Vegan, zuckerfrei und ohne Gluten sind die Backwaren von Nadja Prokhorenko. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Ihren Job bei Porsche hat Nadja Prokhorenko mit einem Restaurant in der Stuttgarter Schulstraße eingetauscht: Die 33-Jährige bietet vegane Burger, Burritos und Wraps an, außerdem ihre selbst entwickelten Törtchen. Ihre Küche ist Zucker- und glutenfrei.

Stuttgart - In Mathe und Physik war Nadja Prokhorenko schon immer sehr gut. Fahrzeugtechnik hat sie deshalb studiert. „Autos finde ich echt cool“, sagt die 33-Jährige. Aber ihren Job bei Porsche tauschte sie dennoch gegen ein eigenes Lokal in der Stuttgarter Schulstraße ein. Energetic Life Café heißt ihr Betrieb, den sie jetzt heimlich, still und leise eröffnet hat. Für eine große Veranstaltung fehlt ihr gerade das Personal, aber die Kundschaft wird trotzdem eher früher als später den Weg zu ihr finden. Denn Nadja Prokhorenko verzichtet auf alles, was gerade nicht mehr angesagt ist: tierische Produkte, Zucker und Weizenmehl hat sie von ihrem Speiseplan gestrichen. „Ich bin ziemlich einzigartig“, sagt sie.

Das siebte vegane Lokal in der Stadt

Das Energetic Life Café ist das siebte vegane Lokal in der Stad t, allein seit Juli sind vier neue dazugekommen. Fast 20 Jahre lang konnte der Platzhirsch Körle&Adam unangefochten vegane Kochkunst in Stuttgart zelebrieren. Mittlerweile reicht die Palette vom Super Jami Kitchen über die 2019 in der Stadt gestartete Systemgastronomie Yuicery bis hin zum Trendlokal Vhy von Timo Hildebrandt. Seit wenigen Wochen backt Jones Mageot rein pflanzliche Donuts und in Botnang startete Vera da Silva-Hermer mit V-Food, die allerdings aus gesundheitlichen Gründen gerade kürzertritt.

Gesund hat sie sich schon immer ernährt

Nadja Prokhorenko liegt also voll im Trend. Aber das sei nicht ihr Beweggrund: „Ich will Menschen glücklich machen“, erklärt Nadja Prokhorenko ihren Schritt weg von den Autos und hin zur Gastronomie. Weil ihr geraten wurde, auf Milchprodukte zu verzichten, wurde sie vor rund fünf Jahren zur Veganerin. Gesund habe sich sich immer schon ernährt, kaum Fisch und Fleisch und sowieso keine Wurst gegessen. In der ersten Schwangerschaft meinte dann ihr Mann Anton, sie brauche mehr Energie und empfahl mehr Getreide. Als Mutter verzichtet sie schließlich noch auf Zucker. „Die Umstellung war schon schwierig“, sagt sie. Die Ingenieurin experimentierte in ihrer Elternzeit viel, um in ihrem Hobby Backen auch ohne Eier, Butter und Weizenmehl auf zufriedenstellende Ergebnisse zu kommen. Ihre Erkenntnisse hat sie freiberuflich in Kursen zum Beispiel an Volkshochschulen und Familienzentren weitergegeben.

Alle Zutaten aus biologischem Anbau

Sich kreativ austoben und täglich neue Sachen machen zu können sind für Nadja Prokhorenko weitere Gründe für die Selbstständigkeit. „Ja, ich habe gut verdient und jetzt mehr Stress“, räumt sie ein. Aber sie wollte den Schritt lieber in jungen Jahren riskieren, als mit 50 zu bereuen, es nicht getan zu haben. Da sie vorher im Projektmanagement tätig war, geht sie das Energetic Life Café entsprechend professionell an. Den Businessplan dafür schrieb sie vor zwei Jahren. Ein Standort in der Stadtmitte mit Terrasse sollte es sein, in der Schulstraße wurde sie fündig. Ihre Zutaten stammen aus biologischem Anbau und – wenn möglich – von regionalen Anbietern.

Das Angebot ist in dieser Konsequenz bisher einzigartig

Burger mit Fleischersatzpatty oder aus Portobellopilzen gibt es bei ihr, Drachenfruchtsalat mit Kebab-Tempeh, einen Wrap mit Grillgemüse oder ein Sandwich mit Lachs aus Karotten. Tapas, Suppen und Bowls stehen auch auf der Speisekarte – und in der Vitrine finden sich jede Menge süße Stückchen. Im Himbeertörtchen stecken neben den Früchten Datteln, Cashewkerne und Hanfnüsse, mithilfe von Agar-Agar machte sie aus Waldbeeren einen Moussekranz, den Snickers-Muffin macht sie mit Erdnüssen, Kakao, Cashewkernen, Datteln und Kokosmilch. „Wenn man etwas aus der Seele heraus macht und nicht wegen des Geldes, wird es erfolgreich“, ist Nadja Prokhorenko überzeigt. Außerdem ist ihr Angebot in dieser Konsequenz in Stuttgart trotz all der Neueröffnungen noch einzigartig.