Die anvisierte Wiederbelebung der Schienenstrecke von Marbach nach Heilbronn entwickelt sich zu einer zähen Angelegenheit. Der Bund hat die Voraussetzungen mittlerweile verschärft.
Die Machbarkeitsstudie für eine Wiederbelebung der Schienenstrecke von Marbach nach Heilbronn sprach eine eindeutige Sprache, prognostizierte der Trasse einen Kosten-Nutzen-Faktor von weit über eins, ab dem ein Projekt zuschussfähig ist. Im nächsten Schritt wollten die beteiligten Landkreise Ludwigsburg und Heilbronn sogleich eine Standardisierte Bewertung beauftragen, die die Wirtschaftlichkeit als Voraussetzung für eine tatsächliche Förderung nachweisen sollte. Doch mittlerweile hat der Bund die Spielregeln verschärft – was Konsequenzen für das weitere Vorgehen hat.
Vorplanung für die gesamte Strecke nötig
Wie Verkehrsdezernent Jürgen Vogt am Freitag im Ausschuss für Umwelt und Technik des Ludwigsburger Kreistags erläuterte, akzeptiere Berlin keine Standardisierte Bewertung mehr allein auf Grundlage einer Machbarkeitsstudie. Es brauche insbesondere zusätzlich eine Vorplanung für die komplette Strecke. Dabei müssten die anvisierte Trasse von Marbach über Murr, Steinheim, Großbottwar, Oberstenfeld, Beilstein, Ilsfeld und Talheim nach Heilbronn sowie die dafür benötigten Bauwerke derart konkret beleuchtet werden, dass die Kosten recht genau abgeschätzt werden können, heißt es in der Vorlage zur Sitzung. Der Bund wisse dann, mit welchen Förderbeträgen zu rechnen sei.
Der Ausschuss schluckte diese bittere Pille und beschloss, die erforderlichen Untersuchungen und dann auch die Standardisierte Bewertung mit einem Gesamtvolumen von fast 500 000 Euro an ein Fachbüro zu vergeben. Ausgaben, für die es im Nachgang allerdings auch eine Förderung geben kann. Bis April 2026 soll das Ergebnis vorliegen. Und vielleicht müsse man selbst dann planerisch noch weiter in Vorleistung gehen, ehe die Mittel aus Berlin fix seien, schränkte Vogt ein. „Möglicherweise kann es bis Ende der 2020er-Jahre dauern, bis wir endlich den Förderbescheid haben“, erklärte er.
Zunächst wird kein Zweckverband gegründet
Vor diesem Hintergrund sieht Vogt aktuell keinen Anlass, einen Zweckverband Schozach-Bottwartalbahn zu gründen, wie von den Grünen beantragt. Zunächst brauche es eine Grundsatzentscheidung zur Realisierung der Schienenstrecke. Und diese könne erst getroffen werden, wenn das Vorhaben ins Förderprogramm aufgenommen sei. Prinzipiell sei ein Zweckverband aber ein geeignetes Mittel, um das Projekt umzusetzen.
Die Grünen konnten diesen Argumenten wie die anderen Fraktionen folgen. Auf breite Zustimmung stieß zudem der Vorschlag der Kreisverwaltung, mit dem Landkreis Heilbronn und einem Eisenbahninfrastrukturunternehmen eine Projektgesellschaft zu gründen. „So kann man zu einem relativ frühen Zeitpunkt einen erfahrenen Planer ins Verfahren einbinden, der die notwendige Expertise für den Bau und Betrieb der Infrastruktur hat“, erläuterte Vogt. Im Auge hat man dabei die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft, die bereits im Heilbronner Raum wirkt.
Es sei richtig, sich diese Expertise mit ins Boot zu holen, betonte Jochen Biesinger (CDU). Er begrüßte es zudem, dass an den Planungen für die Bahn trotz der angespannten finanziellen Situation festgehalten werde. Das Fahrgastpotenzial sei groß. Und der Bus brauche derzeit deutlich länger als das Auto von Beilstein nach Marbach, womit für den ÖPNV durch das Umschwenken auf die schnellere Bahn wohl „etwas zu holen“ sei. Fabian Obenland (Grüne) hofft ebenfalls, dass irgendwann eine attraktive Stadtbahn die Busse im Bottwartal ablöst. Ein Korridor, in dem so viele Bus-Passagiere wie nirgendwo sonst im Kreis unterwegs sind. Er und Ernst Morlock (SPD) zeigten zudem Verständnis für den Bund, der zunächst eine genauere Vorstellung von den zu erwartenden Kosten einfordert. Wobei Peter Schimke (LuV) zu bedenken gab, dass angesichts der Preissteigerungen über die Jahre solche Schätzungen schnell Makulatur sein könnten. Nur die AfD stimmte letztlich aus finanziellen Gründen dagegen, die Planungen weiter voranzutreiben.