Berater Thomas Haigis, Berater Konrad Raab, Ulrich Schwarz, der Klimaschutzmanager bei der Stadtverwaltung, sowie der Berater Martin Müller Foto: /Caroline Holowiecki

Voraussichtlich ab Februar werden Bürgerinnen und Bürger sie befragen können: In Filderstadt werden aktuell freiwillige PV-Berater ausgebildet. Wo es dieses neue Ehrenamt noch gibt und was sich die Stadtverwaltung davon verspricht.

Fußballtrainer, Chorsängerin oder Nachhilfelehrkraft: In Baden-Württemberg bringt sich laut dem Landesministerium für Soziales, Gesundheit und Integration nahezu jede zweite Person freiwillig und unentgeltlich für das Gemeinwohl ein. In Filderstadt kommt aktuell ein neues Ehrenamt hinzu. Vier Männer lassen sich derzeit zu PV-Beratern ausbilden. Ihre Aufgabe wird sein, Bürgerinnen und Bürgern zur Seite zu stehen, die mit einer Photovoltaikanlage an oder auf ihrem Haus liebäugeln.

Zu den vier angehenden Beratern gehören Thomas Haigis (70) und Martin Müller (64) aus Bernhausen sowie Konrad Raab (70) aus Plattenhardt. Sie alle sind im örtlichen Netzwerk Klimaschutz aktiv, zudem bringen sie privat Erfahrungen mit größeren PV-Anlagen oder Balkonkraftwerken mit. Auch in Sachen berufliche Vorbildung ist mehr als nur eine Affinität da. Thomas Haigis etwa beschäftigt sich als Diplom-Geograf seit 40 Jahren mit dem Klimaschutz, war lange Jahre kommunaler Umweltschutzbeauftragter und Referent für Bürgerbeteiligung in Filderstadt. Konrad Raab ist Diplom-Biologe und hat sich lange mit erneuerbaren Energien und Förderungen von Wärmenetzen auseinandergesetzt, unter anderem auf Ministeriumsebene. „Da sieht man, wie wichtig Beratung ist“, sagt er. Auch Martin Müller bringt viel mit, hat Agrarbiologie studiert, war unter anderem für „Brot für die Welt“ tätig und später als Grundschullehrer.

Engagement den nachfolgenden Generationen zuliebe

Alle drei Männer sind mittlerweile im Ruhestand, wollen sich aber weiter einbringen, denn dass die Energiewende vorankommt, daran ist ihnen trotzdem gelegen, und dies nicht nur um ihrer selbst willen. „Klimaschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe“, sagt Thomas Haigis. Es gehe darum, sich den nachfolgenden Generationen zuliebe zu engagieren. „Wir müssen die Welt enkelgerecht machen“, sagt auch Ulrich Schwarz, der Filderstädter Klimaschutzmanager.

Vom Einsatz der Ehrenamtlichen verspricht er sich mehr Schwung beim Thema Photovoltaik. Aktuell liege man bei insgesamt 19,2 Megawattpeak Leistung auf Filderstädter Gemarkung, etwa 200 wären möglich.

Filderstadt hat also viel Nachholbedarf. Der Vorteil bei den neuen PV-Beratern: Die Information findet auf Augenhöhe statt – und wird dann womöglich eher angenommen. „Das wird auch helfen, Vertrauen zu schaffen“, glaubt Ulrich Schwarz. Anderswo wird bereits darauf gesetzt. Ulrich Schwarz erzählt, dass es in Esslingen und in Nürtingen schon Ehrenamtliche gibt. Für den aktuellen Ausbildungszyklus haben sich zudem mehrere Kommunen zusammengetan. Laut Ulrich Schwarz werden neben den Filderstädtern momentan auch zukünftige PV-Berater aus Leinfelden-Echterdingen, Kirchheim, Ostfildern und Wendlingen geschult. Für die Vermittlung des Wissens sind Profis von den Teckwerken, einer Bürgerenergiegenossenschaft, zuständig.

Die Kosten für die Ausbildung hat die Stadt übernommen. Klar ist aber auch: Die künftigen Berater wollen informieren, aber nicht Handwerker ersetzen. „Wir klettern nicht aufs Dach“, sagt Thomas Haigis lachend. Anderen Menschen etwas andrehen, wollen sie ebenso wenig. Die PV-Berater betonen, unabhängig zu rein. „Wir haben keine wirtschaftlichen Interessen“, sagt Thomas Haigis. Ihm und den anderen geht es vielmehr darum, den Menschen vor Ort zu erklären, ob und wie sich eine PV-Anlage wirtschaftlich betreiben ließe. Um das einzuschätzen, stehen den Ehrenamtlichen der Energieatlas des Umweltministeriums, Luftbilder oder ein Wirtschaftlichkeitsrechner als öffentliches Tool zur Verfügung. Zudem werden sie sich in den betreffenden Häusern die Technik anschauen. „Es geht um Motivation und Unterstützung“, sagt Konrad Raab. Dafür nehmen er und seine Mitstreiter in Kauf, sich jeweils mehrere Stunden in die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort hinein zu fuchsen. „Es ist ein Aufwand, das ist uns sehr bewusst“, sagt Thomas Haigis.

Noch ist die Ausbildung der Filderstädter nicht abgeschlossen. Im Februar, so der aktuelle Zeitplan, werden sie erstmals für Termine zur Verfügung stehen. Vereinbaren wird man diese dann über die Filderstädter Stadtverwaltung können. Zu gegebener Zeit soll es auf der Homepage Kontaktmöglichkeiten geben. „Da ziehen wir noch was auf“, sagt Ulrich Schwarz, und auch eine Werbekampagne kündigt er an.

Auch die Klimaschutzagentur berät

Solarenergie
In Kooperation mit der Bürgerenergiegenossenschaft Teckwerke bietet auch die Klimaschutzagentur des Landkreises Esslingen Eigentümern regelmäßig Beratungen zu allen Themen und Fragestellungen rund um die Solarenergie an. Die gemeinnützige Organisation als Ansprechpartnerin für alle am Klimaschutz Interessierten gibt es seit 2021.

Anmeldung
Zur Beratungsvorbereitung sind diverse Informationen zum Objekt nötig, die über eine webbasierte Anmeldung erfasst werden. Je Beratung sind 55 Minuten vorgesehen, eine Beratungseinheit kostet 70 Euro brutto. Die Treffen finden montags in den Räumen der Klimaschutzagentur an der Kandlerstraße 8 in Esslingen statt.

Alle Infos hierzu und zur Anmeldung gibt es auf: www.klimaschutzagentur-landkreis-esslingen.de