Bis Ende November schließt die Kassenärztliche Vereinigung 18 Notfallpraxen im Land – eine der ersten ist die an der Kirchheimer Medius-Klinik. Damit Patienten die Notaufnahmen der Kliniken nicht unnötig belasten, gibt es Alternativen.
Die Kassenärztliche Vereinigung möchte bis Ende November 2025 insgesamt 18 Notfallpraxen in Baden-Württemberg Land schließen – eine der ersten ist die Notfallpraxis an der Medius-Klinik in Kirchheim. Dort sollen Ende März die Lichter ausgehen. „Dies betrifft ausschließlich die hausärztliche Versorgung außerhalb der regulären Praxiszeiten“, betont der Kliniksprecher Max Pradler. „Die Notaufnahme im Kirchheimer Krankenhaus, die speziell für schwere und lebensbedrohliche Notfälle zuständig ist, ist davon nicht betroffen.“ Die Medius-Klinik will vermeiden, dass ihre Notaufnahme künftig von Patientinnen und Patienten, die anderswo besser aufgehoben wären, überrannt wird.
Nachdem im vergangenen Herbst die Nachricht die Runde gemacht hatte, dass die Kassenärztliche Vereinigung die Zahl der Notfallpraxen deutlich reduzieren will, hatte sich quer durchs Land Widerspruch geregt. „Ein weiteres Kaputtsparen und eine weitere Verschlechterung der medizinischen Versorgung des ländlichen Raums ist für mich indiskutabel und nicht hinnehmbar“, hatte etwa der für den ländlichen Raum zuständige Landesminister Peter Hauk (CDU) bereits im Oktober betont und befürchtet, die Pläne würden „unweigerlich zu einer Überlastung der Notfallstrukturen in den Kliniken führen“. Rathauschefs betroffener Kommunen waren gegen die Schließungspläne Sturm gelaufen, in einigen Städten hatten sich Bürgerinitiativen gebildet, die für den Erhalt ihrer Notfallpraxis vor Ort kämpften. Vergeblich.
Weitere Wege für Kirchheimer Patienten
Die Notfallpraxen in Kirchheim, Neuenbürg und Bad Saulgau werden zum 31. März 2025 geschlossen. Damit Patientinnen und Patienten aus dem Kirchheimer Raum von April an wissen, wohin sie sich außerhalb der Sprechzeiten in den Hausarztpraxen wenden können, wollen die Medius-Kliniken rechtzeitig über alternative Anlaufstellen informieren und damit helfen, „Missverständnisse zu vermeiden und sicherzustellen, dass alle die richtige medizinische Versorgung erhalten“.
Notfallpraxen, die von der Kassenärztliche Vereinigung betrieben werden, sind die passende Anlaufstelle für akute, aber nicht lebensbedrohliche Erkrankungen, wenn die Hausarztpraxen geschlossen sind – etwa bei Fieber, Infekten, Magen-Darm-Erkrankungen oder leichteren Verletzungen. Dagegen ist die Notaufnahme, die von der jeweiligen Klinik geführt wird, für schwere Notfälle wie Herzinfarkte, Schlaganfälle, schwere Unfälle, akute Atemnot oder starke Schmerzen zuständig. „Wir appellieren, die Notaufnahme nicht als Ersatz für die Notfallpraxis zu nutzen, sondern sich vorab über alternative Möglichkeiten zu informieren“, sagt der Medius-Klinik-Sprecher Max Pradler. „Dies hilft, unnötig lange Wartezeiten zu vermeiden und sicherzustellen, dass schwerwiegende Notfälle vorrangig und ohne Verzögerung behandelt werden können.“
Alternativen in Esslingen, Nürtingen und Filderstadt
In der Region stehen weiterhin Notfallpraxen zur Verfügung – viele Patientinnen und Patienten aus dem Kirchheimer Raum werden künftig jedoch längere Anfahrtswege in Kauf nehmen müssen. Die Notfallpraxis an der Medius-Klinik Nürtingen ist bislang samstags, sonntags sowie an Feiertagen von 10 bis 16 Uhr geöffnet, von April an soll sogar von 9 bis 19 Uhr geöffnet werden. Die Notfallpraxis im Klinikum Esslingen bietet Sprechstunden montags bis donnerstags von 18 bis 22 Uhr sowie freitags von 16 bis 22 Uhr an. An Wochenenden und Feiertagen ist sie von 8 bis 20 Uhr erreichbar. Die Notfallpraxis Filder in der Filderklinik ist freitags von 16 bis 22 Uhr sowie samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 16 Uhr geöffnet.
Wer außerhalb der Sprechzeiten ärztliche Hilfe benötigt, kann sich an den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 11 61 17 wenden. Der Service ist kostenfrei und hilft, die passende Anlaufstelle zu finden. Auch online bietet das „Patienten-Navi“ unter www.116117.de eine Orientierungshilfe.