Sarah Neumann arbeitet mit verschiedenen Chören zusammen. Foto: /Thomas Moeller (Archiv)

Gesangspädagogin Sarah Neumann startet in Marbach (Kreis Ludwigsburg) ein Chorprojekt, das sich speziell an Menschen ab 60 Jahren richtet. Dabei geht es nicht nur um Musik, sondern auch um das Miteinander.

Sarah Neumann ist in Marbach und Umgebung als Gesangspädagogin und Chorleiterin bekannt. Sie leitet zwei feste Chöre und arbeitet als Coach und Workshopleiterin mit vielen weiteren Gruppen zusammen. Sie will das Singen den Menschen nahebringen – und zwar allen Altersklassen.

Frau Neumann, im November haben Sie in der Schillerstadt ein Angebot gestartet, das sich an Menschen im Alter ab etwa 60 Jahren richtet. Im Februar soll es ein neuerliches Angebot in diese Richtung geben. Warum favorisieren Sie bei Sängerinnen und Sängern eine altersbezogene Trennung?

Ich würde es eher Spezialisierung oder Konkretisierung nennen. So wie ich zwischen 2016 und 2019 ein spezielles Chorprojekt mit Geflüchteten und Einheimischen initiiert hatte, will ich bei diesem Angebot gezielt mit Menschen Musik machen, die ich als eine Art „Geschichtsbücher“ erlebe. Sie haben viel Lebenserfahrung und meist auch viel zu erzählen. Ich hatte darüber hinaus schon länger im Sinn gehabt, ein Chorprojekt für ältere musik- und singbegeisterte Menschen zu machen.

Und wo genau liegt für die Teilnehmenden des Chorprojekts 60+ der Vorteil?

Ich sehe diesen Altersabschnitt als lebensverändernde Phase an. Keinem Job mehr nachzugehen bedingt die Frage: „Womit will ich mich gezielt beschäftigen, mit welchen Leuten will ich mich umgeben? Was erfüllt mich mit Freude?“

Das ist doch aber alles auch in altersgemischten Chören zu realisieren, oder nicht?

Ja, durchaus. Aber für mich unterscheiden sich die Interpretationen von Songs wie etwa „In my Life“ oder auch das Lied „Lean on Me“, ein Soulsong von Bill Withers aus den Siebzigern, der übrigens dem zweiten Teil meines Chorprojekts 60+ im Februar das Motto gibt, ganz erheblich, wenn die, die es singen, inhaltlich mehr damit anfangen können und dem Song-Text dadurch eine andere Tiefe geben. Eben wegen der eigenen Geschichte und den Erfahrungen, die sie mitbringen. Das macht was mit der Musik und gibt ihr eine eigene Energie. Und es kann tatsächlich auch um die Möglichkeit gehen, neue Menschen kennenzulernen und sich bei ihnen vielleicht auch mal anlehnen zu können.

Wie muss man sich das Angebot konkret vorstellen?

Wir treffen uns an vier Nachmittagen zu dem Chorprojekt, das irgendwie auch eine Art Wellnessangebot ist, denn wir widmen uns viel dem eigenen Körper: Bewegung, Rhythmus und Körperspannung, um nur ein paar Schlagworte zu nennen. Und natürlich steht auch die Frage im Fokus: Wie kann ich meine Stimme wieder fit bekommen? Mir ist zudem wichtig, dass ich, indem ich Raum dafür biete, den Austausch fördern und Menschen zusammenbringen, also helfen kann, dass sich Gemeinschaften bilden.

Das „Offene Singen“ hat Sarah Neumann ebenfalls in Marbach mit ins Leben gerufen. Foto: Veranstalter (Archiv)

Verbinden Sie auch ein ganz persönliches Ziel mit Ihrem Angebot?

Ich freue mich, Musik, Singen und Menschen zusammenbringen zu können. Toll wäre es, wenn das Projekt 60+ weiter wächst, es weitere Projekte gibt und wir in naher Zukunft mit rund 20 bis 30 Sängerinnen und Sängern sowie einer Begleitband, ein Konzert mit den Senioren auf die Füße stellen können.

Singen im Alter

Startschuss
Das Chorprojekt 60+ startet am Donnerstag, 6. Februar, und findet den gesamten Monat über immer donnerstags um 15.30 Uhr im Café Provinz in Marbach statt. Knabbereien und Softgetränke inklusive kostet die Teilnahme 110 Euro für vier Nachmittage á zwei Stunden. Eine Vorab- Anmeldung bis spätestens 31. Januar ist erforderlich unter info@sarahneumann.de.