Mustafa Abonozer hat sein Hobby zur Geschäftsidee gemacht. Foto: Simon Granville

Mustafa Abonozer erfüllt sich einen Traum: Er betreibt das erste völlig digitalisierte und kontaktlose Spa im Landkreis Ludwigsburg. Zwischenzeitlich stand das Projekt aber auf der Kippe, denn die Genehmigungsbehörde hatte einen anrüchigen Verdacht.

Wer zum neuen Spa 104 will, muss sich erst durch ein trist gefliestes Treppenhaus in den zweiten Stock kämpfen. Dort öffnet sich dann aber eine ganz andere Welt. Die Wellness-Oase mitten im Gewerbegebiet im Ludwigsburger Westen ist in warmes Licht getaucht, die Buddha-Statuen und die Dschungel-Tapete erinnern an eine Rucksacktour durch Thailand. Die Champagner-Flaschen stehen schon kalt, die letzten Handwerkerarbeiten laufen – Betreiber Mustafa Abonozer kann es kaum erwarten, kommende Woche ist Eröffnung.

Das Private Spa ist das erste seiner Art im Landkreis und soll ein moderner Ruheort für Paare und Freundesgruppen sein, denen Privatsphäre besonders wichtig ist. Ein Geschäftsmodell, das bei der Stadt Ludwigsburg für Verwunderung sorgte. Sie vermutete einen Swingerclub hinter dem Spa.

Private Spa folgt zwei Trends

Stolz führt Abonozer eine Woche vor Inbetriebnahme durch die drei Suiten des Spa. In jeder gibt es eine Sauna, die je nach Wunsch auf bis zu 90 Grad aufgeheizt werden kann. Zudem einen Whirlpool, gepolsterte Liegen, eine Dusche und Toilette. In einer Suite ist eine Collagen-Lampe installiert, „für eine bessere Haut“, erklärt Abonozer.

Das Besondere an seinem Spa sei allen voran die totale Privatsphäre, sagt der Unternehmer. Die Gäste können alles individuell einstellen und treffen auf so wenig Menschen wie möglich. Sein Personal nehme die Gäste zwar in Empfang, danach laufe der Service unsichtbar. Bestellungen wie Getränke werden über das eigene Handy geordert. Das Personal stellt die Order dann von außen in eine Luke, auf die die Gäste vom Inneren der Suite zugreifen können.

So sehen die Suiten im Spa 104 aus. Foto: Simon Granville

Das neue Spa biete das Erlebnis einer Therme, seine Gäste müssten die Sauna, das Becken und die Liegen aber nicht mit Fremden teilen, sagt Abonozer. Diese Exklusivität kostet. Die Suiten lassen sich für zwei bis drei Stunden mieten, je nach Größe, Dauer und Extrawünsche müssen Besucher 112 Euro bis 220 Euro zahlen.

Abonozer bedient mit seinem Spa zwei Trends. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens McKinsey geben Menschen immer mehr Geld für ihr Wohlbefinden aus. Massagen, Thermen und Wellness-Hotels erleben einen Aufschwung. Gleichzeitig hat die Bedeutung der Intimsphäre seit der Pandemie zugenommen. „Ich beobachte zum Beispiel, dass Partys wieder kleiner und privater werden“, beschreibt es Abonozer.

Der 31-Jährige ist seit Jahren Wellness-Fan, nun hat er sein Hobby zum Geschäftsmodell gemacht. Dafür entkernte der Bauunternehmer ein altes Fitnesscenter, zog Wände hoch und verbaute neue Technik. Eine Investition von einer Million Euro, viel Zeit und Nerven. Anstrengender sei aber der Genehmigungsprozess gewesen.

„Ich habe ein Jahr auf die Genehmigung gewartet“, sagt Abonozer. Die Behörden seien mit Blick auf seine Pläne von einem Swingerclub oder Bordell ausgegangen, eine Stadtsprecherin bestätigt dies. Völlig absurd, findet Abonozer. Die Idee eines Private Spa sei nicht neu, in vielen Großstädten gebe es das Konzept. Er erklärte der Stadt, dass seine Zielgruppe Paare und Freundesgruppen seien, die sich etwas gönnen und ungestört sein wollen. „Wir haben dann mit einem Architekten alle Details dargelegt“, sagt Abonozer.

Nach mehreren Anläufen habe er die Mitarbeiter der Stadt dann endlich überzeugen können, ihm sei ein Stein vom Herzen gefallen, so Abonozer. Denn er glaubt fest an den Erfolg seines Spas mit totaler Privatsphäre.