Spieglein, Spieglein an der Wand, wer hat die makellosesten Äpfel im ganzen Land? Der BUND warnt vor sogenannten „Schneewittchen-Äpfeln“ vom Bodensee. Was hat es damit auf sich?
Äpfel sind gesund, das ist gemeinhin bekannt. Das Kernobst ist reich an Vitaminen, Spurenelemente, Mineralstoffen und Antioxidantien. Sprichwörtlich soll der Verzehr eines Apfels pro Tag den Gang zum Doktor ersparen.
Nun hat der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) aber explizit vor Äpfeln gewarnt. Konkret geht es um sogenannte Schneewittchen-Äpfel.
Was sind Schneewittchen-Äpfel?
Bei „Schneewittchen-Äpfel“ handelt es sich um ganz und gar makellose Exemplare – ohne Kratzer, Dellen oder anderen Schäden, die dem Geschmack allerdings nicht schaden. Auch in Farbe und Form sind diese Äpfel 1A-Ware.
Über die Erntemenge können sich die Obstbauern im Südwesten in diesem Jahr im übrigen nicht beklagen.
Schneewittchen-Äpfel: Warum warnt der BUND?
Konkret geht es um Äpfel – und Birnen –, die in der Bodensee-Region angebaut werden. Dort „sollen nach dem Willen des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) stärker mit einem gefährlichen Pestizid behandelt“ werden, teilt die Umweltorganisation mit. Demnach soll der Grenzwert des Fungizids Folpet um das 20-fache erhöht werden. „Das Gift ist wahrscheinlich krebserregend und erbgutverändernd“, heißt es in einer Mitteilung.
Die nasse Witterung in diesem Jahr lässt in der Region rund um den Bodensee, in der traditionell viel Obst angebaut wird, die Gefahr von sogenannten Schorfinfektionen beim Kernobst steigen. Die Früchte bekommen dabei unansehnliche, braune Flecken. „Schorf ist hauptsächlich ein ästhetisches Problem. Im Gegensatz zu Pestizidrückständen im Obst stellen Äpfel mit Schorf kein gesundheitliches Risiko dar“, sagt Corinna Hölzel, Pestizidexpertin beim BUND. „Hier ist ganz klar auch der Lebensmittelhandel gefragt: Es muss eine Toleranz von Ware mit Schönheitsfehlern geben. Das ist klüger, gesünder und nachhaltiger, als die Regale mit Schneewittchenäpfeln zu füllen.“
Außerdem fordert der BUND von Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) sich stärker für eine Pestizidreduktion einzusetzen. Zumal sich das Problem mit dem Kimawandel eher noch verschlimmern dürfte. Es müsse deshalb auch vermehrt auf biologische Mittel – auch auf widerstandsfähige Obstsorten – gesetzt werden.
Was hat Bier mit „Schneewittchen-Äpfeln“ zu tun?
Neben Obst wird auch Hopfen am Bodensee angebaut. Der Grund für die (mögliche) Genehmigung der höheren Grenzwerte ist wohl auch der Hopfenexport in die USA und Japand. Das bisher eingesetzte Mittel „ Captan“ lande, wenn es verweht werde, auch auf den Hopfendolden. „Der Export dieses Hopfens wäre jedoch gefährdet, weil die Abnehmerländer USA und Japan Captan-Rückstände nicht tolerieren“, heißt es in der BUND-Mitteilung. Per Notfallgenehmigung werde deshalb für diese Obst-Anbausaison bereits ein Fungizid mit dem Wirkstoff Folpet erlaubt. Diese Früchte könnten dann „nur noch in Deutschland verkauft werden und dürfen nicht mehr in andere EU-Länder exportiert werden“.
Laut Hölzel ist Folpet auch „hochgiftig für Fische und Wasserorganismen. Solche hochgefährlichen Stoffe müssten zügig komplett verboten werden, statt sie vermehrt einzusetzen und haben im heimischen Obst nichts zu suchen“, so die BUND-Expertin.