Sie haben ein starkes Turnier gespielt und die Silbermedaille gewonnen. Ausgerechnet im Beachvolleyball-Finale von Paris geht bei Nils Ehlers und Clemens Wickler aber gar nichts. Warum?
Es brach ihm ja schier das Herz – nicht nur, weil er selbst gerade eine olympische Goldmedaille verpasst hatte. Der Blick auf die Tribünen hatte sein Übriges getan. „So viele Freunde und Familienmitglieder“, sagte Clemens Wickler, „einige sind extra zum Finale angereist, sind acht Stunden gefahren.“ Und mussten dann mit ansehen, dass er mit seinem Partner Nils Ehlers ausgerechnet in diesem Finale quasi chancenlos gewesen war. „Das“, sagte Wickler, „hat mir für die Leute leidgetan.“
Allerdings: Um die deutschen Fans und ihren persönlichen Anhang mussten sich die beiden Beachvolleyballer nicht wirklich Sorgen machen.
In diesem atemberaubenden Stadion am Fuße des Eiffelturms entwickelte sich nach Abschluss des Endspiels am Samstagabend nämlich schnell noch eine unfassbar gute Party. Der Eiffelturm funkelte, die schwedischen Fans feierten ihre Olympiasieger David Ahman und Jonathan Hellvig, die beide erst 22 Jahre alt sind. Und die Deutschen? Feierten einfach mit. Sangen, schunkelten, tanzten – und wurden nicht müde, ihren Helden im Sand ihren Respekt für den Gewinn der Silbermedaille auszudrücken.
„Wir haben in so viele Gesichter geschaut, alle haben uns zu Silber gratuliert und sind stolz auf uns“, sagte Nils Ehlers – und gab sich selbst und seinem Partner einen guten Rat: „Es würde uns guttun, ebenfalls darauf zu schauen, was wir erreicht haben.“ Das war, nicht nur in seinen Augen, „ein unfassbar gutes Turnier“. Aber eben mit einem Ende, das so gar nicht zu dem passte, was zwei Wochen lang in Paris geschehen war.
Im Finale geht gar nichts
Nils Ehlers (30) und Clemens Wickler (29) hatten super reingefunden in den olympischen Wettbewerb, spielten auch in der K.-o.-Runde auf ihrem höchsten Level – und darüber. „Wir konnten hier noch mal eine Schippe drauflegen und sind noch enger zusammengewachsen“, sagte der 2,11 Meter große Ehlers, der seit 2021 mit Wickler (1,91 Meter) ein Duo im Sand bildet. Im Halbfinale bezwangen sie erstmals überhaupt die Tokio-Olympiasieger Anders Mol und Christian Sörum (Norwegen). Doch dann ging plötzlich gar nichts mehr – was schwer zu erklären war.
Clemens Wickler versuchte es mit traurigen Augen dennoch. Noch vor dem Finale habe er sich so gut gefühlt wie noch vor keinem anderen Match hier bei den Spielen in Frankreich, erzählte er. Aber auf dem Feld „war alles komplett weg“. Die Schweden, als Weltranglistenerste ohnehin leicht favorisiert, mussten nicht einmal ihren besonderen Spielstil und ihre beste Leistung zeigen, um in jedem der beiden Sätze davonziehen zu können.
„Irgendwas“, meinte Clemens Wickler, „ist da mental mit uns passiert.“ Ein Ansatz: „Vielleicht haben wir – mit Gold vor Augen – zu viel gewollt.“ So gelang dann aber fast gar nichts. Weder im Aufschlag, noch in der Annahme. Auch nicht im Block oder bei den eigenen Angriffsschlägen. Die Verzweiflung der beiden war zunehmend bis auf die Tribüne zu spüren. Und als nach lediglich etwas mehr als einer halben Stunde alles vorbei war, fiel Nils Ehlers enttäuscht in den Sand – und blieb da auch erst einmal liegen.
„Wir waren wortwörtlich am Boden“, sagte der Hüne und haderte: „Ausgerechnet im olympischen Finale haben wir mit das schlechteste Spiel der Saison gemacht.“ Im Schatten der riesigen Tribüne zwischen Eiffelturm und der Arena Champ de Mars mussten sie dann mit einem emotionalen „Auf und Ab“ klarkommen.
Die EM startet gleich nach Olympia
Denn schon in der Nacht von Samstag auf Sonntag mischte sich dann doch ein wenig Freude und Stolz auf das Erreichte in die Gemütslage des besten deutschen Beachvolleyball-Duos – das Olympia 2024 trotz der bitteren Pleite im Finale als Motivation nutzen möchte. An weiteren Zielen mangelt es jedenfalls nicht.
Von Paris aus reisen Nils Ehlers und Clemens Wickler mit dem Zug gleich weiter in die Niederlande – wo die Europameisterschaft ansteht. Die beginnt tatsächlich schon am Tag nach der Schlussfeier von Paris. Und wird damit vor allem zu einer weiteren mentalen Herausforderung für die Silbermedaillengewinner aus Hamburg.