Thomas Weber ist ein Gentleman. Glaubt er zumindest. Warum das so ist und wie er die Rolle auslegt, erklärt er in seinem neuen Theaterstück. An diesem Freitag feiert es im Kabirinett in Spiegelberg-Großhöchberg Premiere.
Wann ist ein Mann ein Gentleman, was macht ihn als solchen aus? Thomas Weber kann darüber einiges erzählen, schließlich ist er davon überzeugt, selbst einer zu sein. Das war, wie er unumwunden einräumt, nicht immer so gewesen: „Früher war ich ein Rüpel“, sagt er.
Nun aber hat er „ständig gute Laune und ein Lächeln im Gesicht“, macht „Komplimente bei Tag und Nacht“. Das zumindest besingt er lautstark mit seiner besseren musikalischen Hälfte, James Geier – im Gegensatz zu ihm, wie Thomas Weber erläutert, qua halbschottischer Abstammung ein „native Gentleman“.
In Lackschuh und Frack mitten im Schwäbischen Wald
Zusammen stehen die beiden in Lackschuh, Frack und mit Bauchbinde und Fliege auf der schlicht dekorierten, aber extrem idyllisch gelegenen Freiluft-Bühne in Spiegelberg-Großhöchberg mitten im Schwäbischen Wald und sinnieren über die Geschlechterrollen. Denn eins sei auch klar, gibt Weber zu: „Hinter jedem Gentleman steckt immer eine Frau mit Visionen.“ Nicht selten machen die eine Menge Arbeit, auch das räumt er ein. Soll man ihr dabei helfen – beim Putzen, Kochen oder Aufräumen etwa? „Finger weg“, erwidert Weber kategorisch, „eine Frau braucht eine Aufgabe.“ Hingegen dürfe man ihr durchaus die Autotüre aufhalten, in den Mantel helfen und überhaupt immer den Vortritt lassen – zum Beispiel im Restaurant, wenn es ans Zahlen geht oder beim Elterngespräch, wenn es mit dem Nachwuchs in der Schule mal nicht so läuft.
Der exakte Unterschied
Was aber macht den Gentleman-Unterschied letztlich aus?, hakt Weber nach, während James Geier die Ausführungen dezent mit Gitarrenklängen aus dem Film Pretty Woman untermalt. Auch hier kommt die eigene Antwort postwendend, diesmal besonders präzise: „26,2 Meter.“ Und dann erläutert Thomas Weber umso ausschweifender, dass dies der Unterschied zwischen dem aktuellen Speerwurf-Weitwurf-Weltrekord der Männer und der Höchstmarke des vermeintlich schwächeren Geschlechts sei. Wäre nun also jener Finne ein Gentleman gewesen, wenn er aus Rücksicht 26,2 Meter kürzer geworfen hätte? „Nein“, schießt es aus Weber heraus wie aus einer Pistole, „er wäre ein totaler Seggel.“ Ein echter Gentleman hätte vielmehr gesagt: „Diesen Pokal widme ich dir, Marie“, und sich dafür von dieser anschmachten lassen.
Oder hat der vermeintliche Experte von der Materie vielleicht gar keine Ahnung? Schließlich zitiert er selbst aus der Statistik, wonach sich 93,7 Prozent aller Männer selbst für einen Gentleman halten, während nur knapp die Hälfte der Frauen einen solchen höchstens mal gesehen haben. Doch gerade das und sein überzeugendes Auftreten machen ihn auch irgendwie wieder über jeden Verdacht erhaben.
Eine sättigende Mahlzeit und ein Getränk
Mindestens zwei kurzweilige Stunden füllen Thomas Webers alles andere als ernst gemeinten philosophischen Betrachtungen im Kabirinett, dem wohl kleinsten, aber einem der feinsten Theater weit und breit. So ganz genau könne man die Spieldauer nicht vorhersagen, sagt der Direktor und Hauptdarsteller, denn im Stück enthalten seien eine gehörige Portion Improvisation und Interaktion mit dem Publikum. Das muss jedenfalls nicht verhungern. Wie bei fast allen Aufführungen gibt es in der Probierbühne im Schwäbischen Wald eine „sättigende Mahlzeit und ein Getränk“. Was genau sich dahinter verbirgt, lassen der Mime und seine Frau, die für die kulinarische Begleitung verantwortlich ist, spannungsanregend offen. Nur so viel wird verraten: „Standesgemäß etwas aus dem Herrenclub, aber auch für Veganer geeignet.“
Genaueres möge das Publikum gerne selbst herausfinden. Der selbst ernannte Bond vom Schwäbischen Wald (Thomas Weber) und der James (James Geier) klären in ihrem mittlerweile vierten gemeinsamen Stück (Gentleman’s Guide – wenn Etikette an ihre Grenzen stoßen) auch gerne auf, warum sie wie 007 im Dienste ihrer Majestät unterwegs sind. Ganz bewusst nicht immer politisch korrekt, musikalisch beschwingt und mit viel Spaß an interaktiver Blödelei – und gleichermaßen empfohlen für Ladies wie für Gentlemen.
Kleines, aber feines Theater
Kabirinett
Die „Probierbühne“ in Spiegelberg-Großhöchberg, Kleinhöchberger Weg 1, ist im Jahr 2000 eröffnet worden. Ein Jahr später folgte der Umzug in das eigens erbaute Theaterhaus. Thomas Weber, 1974 in Stuttgart geboren und in Asperg aufgewachsen, ist Direktor und Hauptdarsteller in einer Person.
Neu
Gentleman’s Guide – wenn Etikette an ihre Grenzen stoßen feiert am kommenden Freitag um 20 Uhr Premiere und wird bis Ende November immer freitags und samstags aufgeführt. Bei gutem Wetter sitzt das Publikum im Garten vor dem Theater, bei schlechtem zieht man nach innen. Die beiden ersten Vorstellungen sind allerdings schon ausverkauft. Reservierungen telefonisch unter 0 71 94/ 91 11 40 oder über die Homepage des Kabirinetts. Die ersten beiden Vorstellungen sind allerdings schon ausverkauft.
Bewährt
Die meisten Sonntage im Kabirinett sind für das Lümmelpicknick reserviert. Ab 14 Uhr kann auf der Wiese vor dem Theater gepicknickt werden, von 17 Uhr an spielen Bands – als Nächstes am Sonntag, 7. Juli, Birds of a Feather. Der Biergarten ist bei gutem Wetter an den Veranstaltungstagen freitags und samstags von 18 Uhr an geöffnet, sonntags ab 13 Uhr.