Am 2. Advent 1967, also vor genau 50 Jahren, war es so weit: 17 Monate nach der Grundsteinlegung wurde die evangelische Christuskirche in Neuhausen eingeweiht. Ihr Bau war für die Kirchengemeinde ein ganz großer Schritt.
Die längst abgerissene Vorgängerkirche stand in der Wilhelmstraße, gegenüber dem Gasthof Post. In den 1902 erstellten Fachwerkbau mit kleinem Glöcklein, Harmonium und rotem Teppich passten nur etwa 100 Leute hinein, hinzu kamen Pfarrhaus und Schule. Im urkatholischen Neuhausen waren nur Eingeheiratete evangelisch, deren Kirchengemeinde war eine Filiale von Wolfschlugen. Erst nach dem Krieg ging es zahlenmäßig nach oben und wurde bald viel zu eng.
Die Kirchengemeinde kam günstig an ein großes Grundstück, so erfreut sie sich bis heute an Innenhöfen und Garten. Nächster Glücksfall: Der Besitzer der örtlichen Ziegelei war evangelisch und zeigte sich bei den roten Steinen sehr großzügig. Aus ihnen sind die Mauern der Kirche und des Gemeindezentrums erbaut.
Der Architekt, Professor Wilhelm Tiedje, konzipierte alles einstöckig, hell und mit Flachdach. Letztes rächte sich schnell, schon wenige Jahre nach dem Kirchenbau regnete es herein, genau über der Orgel. Die Kirche bekam ein Kupferschrägdach obendrauf. In den 1990er-Jahren wurde das restliche Flachdach saniert, 2016 nochmals.
1991 wurde das neue Geläut mit vier Glocken gekauft. 2004 wurde eine neue Küche angebaut. Der freistehende Turm, an dem der Beton abblätterte, wurde 2009 saniert. Er war ursprünglich vierstöckig geplant, aus Geldmangel wurden es nur drei Stockwerke. Als nächstes sind nun die Toiletten im Blick, nach und nach werden Fenster getauscht. Erleichtert wird diese Sanierung dadurch, dass die Christuskirche zwar in die nähere Auswahl für den Denkmalschutz kam, aber dann doch ausschied. Auch die Orgel muss renoviert werden.
Winterspielplatz in der Kirche
Knapp 3000 Gemeindemitglieder und eineinhalb Pfarrstellen zählt die Gemeinde heute. Matthias Trick ist als geschäftsführender Pfarrer der siebte in der Ahnengalerie, erster eigener evangelischer Pfarrer im Ort war ab 1946 Franz Prechtl. Hinzu kommt Matthias Frasch mit 50 Prozent. Die Gemeinde hat ein breites musikalisches Spektrum, von Orgel bis Band. Es gibt Jungschar und Kinderkirche, mit Wolfschlugen einen Kirchenchor und den Frauenkreis. Im Gemeindezentrum wird gekrabbelt, von den Herbstferien bis Ostern gibt es donnerstags den Winterspielplatz und einmal im Monat ist das Haus zum Kaffeetrinken, Schwätzen und Spielen geöffnet. Zum Seniorenmittagstisch kommen jede Woche 50 bis 60 Leute.
Unter dem Motto „Gemeinsam unterwegs“ hat die Gemeinde nun so lange gefeiert, wie an der Kirche gebaut wurde, also fast eineinhalb Jahre lang, mit Gästen wie dem Wiener Professor Paul M. Zulehner und dem Kinderbegeisterer Mike Müllerbauer. Bei solchen Programmen zeigt sich, was an der quadratischen Christuskirche in Neuhausen neben der zeittypischen Gestaltung praktisch ist: Sie hat eine gute Akustik.
Der Festgottesdienst in der Christuskirche, Dietrich-Bonhoeffer-Straße 7, mit der Prälatin Gabriele Arnold beginnt morgen um 10 Uhr, dann folgt ein Stehempfang. Am 6. Januar gibt es um 18 Uhr ein Gospel-Weihnachtskonzert mit Tracy Campbell aus London. Karten zu 14/6 Euro bei der Volksbank Filder in Neuhausen (Abendkasse 16/8 Euro).
Wie kam die Christuskirche zu IHrem Namen?
Vorgeschichte: In den Unterlagen des Kirchengemeinderats der evangelischen Gemeinde in Neuhausen ist immer vom „Kirchenbau“ und „Gemeindezentrum“ die Rede. Im Protokoll vom 23. November 1967, also kurz vor der Einweihung, taucht dann im Protokoll die Bezeichnung „unsere Christuskirche“ auf. Wie es zu dieser Entscheidung über den neuen Namen kam, ist nicht eindeutig belegt.
Der Name der Straße: Anders war das beim Straßennamen: Im Jahr 1964 hatte das Bürgermeisteramt die Kirchengemeinde gebeten, einen Namen für die Straße von der Bahnhofstraße zur Kirche vorzuschlagen. Den im Kirchengemeinderat einstimmig gefassten Vorschlag, die Straße nach dem im Konzentrationslager Flossenbürg von den Nationalsozialisten hingerichteten Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer zu benennen, nahm das Bürgermeisteramt an.