Die Kunstwissenschaftlerin Amber-Dawn Bear Robe gehört zu den Gästen des Festivals. Foto: Nordamerika-Filmfestival

Kampf gegen Stereotype: Das Nordamerika-Filmfestival in Stuttgart will mithilfe von Fotos, Musik, Gesprächen und zahlreichen Filmen das Wissen um indigene Kunst und Alltagskultur vermitteln.

Winnetou trägt Zöpfe, Fransen an Hemd und Hosen, dazu Mokassins. Mit seinem Gewehr „Silberbüchse“ und seinem Pferd Iltschi reitet er durch die Prärie, um für den Frieden zu kämpfen – im Bund mit seinem weißen Freund Old Shatterhand. Karl Mays Bild des fiktiven, zum edlen Wilden stilisierten Apachen-Häuptlings Winnetou stammt aus dem späten 19. Jahrhundert, bis heute wird es reproduziert. Erst im letzten Jahr war um den Kinderfilm „Der junge Häuptling Winnetou“ eine Debatte entbrannt; um die Frage, ob Mays Darstellungen indigener Lebensweise bloß harmlose Fantasien oder schlimmste rassistische Stereotype sind.

Neue Vermittlung von indigener Lebensweise auch für Kinder und Jugendliche

Vom 2. bis zum 5. Februar kann man sich beim Indianer Inuit – Nordamerika-Filmfestival im Treffpunkt Rotebühlplatz neue, vielfältigere und vor allem modernere Bilder vom Leben indigener Menschen in Kanada und den USA machen, obwohl der alte Begriff „Indianer“ im Titel selbst inzwischen diskussionswürdig ist.

Seit 2004 findet die Schau alle zwei Jahre statt, mittlerweile zum neunten Mal. In diesem Jahr werden unter dem Motto „More than leather and feather“ rund 75 Filme verschiedener Genres gezeigt, dazu eine Fotoausstellung zu indigener Mode. Es gibt Konzerte und einen Workshop für Lehrkräfte, wobei es vor allem um den Austausch zu Fragen über indigene Themen geht, damit Kinder und Jugendliche auch in der Schule andere Perspektiven kennenlernen, als noch ihre von den Fantasien Karl Mays beeinflussten Vorgängergenerationen. „Viele Leute haben hier eine Meinung, aber die Betroffenen selbst kommen dabei nicht zu Wort“, sagt Katharina Buchter vom Deutsch-Amerikanischen Zentrum, das zusammen mit der Stuttgarter Arbeitsgruppe von Unicef zu den Kooperationspartnern des Festivals zählt.

Indigene selbst sind anwesend und kommen zu Wort

Um das zu ändern, sind mehrere Gäste aus den USA und Kanada angereist, darunter die Kunstwissenschaftlerin Amber-Dawn Bear Robe als Kuratorin der Show für indigenes Modedesign, die Sängerin Emma Stevens, die Paul McCartneys Song „Blackbird“ in der Sprache Mi’kmaq interpretiert hat.

Außerdem der Filmemacher James Lujan sowie der Geiger Tristen Durocher, der sich in der Suizid-Prävention engagiert. „Nur, weil wir alle hier Indigene sind, können wir aber nicht für alle Indigenen sprechen“, sagt Durocher. Es geht den Gästen darum, indigene Kultur in möglichst großer Vielfalt zu vermitteln. Indigene Kleider wie ein Kostüm überzuziehen, sei allerdings keine gute Strategie zur interkulturellen Verständigung.

Infos: https://www.nordamerika-filmfestival.com/