Der Esslinger Marktplatz Foto: Roberto Bulgrin

Ein junger Platz in einer alten Stadt: Der Esslinger Marktplatz soll bis zum Jubiläumsjahr 2027 neu gestaltet werden. Das Altstadtviertele nimmt ihn genauer unter die Lupe.

Fachwerkhäuser, das Neue Rathaus und die Stadtkirche St. Dionys als Silhouette: Eigentlich ist der Esslinger Marktplatz ein städtebauliches Schmuckstück. Doch das sieht gerade nicht ganz so schmuck aus. Der Blickfang in der Innenstadt ist in die Jahre gekommen und soll neu gestaltet werden. Ein Grund, warum sich das Altstadtviertele am Donnerstag, 24. Oktober, mit dem Marktplatz beschäftigt.

Er ist noch lange nicht Geschichte, und er hat auch keine lange Geschichte. Der Marktplatz ist ein Jungspund in der altehrwürdigen ehemaligen Reichsstadt. In seiner heutigen Form gibt es ihn erst seit knapp 200 Jahren, hat Markus Numberger herausgefunden. Der Diplomingenieur ist einer der beiden Referenten beim Altstadtviertele und wird an diesem Abend über den historischen Hintergrund sprechen. Viele Jahr hätten laut seinen Recherchen mögliche Nutzer des heutigen Marktplatzes nasse Füße bekommen: „Früher war hier noch der offene Lauf des Geiselbaches, der tief ins Gelände einschnitt.“

Spital prägte den Platz

Erst ab dem Hochmittelalter sei das Gewässer Stück für Stück befestigt worden, sagt Numberger. Es hätten wohl auch ein, zwei Brücken darüber geführt. Im 13. Jahrhundert sei die stückweise Überwölbung vorgenommen worden, wohl im Zusammenhang mit der Entstehung des Katharinenhospitals. Dieses Gebäude prägte laut Markus Numberger etwa 600 Jahre lang das Gelände. Der heutige Marktplatz sei denn auch erst nach dem Abbruch des Spitals im frühen 19. Jahrhundert entstanden.

Markus Numberger Foto: Roberto/ Bulgrin

Kein geschichtsträchtiger Platz also. Eine unendliche Geschichte scheint aber seine Neugestaltung zu sein. Aktuell wird das mittelalterliche Gemäuer des Geiselbaches unterhalb des Marktplatzes saniert. Denn nur wenn der Kanal stabil ist, kann mit der Sanierung des oberirdischen Geländes begonnen werden. Viele Vorarbeiten mussten dafür geleistet werden. „Seit Jahrzehnten wird in Esslingen über die Neugestaltung des Marktplatzes diskutiert“, schreiben die Organisatoren des Altstadtvierteles in ihrer Einladung. Zu dem 1250-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2027 sollen den Worten endlich Taten folgen. Konkrete Entwürfe und Planungen für den Marktplatz sollen in den nächsten Monaten erarbeitet und im Frühjahr 2025 vorgestellt werden.

Marktplatz-Archäologie

Das Altstadtviertele aber blickt nicht nur voraus in die Zukunft, sondern auch zurück in die Vergangenheit. Neben dem historischen Beitrag von Markus Numberger wird Jonathan Scheschkewitz vom Landesamt für Denkmalpflege in Esslingen über die wichtigen archäologischen Aspekte, die im Rahmen der Marktplatzgestaltung beachtet werden sollten, berichten.

Das Altstadtviertele mit dem Titel „Vom Geiselbach zum Marktplatz“ am Donnerstag, 24. Oktober, von 19 Uhr an im Bürgersaal des Alten Rathauses ist die achte Auflage des offenen Bürgertreffs. Die Veranstaltung unter dem Dach des Geschichts- und Altertumsvereins Esslingen (GAV) möchte drei bis vier Mal im Jahr aktuell strittige Themen aufgreifen, sie in kurzen und kurzweiligen Referaten vorstellen und im Plenum diskutieren.

Mit Wein und Brezeln

Behandelt wurden bereits die Problemzone Bahnhofsvorplatz, die Partymeile Innenstadt, fehlendes Grün in der Stadt oder der Einbau von Photovoltaikanlagen auf den historischen Dächern der Altstadt. Wechselnde Moderatorenteams sind für die Gesprächsgestaltung an dem Abend zuständig. Beim nächsten Altstadtviertele übernimmt Christian Ottersbach diesen Part. Der Eintritt ist frei. Zur Stärkung gibt es Brezeln und Esslinger Wein.

Die Termine und Themen für das kommende Jahr stehen nach Angaben von Markus Numberger noch nicht fest: „Aber es wird mit dem Altstadtviertele weitergehen.“ Es werde 2025 wohl wieder drei Veranstaltungen geben.