Das Haus wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die geplante neue Unterkunft in Marbach im Kreis Ludwigsburg ist nach dem Geschmack von SPD und Puls zu teuer. Doch ihr Alternativvorschlag wird abgelehnt.

Trotz aller Differenzen, die zwischen den Fraktionen im Marbacher Gemeinderat immer mal wieder durchbrechen, waren sich in einem Punkt bislang im Grunde immer alle einig: Wie bei der Unterbringung von Geflüchteten zu verfahren ist und welche Standards das Mindestmaß sein sollen. Dieser harmonische Pfad wurde am Donnerstag beim Beschluss zu dem geplanten Neubau in der Wildermuthstraße 13 verlassen. Während sich eine Mehrheit aus Freien Wählern, Grünen, CDU und Teilen der SPD am Ende hinter das rund 3,2 Millionen Euro schwere Projekt stellte und damit den Weg für das Vorhaben freimachte, scherten die meisten Genossen sowie die Gruppe Puls angesichts der Kosten aus.

SPD verweist auf die schlechte Finanzlage

SPD-Chef Ernst Morlock erinnerte an die prekäre Haushaltslage und daran, dass für ein Vorhaben in diesen finanziellen Dimensionen kein Spielraum vorhanden sei. Je nach Entwicklung auf dem Darlehensmarkt könne es sein, dass man bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag damit beschäftigt sei, alleine die Zinsen für den benötigten Kredit abzustottern. Insofern beantragte seine Fraktion, einen anderen Kurs einzuschlagen und auf eine Containerlösung nach Art des Geflüchteten-Heims in Rielingshausen zu setzen. Damit komme man unterm Strich günstiger weg. „Für die Wildermuthstraße 13 schlagen wir vor, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Aber nicht durch uns selbst, sondern indem wir das Grundstück der Bürgergenossenschaft Wohnen des Landkreises zur Verfügung stellen“, erklärte Morlock.

Die Sozialdemokraten hatten sich auch schon den Kopf darüber zerbrochen, wo die Module für die Geflüchteten platziert werden könnten. Jürgen Schmiedel regte an, die Container entweder im Bereich der Stadionhalle oder im Lauerbäumle aufzustellen.

Puls: sozialer Friede könnte gefährdet sein

Volle Unterstützung für den Vorstoß der Genossen gab es von Puls-Mann Hendrik Lüdke, der den sozialen Frieden in der Stadt gefährdet sah, wenn sich wohnungssuchende Marbacher womöglich benachteiligt sähen gegenüber Geflüchteten.

Vorteile der massiven Bauweise aufgeführt

Allerdings stieß die Initiative auf heftigen Widerstand. Heike Breitenbücher (CDU) hob hervor, dass man mit dem Neubau in der Wildermuthstraße einen bleibenden Wert schaffe, was bei einer Modullösung nicht der Fall sei. Auch sei es völlig in Ordnung, wenn die Refinanzierung vielleicht 30 Jahre in Anspruch nehme. Barbara Eßlinger (Grüne) gab zudem zu bedenken, dass man bislang immer auf dezentrale Unterkünfte gesetzt habe. Den eingeschlagenen Weg wolle man weiterbeschreiten. Michael Herzog (Freie Wähler) brach ebenfalls eine Lanze für den Neubau, der nachhaltig sei und später, wenn die Geflüchteten-Zahlen vielleicht rückläufig sind, in sozialen Wohnraum umgewandelt werden könne. Containerlösungen dagegen seien teuer und insbesondere klimapolitisch nicht sinnvoll.

Der stellvertretende Bauamtsleiter Markus Kaiser machte ebenfalls klar, dass eine Modulbauweise lediglich vordergründig eine kostengünstige Variante darstelle. Für die von Morlock als Referenz ins Spiel gebrachte Unterkunft in Rielingshausen beispielsweise hätten 2017 rund 2,5 Millionen Euro in die Hand genommen werden müssen. „Das ist kein Billigbau“, betonte Kaiser. Rechne man die seitherigen Kostensteigerungen mit ein, müsste man heute für das gleiche Gebäude 3,75 Millionen Euro investieren. Pro Geflüchteten komme man dann letztlich auf einen Betrag, der sich in der Größenordnung nicht wesentlich von dem unterscheide, was jetzt für die Wildermuthstraße 13 fällig werde.

Argumente zeigen Wirkung

In Rielingshausen sei man auch das einzige Mal von dem Prinzip abgewichen, nachhaltig zu bauen – weil sich das Ensemble im Außenbereich befinde und man nur eine temporäre Genehmigungen erhalten habe. Energetisch sei der Standard nicht schlecht, aber man werde das Gebäude nie in eine normale Wohnnutzung überführen können, weil der Schallschutz dafür nicht ausreichend sei. „Das ist ein System, das nach einer gewissen Nutzungsdauer weg und verloren ist“, erklärte Kaiser. Argumente, die die Mehrheit des Gremiums überzeugten.

Unstrittig war, dass Bedarf an weiteren Kapazitäten besteht. Auch deshalb, weil die Landkreis-Unterkunft im alten Krankenhaus wohl bald Geschichte ist, weil der Gesundheitscampus neu gestaltet wird. Die Plätze könne sich die Kommune dann nicht mehr auf die Unterbringungsquote anrechnen lassen, wie Bürgermeister Jan Trost erläuterte. In der Wildermuthstraße entstehen acht Wohneinheiten, in die rund 50 Personen einziehen können. Die Stadt bekommt für das Projekt einen Zuschuss, muss aber rund 2,7 Millionen Euro selbst aufbringen.