Wer übernimmt den OB-Sessel im Rathaus? Im Sommer kommt Licht ins Dunkel. Foto: Stadt

Die Kornwestheimer Stadtgesellschaft kann sich auf aufregende Monate freuen. Und die CDU wird sich wohl zwischen zwei Parteifreunden entscheiden müssen. Solche „Doppelkandidaturen“ können auch schiefgehen. Eine Analyse.

Eine Woche mit Überraschungen geht zu Ende. Eine Woche, die eine Vorahnung gibt, welch spannende Monate auf die Kornwestheimer Stadtgesellschaft zukommen. Und vielleicht ja auch auf die scheidende Amtsinhaberin Ursula Keck, die hoffentlich schon mit einer guten Portion Gelassenheit auf das Geschehen schaut. Vom 4. März an können Frauen und Männer, die sich zutrauen die Große Kreisstadt zu lenken, ihre Bewerbung für die OB-Wahl am 25. Juni abgeben.

Zwei Rathauschefs stehen in den Startlöchern

Selten standen Wochen vor der Stellenausschreibung im Staatsanzeiger schon so viele Interessenten – zumindest mental – quasi vor dem Briefkasten eines Rathauses. Selten bekundeten mögliche Bewerber ihr Interesse schon Wochen vor Beginn der Abgabefrist so offen. Und selten waren darunter gleich zwei Rathauschefs.

Normalerweise wird dementiert, auf Zeit gespielt, taktiert. Auf Spielchen dieser Art haben aber offenbar weder Frank Zimmermann, Bürgermeister in Gaildorf (Kreis Schwäbisch Hall), noch Nico Lauxmann, Amtskollege in Schwieberdingen, Lust. Und auch der bislang Dritte im Bunde, Kadir Koyutürk, Mitarbeiter im Kornwestheimer Rathaus, legt die Karten auf den Tisch. Seit 2010 ist er Mitglied der Grünen. Sollte er antreten, werde er seine Mitgliedschaft jedoch ruhen lassen, sagt er.

Echte Wahl in Sicht

Das offenbar große Interesse ist gut für die Stadt. Die Bürger werden – so sieht es zumindest derzeit aus – eine echte Wahl haben. Leider scheinen sich bislang nur Männer für den OB-Sessel zu interessieren, aber das ändert sich hoffentlich noch. Dass womöglich gleich zwei CDU-Männer ins Rennen gehen, macht es besonders spannend. Sollten sie es wirklich tun, wird jedoch die Frage noch spannender sein, hinter wen sich am Ende ihre Kornwestheimer Parteikollegen stellen.

Dass bei personenbezogenen OB-Wahlen Kandidaten derselben Partei antreten, kommt immer wieder vor. Aktuell konkurrieren bei der OB-Wahl in Kassel zwei Sozialdemokraten – einer von ihnen ist der Amtsinhaber, der aber von seiner Partei nicht wieder nominiert worden ist. Wahlrechtlich sind solche Konstellationen kein Problem. Gleichwohl ergeben sich im Innenbereich der politischen Parteien regelmäßig Verwerfungen, weiß Arne Pautsch von der Hochschule für Öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg. Denn die Parteistatuten werten solche Konkurrenzbewerbungen meist als parteischädigendes Verhalten.

Dass parteipolitisch bedingtes Taktieren anders ausgehen kann als von manchem erhofft, hat 2004 die OB-Wahl in Bietigheim gezeigt. Der scheidende CDU-OB Manfred List hatte damals versucht, den Freien Wähler Wilfried Dölker in Position zu bringen – um seinen Parteikollegen, den damaligen Ludwigsburger Vize-Landrat Christoph Schnaudigel zu verhindern. Die Bietigheimer CDU spaltete sich in zwei Lager und der lachende Dritte war der amtierende OB Jürgen Kessing – ein Sozialdemokrat. So kann’s gehen.