Der November endete zwar kühl, grau und nass, war aber trotzdem deutlich zu warm. Einen späteren ersten Frost im Jahr gab es nur zweimal zuvor. Und wie schaut’s aus mit Schnee?
So kennt man ihn, den November. Die letzten Tage des Monats präsentierte sich der finale Herbstmonat so, wie man es erwartet, aber natürlich nicht will. Dauergrau, feuchtkalt, dunkel und einfach eklig. Die Stimmung rutscht ins Moll, die Energiespardisziplin sinkt, weil man es wenigstens unter der Dusche ein paar Minuten gemütlich haben will; und selbst sonst hartleibige Glühwein-Verweigerer (viel zu süß) wärmen sich verschämt auf dem Weihnachtsmarkt die Hände an dem Gebräu, freuen sich an ihrer Merino-Unterwäsche und gönnen sich trotz gestiegener Preise öfter mal die Sauna. So ist er halt der November, ein meteorologisch garstiger Gesell.
Und dann kommt am Ende des Monats die Statistik und siehe da: Mit durchschnittlich 7,9 Grad war es im Schnitt schlicht zwei Grad zu warm. Damit liegt dieser November auf Rang sechs der Wärmeskala seit Beginn der Aufzeichnungen 1951. Die zwei Grad plus beziehen sich auf die Schnittwerte der Jahre 1991 bis 2020. Gegenüber den Werten der Jahre 1961 bis 1990 sind es sogar satte 3,2 Grad. Die Basis des erstaunlichen Wärmewerts lag am Anfang des Monats, da stieg das Thermometer noch auf bis zu 18 Grad, das zieht den Schnitt nach oben. Wie übrigens auch im Jahr 2020, als am 1. November 22 Grad gemessen wurden – Rekord bis heute.
2004 wurde der erste Frost am 9. Dezember gemessen
Gut für das Sparen von Heizenergie war auch, dass es so gut wie keinen Frost gab. Im Schnitt sinkt im November an sechs Tagen die Temperatur unter null Grad, dieses Mal war es am 27. November gerade mal einer mit zarten minus 1,3 Grad. „Einen späteren ersten Frost im Jahr gab es nur zweimal“, erklärt Andreas Pfaffenzeller. Der Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ergänzt: „Im Jahr 2004 wurde der erste Frost am 9. Dezember gemessen. Der Rekord ist aus dem Jahr 2000, da sank erst kurz vor Weihnachten am 20. Dezember das Thermometer erstmals unter null Grad.“ Der späte Frost 2022 war zwar gut fürs Heizbudget, ganz ohne Wärmequellen wie teilweise im Oktober ging es aber nicht.
Obwohl auch die Sonne, man glaubt es kaum, deutliche Überstunden machte. 87 Stunden kamen zusammen, normal wären 71. Dieses Plus wärmte auch Wohnräume hinter Südfenstern zumindest ein bisschen auf und schonte die Nebenkosten. Davon war freilich gegen Ende November nichts mehr zu spüren, als man die Sonne maximal noch als fahle Scheibe erkennen konnte, wenn die Bewölkung mal kurz ein bisschen dünner war. Gut für die Natur war dagegen, dass auch in diesem Monat das gewaltige Wasserdefizit des Sommers weiter kompensiert wurde. Knapp 54 Liter wurden an der DWD-Station am Schnarrenberg gemessen, etwa elf Prozent mehr als im Schnitt. Zum Vergleich: Vor einem Jahr waren es nur gute 29 Liter. „Ein knappes Drittel des Monatsregens fiel allein am 17. November, da wurden 17,3 Liter am Schnarrenberg gemessen“, sagt Andreas Pfaffenzeller.
Die Folgen des staubtrockenen Sommers konnten gemildert werden
Damit war der November der dritte Monat nacheinander, an dem mehr Niederschlag als im Schnitt registriert wurde. Somit liegt auch der gesamte meteorologische Herbst mit immerhin 202 Liter Regen seit 1. September gut 32 Prozent über dem Schnitt und belegt damit Platz 7 seit 1951. Damit können die Folgen des staubtrockenen Sommers zumindest gemildert werden. Zu einem normalen Regenjahr in Stuttgart mit 655 Litern fehlen jetzt noch etwa 100 Liter. Das dürfte zwar kaum noch zu erreichen sein, aber selbst ein durchschnittlicher Dezember mit etwa 50 Litern wäre ein Segen für das Grundwasser. Und mehr als 100 Liter gab es im Dezember in der Stadt auch schon: 1993 wurden 128 Liter gemessen, 1999 immerhin 115. Im Moment sind zwar keine nennenswerten Regenmengen in Sicht, aber der Monat ist ja auch noch jung.
Ob es vom Himmel bis Jahresende eher regnet oder schneit, ist natürlich noch offen, für die kommenden Tage sieht es allerdings eher nach maximal leichtem Regen aus. Weitere Wetterprognosen in Richtung Feiertage sind jetzt zwar noch reine Spekulation – aber da jede Serie einmal enden muss, gibt es zumindest Hoffnung auf weiße Weihnachten. Die vergangenen elf Jahre war es an Weihnachten in Stuttgart grün, zuvor im Schnitt alle vier Jahre weiß. Es wäre also mal wieder an der Zeit.