Am Nürtinger Stadtbalkon eröffnet in Kürze ein neues Café-Restaurant. Aus de Jüli wird Energetic life mit veganen Speisen aus regionalen Produkten. Die Lage am Neckar hat die Gastronomin überzeugt.
Auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen, das ist Alltag für Nadja Prokhorenko. Die Gastronomin und zweifache Mutter betreibt in Stuttgart in der Schulstraße sieben Tage pro Woche ein veganes, zucker- und glutenfreies Café-Restaurant. Mitte Februar möchte sie eine Dependance in Nürtingen eröffnen. In bester Lage am Stadtbalkon soll ihr Konzept „Energetic life“ starten.
Frühstück soll es den ganzen Tag lang geben
Der genaue Termin sei noch geheim, erklärt die 36-Jährige, die ihrem neuen Team einen ruhigen Start und damit eine Einarbeitungszeit gönnen möchte. Prokhorenko hat das frühere Café De Jüli an der Ecke Neckarsteige und Alleenstraße gepachtet, wo sie künftig ganztags Frühstück, aber auch warme Speisen, Kuchen, Törtchen, Kaffee und Cocktails anbieten möchte.
Ein Brief von Oberbürgermeister Johannes Fridrich habe sie überhaupt erst auf die Idee zu der Dependance gebracht, erzählt Prokhorenko, die von Nürtingen bis dahin nur die Bundesstraße vom Durchfahren kannte. „Was muss ich tun, damit Sie sich hier ansiedeln?“, mit diesen Worten zitiert sie den Oberbürgermeister, der sich in einem persönlichen Schreiben an Prokhorenko gewandt hatte.
Erst sei das Nachbargebäude im Gespräch gewesen, aber das ehemalige Café de Jüli habe ihr auch mit Blick auf die Pacht eher zugesagt, berichtet die 36-Jährige, während ihr Mann und ein Barkeeper die letzten Kabel für das Soundsystem verlegen und Regale an die Wand schrauben.
Ein Sandkasten und ein Palmendach
„Die Lage am Neckar ist sehr schön, das hat mich inspiriert“, sagt Prokhorenko und zeigt, wo die 80 geplanten Außenplätze entstehen sollen, die sich um das Gewächshaus und den großen Sandkasten mit den Liegestühlen gruppieren werden. Und ein Palmendach soll im Sommer das Gewächshaus einladender machen.
Als sie Mutter wurde, habe sie das Thema gesunde Ernährung sehr beschäftigt. „Ich habe damals begonnen, mit Nüssen zu backen“ erinnert sich die gebürtige Ukrainerin, die bereits als Teenager mit ihrer Familie von der Krim nach Deutschland kam. Das glutenfreie Backen habe sich so ergeben und auch der Wunsch nach einer selbstständigen Tätigkeit sei immer größer geworden. Inzwischen verwende sie am liebsten regionale Produkte aus Bioanbau, die sie zu Süßkartoffel-Falafel, Zucchini-Pommes und Burger-Pattys aus Hanfgemüse und herzhaften Aufstrichen verarbeite. Glutenfreies Mehl aus Buchweizen, Braunhirse, Vollkornreis oder Cashewnüssen und Mandeln gehört genauso zu den Ausgangsstoffen wie Mandelquark, Kokosmilch, Kokossahne und vegane Butter, berichtet die Gastronomin.
Süße aus Datteln, Reissirup und Agavendicksaft
Kuchen und Törtchen werden bei Prokhorenko statt mit Zucker mit Datteln, Stevia, Reissirup und Agavendicksaft oder Erythrit gesüßt. Vegane Schokolade, frische Beeren und Mango soll Törtchen und Kuchen verfeinern, die außerdem mit essbaren Blüten dekoriert auf den Teller kommen.
Bis vor wenigen Jahren hat Prokhorenko nach einem Studium der Fahrzeugtechnik noch als Ingenieurin bei Mercedes, Porsche und AMG zuletzt in der IT-Projektentwicklung gearbeitet. Inzwischen managt sie ihren eigenen Betrieb, in dem sie an gut gebuchten Wochenenden auch mal 20 Stunden am Stück verbringt, wenn sie bereits nachts in die Backstube eilt, danach wegen Krankheitsausfällen im Team in der Küche und am Tresen aushilft, bevor sie abends um 22 Uhr endlich abschließt.
Die Familie hilft mit
Warum sie so viel Arbeit für deutlich weniger Ertrag auf sich nimmt? Diese Frage beantwortet die Unternehmerin so: „Für mich ist das kein Job, das ist mein Leben.“ Dankbar sei sie für die tatkräftige Mitarbeit ihres Mannes, der bei Mercedes-Benz in der Fahrzeugentwicklung tätig ist und für ihre Schwiegereltern, die seit dem Renteneintritt ebenfalls nach Deutschland gekommen sind und sich oft um die Enkel kümmerten.