Martin Körner bei seiner Bewerbungsrede im Gewerkschaftshaus – wenig später wird er zum OB-Kandidaten der SPD gewählt. Ohne dass ein Gegenkandidat im Raum war. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Die Stuttgarter SPD bringt ihren Fraktionschef Martin Körner für die OB-Wahl in Stellung. Von 111 Delegierten stimmt niemand mit Nein. Ein abwesender Konkurrent erntet nur Kritik.

Stuttgart - Es dauert nur etwas mehr als zwei Stunden, dann hat die SPD am Montagabend im Gewerkschaftshaus ihren Kandidaten für die OB-Wahl am 8. November nominiert: Martin Körner (49). Wer sonst? Der andere Aspirant mit SPD-Parteibuch, Marian Schreier aus Tengen, ist ja nicht zur Kreisdelegiertenversammlung erschienen, weil sich der Vorstand für den SPD-Fraktionschef im Rathaus entschieden hatte.

Die Delegierten der Ortsvereine treffen eine klare Entscheidung. In der Abstimmung, die auf Antrag per Handzeichen stattfindet, gibt es kaum Enthaltungen, keine einzige Gegenstimme von den 111 Stimmberechtigten. Demonstration der Solidarität mit Körner? Abfuhr für Schreier? Auf jeden Fall ein Signal der Geschlossenheit. Eine Art Krönung.

In der Debatte kommt die eine oder andere Laudatio

So manche Wortmeldung nach Körners Bewerbungsrede war gleich gar nicht als Frage oder gar als kritische Anmerkung gedacht gewesen, sondern als „Laudatio“, scherzt der Versammlungsleiter. Alles in allem wohl nach dem Geschmack des Kreisvorsitzenden Dejan Perc. Der hatte schon eingangs gesagt, der Kreisvorstand habe Körner einstimmig vorgeschlagen, weil er ein OB des neuen Typs sein könne, ein „Impulsgeber und Motor von Prozessen und Beteiligungen“. Körner könne ein „ganz hervorragender Kandidat für einen starken Wahlkampf“ sein. Die SPD sei die erste Partei, die ihr Angebot für den OB-Sessel klar benenne. Man sei gut aufgestellt und starte kraftvoll, so Perc.

Und was ist mit Marian Schreier (29), in Stuttgart geboren und aufgewachsen? „Ich hätte mich gefreut, ihn heute hier zu sehen, aber leider hat er sich entschieden, sich nicht zu stellen“, sagt Perc. Vielleicht sei das auch besser so, denn er hätte nur ein positives Votum akzeptieren wollen. „Demokratie, auch die innerparteiliche, ist aber keine Frage von Zweckmäßigkeit.“

Die Wohnungspolitik soll Chefsache werden

Körner sagt, er bedauere, dass er allein dastehe. „Wir hätten das heute sauber und demokratisch entscheiden können.“ Er sei nicht in Stuttgart geboren und aufgewachsen, habe nicht im englischen Oxford studiert. Aber Stuttgart sei seine Stadt. „Und Kommunalpolitik ist das, was ich liebe, weil man da gestalten kann.“ Das mache er auch gut, da habe er in letzter Zeit viel eingefädelt und erreicht. Er wolle der erste sozialdemokratische OB Stuttgarts werden, aber für alle da sein. Er werde sich nicht zu schade sein, in die Quartiere zu gehen und nach der Befindlichkeit der Menschen zu schauen. Er wolle die Wohnungspolitik zur Chefsache machen. Da gehe es aber nicht nur um „viel mehr bezahlbare Wohnungen für Leute mit mittleren oder kleinen Einkommen“. Da gehe es auch um klimafreundliches Wohnen, die Wärmewende, um Wohnungen für dringend benötigte Fachkräfte und somit um ökonomische Fragen Stuttgarts. Er habe einen Gestaltungsanspruch, der in den letzten Jahren im OB-Amt zu kurz gekommen sei. Es gehe ihm auch um Empathie und Respekt in der Stadt. Danach gibt es 40 Sekunden Beifall. Ein paar erheben sich. Später, nach der Wahl, stehen alle.

Und was wird mit Schreier? Er muss damit rechnen, dass der Landesverband ein Parteiausschlussverfahren anstrengt, wenn er kandidiert. Unter der SPD-Flagge kann er sowieso nicht antreten.