Dehoga-Kreisstellenvorsitzender Markus Hofherr fordert von der Politik, die Mehrwertsteuer für Speisen bei sieben Prozent zu belassen.Foto: Lichtgut/Julian Rettig Foto:  

Ihren Aufwärtstrend sehen Wirte gefährdet, wenn die wegen Corona auf sieben Prozent reduzierte Mehrwertsteuer bei Speisen erhöht wird. Beim Dehoga-Empfang will sich Andreas Schwarz, Fraktionschef der Grünen, in dieser strittigen Frage nicht festlegen.

Die Häppchen vom Feinsten, das Ambiente edel: Der Neujahrsempfang der Stuttgarter Kreisstelle des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) ist bei Entscheidungsträgern der Stadt sehr beliebt. Eng geht es zu am Montagabend in den Banketträumen des Hotels Le Méridien. Vor 400 Gäste macht der Dehoga-Kreisstellenvorsitzende Markus Hofherr klar, dass die Gastronomen und Hoteliers der Stadt „keine Jammerer“ seien.

Auch wenn „Putins Angriffskrieg“ nach der Pandemie erneut für große Probleme in seiner Branche sorge, da neben dem „unermesslichen Leid“ für die Menschen in der Ukraine eine Energie- und Wirtschaftskrise Deutschland treffe, schaue der Verband optimistisch und voller Zuversicht in die Zukunft. „Die Mutmacher sind in erster Linie die vielen Gäste, die uns besuchen“, erklärt Hofherr. Doch den Aufwärtstrend sieht er gefährdet, wenn die Politik die wegen Corona auf sieben Prozent reduzierte Mehrwertsteuer bei Speisen wieder auf einen Regelsteuersatz von 19 Prozent wie bei den Getränken erhöht.

Das Thema Mehrwertsteuer vermeidet Andreas Schwarz in seiner Rede komplett

Die Mehrwertsteuer von sieben Prozent ist für Hofherr „keine Subvention,sondern eine Frage der Fairness“. Es sei eben nicht fair, wenn man To-Go-Mahlzeiten aus dem Supermarkt steuerlich besser stelle als Essen im Gasthaus. „Die Unsicherheit, ob es auch nach Ende dieses Jahres bei den sieben Prozent bleibt, belastet unsere Branche sehr“, unterstreicht der Dehoga-Kreisstellenvorsitzende. Sein Appell, die Finger von der Erhöhung der Mehrwertsteuer zu lassen, richtet sich an den Gastredner des Abends, an Andreas Schwarz, den Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Landtag. Dieser freilich geht im Anschluss auf die ganz konkret gestellte Forderung mit keinem Wort ein. Bei der Suche nach Fachkräften sagt er Unterstützung zu, vermeidet das Thema Mehrwertsteuer aber komplett.

Auch nach seiner Rede will Andreas Schwarz, nach seiner Meinung zu dieser Streitfrage befragt, „weder ein Ja noch ein Nein“ antworten auf den Wunsch der Gastgeber, die sieben Prozent nicht anzutasten. Ob der Regelsteuersatz wieder auf 19 Prozent angehoben werde oder nicht, hänge „vom Konjunkturverlauf“ ab, sagt der Grüne auf unsere Anfrage.

Viele Entscheidungsträger der Stadt sind gekommen

Von OB Frank Nopper (CDU) bis zu Armin Dellnitz, dem Chef von Stuttgart Marketing, von Rainer Reichhold, dem Präsidenten des Handwerkstags Baden-Württemberg, bis zu Andreas Kroll, dem Chef von in.Stuttgart – viele Entscheidungsträger sind zum Neujahresempfang gekommen. Man sieht auch zahlreiche Wirte der Stadt: Von Stefan Schneider vom Palast der Republik bis zu Festwirtin Sonja Merz, von Michael Wilhelmer, dem Gastronomen des Jahres, bis zu Alexander Scholz vom Perkins Park, die Clublegende Laura Halding-Hoppenheit und Jan Mink, der nun neben seinem Vater Jörg Mink Geschäftsführer der Schloss Solitude Gastronomie ist – die Branche ist beim Netzwerken stark vertreten. Man tauscht Erfahrungen aus der Pandemie aus und berichtet von Problemen bei der Personalsuche.

Die 400 Gäste vernehmen positive Nachrichten vom Dehoga-Redner Markus Hofherr: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im baden-württembergischen Gastgewerbe, die in der Coronakrise von 137 000 auf 116 000 gesunken war, liege wieder bei etwa 130 000, sagt er – mehr als 11 500 davon arbeiten demnach in Stuttgart, wo es momentan 1600 steuerpflichtige gastronomische Betriebe gibt.