Michael Ballweg, hier bei einer Demo auf dem Cannstatter Wasen, hält trotz offenbar gegenteiliger Aussagen in einem privaten Gespräch an seiner OB-Kandidatur in Stuttgart fest. Foto: aktuell.de/Marc Gruber

War seine Ankündigung, für den Chefsessel im Stuttgarter Rathaus zu kandidieren, vielleicht nur ein PR-Gag? Michael Ballweg, IT-Unternehmer und Gründer der Initiative „Querdenken“ gegen die behördlichen Coronaauflagen, verneint. In einem Youtube-Video hört sich das freilich anders an.

Stuttgart - Ist die Kandidatur des Unternehmers und Gründers der Initiative gegen die Coronaauflagen, Michael Ballweg, vielleicht nur ein PR-Gag? Diesen Eindruck können jedenfalls jene gewinnen, die auf der Videoplattform Youtube ein Interview mit dem selbst ernannten „Querdenker“ vom 15. August anschauen. Darin enthüllt der Interviewer Details aus einem „eben geführten Privatgespräch“ mit dem Aktivisten, wonach dessen Kandidatur für die Nachfolge des scheidenden OB Fritz Kuhn (Grüne) vielleicht gar nicht „Dein voller Ernst war.“ Ballweg ist das sichtlich unangenehm: Auf die Frage, ob er sagen könne, was er damit beabsichtigt habe, antwortet er: „Das kann ich jetzt natürlich nicht sagen, das war ein privates Gespräch.“ Der Interviewer zeigt Verständnis und appelliert unverzüglich an „die Stuttgarter“, Michael Ballweg bei der Wahl am 8. November ihre Stimme zu geben.

Ballweg erklärte dazu am Dienstag auf Anfrage unserer Zeitung, es handele sich um ein Missverständnis, er wolle ernsthaft kandidieren: „Der junge Interviewer hat mich vorab falsch verstanden.“ Einen bestimmten Stimmenanteil habe er sich nicht zum Ziel gesetzt, er lasse sich überraschen, sagte er. Unabhängig vom Ergebnis des ersten Wahlgangs werde er auch bei der Neuwahl drei Wochen später wieder an den Start gehen.

Vergleich zwischen Vertragskündigungen und Bücherverbrennung

In dem Youtube-Beitrag bestätigt der IT-Unternehmer Ballweg auch, dass offenbar aufgrund seines Engagements bei der Initiative Querdenken 711, die mittlerweile bundesweit Veranstaltungen und Demonstrationen gegen die Coronaauflagen initiiert und auf ihrer Homepage Formbriefe für Maskenverweigerer publiziert, mehrere namhafte KundenVerträge gekündigt oder jene nicht verlängert hätten, darunter Thyssen Krupp, Bosch und der Automobilzulieferer ZF. Er bedauere es, wie heutzutage „mit der Meinungsfreiheit umgegangen wird“, so Ballweg. Den Interviewer wiederum erinnert das Vorgehen der Unternehmen an die schlimmsten Zeiten deutscher Geschichte: „Da fühlt man sich irgendwie schon in eine Diktatur zurückversetzt, vielleicht gar schon Bücherverbrennung“. Ballweg nickt zustimmend und betont, er habe schon damit gerechnet, dass man finanziellen Druck auf ihn ausüben werde.

Die Bewerbungsfrist für die Oberbürgermeisterwahl beginnt am 22. August. Bisher haben – einschließlich Ballwegs – 12 Männer und eine Frau Interesse an einer Kandidatur bekundet. Unter anderen bewerben sich die Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Mitte, Veronika Kienzle (Grüne), der Backnanger OB Frank Nopper (CDU), der SPD-Ratsfraktionschef Martin Körner, dessen Parteifreund, der Tengener Schultes Marian Schreier und der Sprecher der Linksfraktion im Rathaus, Hannes Rockenbauch (SÖS), um den Posten.