Der jüngste Brand in der Schafstraße betrifft das Gebäude mit der Hausnummer zwei. Foto: SDMG/Krytzner

Die Ursache für die Brände in der Nürtinger Schafstraße im Jahr 2020 geben weiterhin Rätsel auf. Der jüngste Brand wird ebenfalls von der Kriminalpolizei untersucht.

Zum dritten Mal in zwei Jahren hat es in der Nürtinger Schafstraße gebrannt, diesmal im Gebäude mit der Hausnummer sechs. Kriminaltechniker suchen nach der Brandursache, zudem ist laut der Polizei ein Sachverständiger bestellt. Ernsthaft verletzt wurde bei dem jüngsten Brand am vergangenen Freitag niemand. Die Rettungskräfte konnten die Menschen aus dem Gebäude holen.

Ganz anders bei dem Brand vor zwei Jahren im Nachbargebäude, Schafstraße 2: Bei einem verheerenden Feuer am 1. November 2020 kamen zwei Menschen ums Leben. Für die beiden Männer im Alter von 37 und 53 Jahren kam damals jede Hilfe zu spät, sie konnten nur noch tot geborgen werden. Die beiden Bewohner hatten sich nicht mehr rechtzeitig vor dem Feuer in Sicherheit bringen können und erlagen einer Rauchgasvergiftung. Nur einen Tag später, am 2. November 2020, brannte es in der Schafstraße 4. Die beiden Brandruinen sind bis heute unbewohnbar. Beide Gebäude wie auch die Schafstraße 2 sollen dem selben Besitzer gehören.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit zwei Jahren

Immer noch ermittelt die Staatsanwaltschaft Stuttgart in der Sache. Der Vorwurf der fahrlässigen Tötung steht im Raum. Über die Brandursache kann bis heute nur gemutmaßt werden. Dass es um den Zustand der beiden rund 100 Jahre alten Häuser nicht zum Besten stand, machten Zeugenaussagen schon vor zwei Jahren deutlich. Der Begriff Schrottimmobilie machte die Runde. Von mangelhaften Elektroinstallationen und fehlenden Rauchmeldern war die Rede. Ungeklärt ist außerdem, ob einer der Wohnräume keine Fenster hatte und damit für mindestens eines der Opfer der Fluchtweg nach außen versperrt war, als die Holztreppe in Flammen stand.

Bereits nach dem ersten und zweiten Brand wurden Vorwürfe wegen prekärer Wohnverhältnisse und Überbelegung laut. Der Mieterbund im Kreis Esslingen warnte schon damals, so ein Brand könne sich wiederholen, da es in der Schafstraße und an anderen Orten Immobilien in ähnlich desolatem Zustand gebe. Es geht um eine komplexe Sachlage, zu der rund 40 Zeuginnen und Zeugen von der 19-köpfigen Ermittlungsgruppe der Kriminalpolizei vernommen wurden. Insgesamt sollen in den Gebäuden Schafstraße vier und sechs 23 Zimmer an Bezieher von Wohngeld vermietet worden sein. Immer noch ist unklar, wer für die Misere die Verantwortung trägt. Die Stadtverwaltung Nürtingen sprach von Gesetzeslücken bei der Überprüfung von Überbelegungen in privaten Wohnungen und erklärte, die Verwaltung sei im Rahmen ihrer Zuständigkeiten tätig geworden. Außerdem forderten Nürtingen und Kirchheim gemeinsam ein Wohnungsaufsichtsgesetz nach hessischem Vorbild, das Mindeststandards für Wohnraum festlegt sowie Mitwirkungspflichten von Eigentümern und Vermietern fordert.

Und auf kritische Fragen an Jobcenter und Kreisverwaltung, die die Wohnkosten für 27 Menschen im Hartz-IV-Bezug sowie vier Geflüchtete dort bezahlten, antwortete die Pressestelle des Landratsamtes damals, es sei „nicht die Aufgabe als Leistungsträger“, eine Unterkunft zu überprüfen.