor Ort ist. Durch das Einmaischen und Brennen wird das Obst veredelt und haltbar gemacht – eine Art der Konservierung, die am Albtrauf schon lange praktiziert wird. Inzwischen aber werden zahlreiche der Brände von hier auch prämiert. Das hat einen Grund.

Vorteile des früheren Branntweinmonopols

Bis vor wenigen Jahren galt in Deutschland das Branntweinmonopolgesetz, bei dem laut dem Landwirtschaftsamt des Landkreises Esslingen Alkohol in großem Stil vom deutschen Staat abgekauft wurde. Klaus Fissler vom Landesverband der Klein- und Obstbrenner Nord-Württemberg betont: „Das war eine relativ einfache Absatzmöglichkeit, da Qualität dabei keine Rolle gespielt hat.“ Die Brenner hätten ihren überschüssigen Schnaps bei der Branntweinmonopolverwaltung zu einem festen Preis abgeben können. „So konnten die Brenner zumindest einen Mindestumsatz erzielen“, sagt Klaus Fissler.

Im Jahr 2017 trat das Branntweinmonopolgesetz jedoch außer Kraft. Seither müssten sich die Brennereien deutlich mehr in Richtung Direktvermarktung bewegen, um den produzierten Alkohol abgesetzt zu bekommen, heißt es aus dem Landwirtschaftsamt. Produkte für die Direktvermarktung aber verkauften sich meist besser, wenn sie kontrolliert, ausgezeichnet und prämiert seien. Daher bemühten sich inzwischen viele Brennereien um eine Auszeichnung ihrer Produkte. So würden zum Beispiel bei der Landesprämierung des Kleinbrennerverbands Nord-Württemberg regelmäßig Produkte ausgezeichnet.

Laut Klaus Fissler findet die Landesprämierung alle zwei Jahre statt – zuletzt im Jahr 2023. Damals seien rund 1400 Proben verkostet worden, etwa ein Viertel davon sei mit Gold ausgezeichnet worden, 50 Prozent mit Silber und fast ein Viertel mit Bronze. Dass Destillate komplett durchfielen, komme zwar vor, sei aber vergleichsweise selten. Schließlich reichten die Brenner nur Produkte ein, von denen sie überzeugt seien. „Die Brenner wollen wissen, wo sie stehen, ob ihr Produkt mit Bronze oder doch mit Gold ausgezeichnet wird“, erklärt Fissler die Motivation zur Teilnahme. Neben den Bränden würden auch Liköre, Spirituosen, Whiskys und Gin von speziellen Prüfungskommissionen prämiert.

Gebrannt wird meist im Nebenerwerb

Allerdings verzeichne man inzwischen einen Brennereienschwund, sagt Fissler. Wenn ein landwirtschaftlicher Betrieb überhaupt von der nächsten Generation übernommen werde, dann werde oft die Brennerei nicht weitergeführt. Ohnehin seien die meisten Brennereien im Kreis Esslingen Betriebe im Nebenerwerb, heißt es aus dem Landratsamt. Nur noch ganz vereinzelt gebe es Betriebe, die im Haupterwerb brennen – und selbst diese lebten in der Regel nicht ausschließlich von der Brennerei und dem Verkauf ihrer Destillate, sondern sicherten sich zusätzlich mit anderen landwirtschaftlichen Tätigkeiten das Überleben.

Wie viele Brennereien es insgesamt im Kreis Esslingen gibt, vermag weder das Landratsamt noch der Kleinbrennerverband zu sagen. Er wisse zwar, dass sein Verband im Kreis Esslingen rund 160 Mitgliedsbetriebe habe, sagt Fissler – aber längst nicht alle Brennereien gehörten zu seinem Verband.