Von Massenunfall bis Großbrand: Mit einem speziellen Referat für Bevölkerungsschutz will die Stadt mehr Sicherheit gewährleisten.
Es bedarf nicht der düsteren Szenarien im literarischen Bestseller „Blackout“ um zu ahnen, dass im Katastrophenfall alles anders ist als im Alltag. Doch was ist eine Katastrophe? Ein Erdbeben, eine Explosion, ein schlimmes Hochwasser, ein Massenunfall mit etlichen Toten und Verletzten oder der in Marc Elsbergs Thriller beschriebene totale Stromausfall?
Jede dieser Situationen ist nicht nur für die Rettungskräfte eine besondere Herausforderung, sondern kann mitunter das ganze Leben lahmlegen. Um für den Fall der Fälle besser gerüstet zu sein, hat die Stadt Leonberg deshalb ein eigenes Referat für den Bevölkerungsschutz eingeführt. Die Gefahr, dass sozusagen aus dem Stegreif auf eine Notsituation reagiert werden muss, sei zu groß, sagt Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD). Stattdessen will die Stadt Alarm- und Einsatzpläne etablieren und Strukturen schaffen, um im Ernstfall professionell und umsichtig handeln zu können.
Notfalltreffpunkte in der ganzen Stadt
Und es muss ja nicht immer eine Naturkatastrophe oder ein schlimmer Unfall sein, der die Rettungskräfte auf den Plan ruft. Größere Menschenansammlungen, etwa beim Autorennen Solitude Revival, beim Motorradtreffen Glemseck 101 oder auch beim Pferdemarkt, bringen die Sicherheitskräfte stets in erhöhte Alarmbereitschaft.
Erstes sichtbares Zeichen des neuen Referats, dem neben dem Fachbereichsleiter Ralf Kotte noch Hendrik Münch angehört, sind die sechs neuen Notfalltreffpunkte im gesamten Stadtgebiet. In der Kernstadt sind es das Neue Rathaus am Belforter Platz, die Sophie-Scholl-Schule im Ezach und die Marie-Curie-Schule im Ramtel. Weitere Notfalltreffpunkte sind an den Ortsverwaltungen Gebersheim und Warmbronn sowie am Höfinger Kurfiss-Gebäude.
Sie sind für die Menschen Anlaufstellen, um im Ernstfall relevante Informationen zu erhalten. Hier werden Notfallmeldungen für Bürgerinnen und Bürger abgesetzt, wenn das Telefonnetz oder das Internet zusammengebrochen sind. Menschen, die spontan bei einer Notlage helfen möchten, bekommen hier Arbeiten zugewiesen. Denn obwohl das Versorgungsnetz mit Wasser, Strom und Energie gut ausgebaut ist, kann es trotzdem in bestimmten Situationen zu einem Ausfall der Versorgungsleistungen kommen, die im Einzelfall auch Stunden oder sogar Tage andauern können.
Im Krisenfall müssen die Einsätze zentral koordiniert werden. Dafür werden in der Hauptfeuerwache in der Römerstraße zwei Räume umgebaut. Sie wurden bisher von der Jugendhilfe-Einrichtung „Waldhaus“ genutzt, die allerdings weiterhin andere Räumlichkeiten in der Feuerwache gemietet hat.
Umbau kostet 70 000 Euro
Vorgesehen sind ein Stabsraum mit Besprechungstisch, in dem ein Krisenstab tagen kann. Zudem erhält der Referatsleiter ein eigenes Büro. Bisher ist er im Ordnungsamt am Marktplatz untergebracht. Die Umbaukosten von 70 000 Euro hat der städtische Finanzausschuss jetzt freigegeben. Darin enthalten ist eine Klimaanlage, die bei Großbesprechungen zum Einsatz kommen soll.
Auch Korntal-Münchingen hat eine Stabsstelle für Bevölkerungsschutz. Die wurde unlängst auf drei Mitarbeiter aufgestockt.