Der Bahnhof in Bernhausen ist Endstation für die S 2. Das soll sich mit der S-Bahn-Verlängerung nach Neuhausen ändern. Foto: /Ines Rudel

Große Zukunftschancen bietet die Verlängerung der S 2. Neuhausen plant rund um den S-Bahnhof eine zweite Ortsmitte. Filderstadt ordnet den wenig attraktiven Ortseingang von Sielmingen neu.

Die S-Bahn-Verlängerung wird das Stadtbild in Neuhausen und in Sielmingen nachhaltig verändern. Die Fildergemeinde plant auf dem Gelände der ehemaligen Filderbahn-Endstation einen Endbahnhof für Züge und Busse. In dessen Umfeld soll eine zweite Ortsmitte entstehen. Der Filderstädter Stadtteil bekommt einen S-Bahn-Stopp, der im Norden – am Kreisverkehr in der Nähe des Hotels Alena – liegt. Die Stadt nutzt die S-Bahn-Verlängerung, um das jetzige Gewerbegebiet und die Wiesenfläche neu zu ordnen. Geplant sind eine Bahn- und Busstation mit Stellplätzen für Pedelecs und ein überdachter Vorplatz. Frühestens im Mai 2028 sollen wohl die ersten Bahnen rollen.

Zwar bauen die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) die Gleisanlagen und die Haltepunkte. Für die ergänzenden Projekte im Bahnhofsumfeld sind hingegen die Kommunen zuständig. Dabei tun sich große städtebauliche Chancen auf. Sowohl die Brache des ehemaligen Filderbahnhofs in Neuhausen als auch das Areal rund um den Kreisverkehr in Sielmingen sind seit Jahren vernachlässigte Flächen. Die Chance, die Areale nun neu zu gestalten, nutzen beide Kommunen auf ganz unterschiedliche Art. In Neuhausen stehen die Pläne für den neuen Bahnhof bereits. In der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats im Saalbau, die am Dienstag mit einstündiger Verspätung begann, stellte Christof Weigel vom Stuttgarter Büro Baldauf Architekten und Stadtplaner den Entwurf vor, den der Gemeinderat absegnete. Eine Arbeitsgruppe des Neuhausener Gemeinderats begleitet den Planungsprozess und bringt Ideen ins Verfahren ein. Gerade bei der Unterführung hat dieses Team Impulse gegeben. Dafür dankte Bürgermeister Ingo Hacker den Kommunalpolitikern. „Das vereinfacht die Arbeit erheblich.“

Ein geschwungenes Dach

In der Sitzung präsentierte Weigel eine erste Visualisierung des neuen Bahnhofs. Das S-Bahn-Gleis und der Halt für die Omnibusse sind durch ein geschwungenes Dach miteinander verbunden. „Das ist eine unverbindliche Illustration“, stellte Weigel klar. Im Detail werde sich der Entwurf noch ändern. Die Dachkonstruktion hat eine Baumstruktur – sie ist gestaltet im Stil einer Pergola, die an verschiedenen Stellen geschlossen ist. „Ziel ist es, dass wir die Bahnsteige für die S-Bahn und die Linienbusse verknüpfen“, brachte Weigel den Grundgedanken auf den Punkt. Das ermögliche den Fahrgästen problemlose Umstiege mit ganz kurzen Wegen. Damit barrierefreie Einstiege möglich sind, haben die Planer in das Unterführungsbauwerk einen Aufzug integriert.

Windschutzanlage am Bahnhof

In seinem kurzen Vortrag skizzierte Christof Weigel auch die Pläne der Bahn. Neben den Gleisanlagen kümmert sich das Unternehmen um einen Fahrkartenautomaten und um eine Infotafel. Auch eine Windschutzanlage wird erstellt. Dazu kommen Abfalleimer. „Elektronische Anzeigetafeln für die Busse muss die Gemeinde finanzieren“, erläuterte Weigel den Gemeinderäten. Beim Bodenbelag folgen die Planer und die Projektgruppe des Gemeinderats der dunklen Variante in Anthrazit, die von der Bahn vorgegeben ist. Da dieser viel frequentierte Bereich schnell verschmutzt wird, sei das praktisch und ergebe ein einheitliches Bild.

„Wir sollten die Möglichkeit einer Solaranlage auf dem Dach prüfen“, erinnerte Jutta Käppeler (Initiative Grüne Liste) an das Ziel, den neuen Bahnhof nachhaltig zu planen. „Die statischen Voraussetzungen wären da“, sagte der Ortsbaumeister Rainer Däschler. „Allerdings wäre das gestalterisch nicht so einfach.“ Der Bauexperte sieht aber andere Möglichkeiten im Bahnhofsareal, um Solarenergie zu erzeugen. „Die Fläche auf dem Dach wäre auch nicht groß genug.“ 2025 sollen die Tiefbauarbeiten in Neuhausen beginnen, im Jahr 2027 ist der Hochbau dran. Die Kommune rechnet mit rund 3,4 Millionen Euro Gesamtkosten – dazu kommen 84 000 Euro für die Ausstattung des Bahnsteigs.

Den Ortseingang neu ordnen

„Eine große städtebauliche Chance“ eröffnet die S-Bahn-Verlängerung auch für Sielmingen, sagt der städtische Projektleiter und -steuerer Michael Widmann. Er lobt die „sehr gute und konstruktive Zusammenarbeit“ mit den Planern der Bahn. Die Wünsche der Stadt Filderstadt bringt Widmann im Verfahren ein. „Der Ortseingang von Sielmingen ist wenig attraktiv“, sagt Widmann über die sogenannte Restfläche der ehemaligen Filderbahn. Mit dem neuen Haltepunkt und dem Vorplatz strukturiere man das gesamte Areal neu.

Der Haltepunkt Filderstadt-Sielmingen bekommt auch einen Busanschluss. „So vernetzten wir die Verkehre optimal.“ Das gilt auch für den Radverkehr. Berufspendler und andere Reisende sollen möglichst lückenlos aus- und auch umsteigen können. Die Haltestelle im Gewerbegebiet möchte Filderstadt mit weiteren Geschäfts- und Gewerbeflächen zusätzlich aufwerten. Von dort sind nicht nur die Betriebe in Sielmingen fußläufig gut zu erreichen. Auch für die Mitarbeiter der Firma Thyssen und anderer Unternehmen im Neuhausener Gewerbegebiet ist sie nur wenige Gehminuten entfernt.