Die Stadt ist mit der Bearbeitung der Ergebnisse von Coronatests stark im Verzug. Foto: dpa/Sri Loganathan

Technische Probleme zum Beginn der Woche und Personalmangel im Stuttgarter Gesundheitsamt haben zu einem Rückstau bei der Bearbeitung von Tests geführt. Und es gibt weitere Gründe, warum das Infektionsgeschehen nur noch schwer abzubilden ist.

Stuttgart - Die Landeshauptstadt hat in den vergangen Tagen einen wundersamen Rückgang der Sieben-Tage-Inzidenz erlebt. Am Donnerstag erreichte der Wert noch 612,7 Fälle pro 100 000 Einwohner, womit man die niedrigste Inzidenz im ganzen Land verzeichnete. Selbst Heidelberg, das diese Position einige Tage zuvor inne hatte, lag mit einer Inzidenz von 722,6 Fällen höher.

Andere Rechnung bei der Stadt

Nur hat diese Entwicklung nichts mit der Wirklichkeit zutun. „Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, dass wir die niedrigsten Inzidenz im Land haben“, sagt Stadtsprecher Sven Matis. Intern hat man im Gesundheitsamt auch längst eine andere Rechnung aufgemacht. Nach der liegt die Inzidenz in Stuttgart „realistischerweise bei etwa 1600 Fällen“, sagt Matis. Schließlich gingen bei dem Amt derzeit jeden Tag zwischen 2000 und 3000 positive Testergebnisse ein. Inzwischen habe sich der Rückstau der noch unbearbeiteten Testergebnisse auf etwa 7000 summiert, erklärt der Sprecher.

Aber wie kam es dazu, dass für Stuttgart am Donnerstag vom Landesgesundheitsamt nur 655 Neuinfektionen gemeldet worden sind? In den Landkreisen Böblingen (1287 Neuinfektionen, Inzidenz 1001,8), Esslingen (1271, Inzidenz 1333,9), Göppingen (neu 1036, Inzidenz 1601,7), Ludwigsburg (1704, 923,2) und Rems-Murr (1311, 1460,4) waren es am gleichen Tag weitaus mehr.

Technisches Problem zu Beginn der Woche

Ein Grund für den Verzug sei ein technisches Problem zu Beginn der Woche gewesen. Das hatte dazu geführt, dass man nur bis nach der Mittagszeit Zahlen an das Landesgesundheitsamt melden konnte. Dadurch wurde eine allerdings bereits bestehende Schwierigkeit verstärkt: der Mangel an Personal im Gesundheitsamt. Deshalb sei man dabei, die Personalstärke zu erhöhen, unter anderem durch eine Umschichtung von Mitarbeitern aus anderen Bereichen der Stadtverwaltung, so Matis. Man habe aber doch nur „begrenzte Ressourcen“, auch weil die Kräfte sonst an anderen Stelle fehlten.

Aber selbst wenn die Rückstände aufgearbeitet sind und man wieder nachkommt mit der Bearbeitung der eingehenden Testergebnisse, ist die ausgewiesene Inzidenz auch dann nicht unbedingt ein realistisches Abbild des Infektionsgeschehens. Denn viele Menschen machen, wenn sie sich infiziert haben, heute gar keinen PCR-Test mehr, sondern nur noch Schnelltests. Deren Ergebnisse aber fließen nicht in die Statistik ein.