Vor dem Neubau kommt der Abriss: In Neustadts Ortsmitte haben die Abbrucharbeiten am Rathaus von 1969 begonnen. Foto: Julian Rettig

Die Bagger sind da: In Waiblingens Teilort Neustadt hat der Abriss des Rathausgebäudes begonnen – der erste Schritt zur lang ersehnten neuen Ortsmitte und zu einem Pflegeheim.

Ein „sehr spezielles Projekt“ nimmt langsam Fahrt auf. Daniela Tiemann, die Ortsvorsteherin von Waiblingen-Neustadt, dürfte nicht die Einzige sein, die froh darüber ist. „Die Neustädter haben einiges an Geduld beweisen müssen“, sagt sie. Schließlich werden schon seit vielen Jahren Pläne geschmiedet, wie die Ortsmitte so umgestaltet werden könnte, dass Neustadt ein identitätsstiftendes Zentrum bekommt. Es soll Platz für mehrere Zwecke bieten: Einen neuen Sitz für die Verwaltung, Wohnraum sowie eine Pflegeeinrichtung. „Unsere Ortsmitte wird ein ganz neues Gesicht bekommen“, sagt Daniela Tiemann.

Schlechte Energiebilanz und nicht barrierefrei

Vor dem Neubau steht allerdings der Abriss, der nun begonnen hat. Das aus dem Jahr 1969 stammende Rathaus in Sichtbetonbauweise ist nicht barrierefrei und wurde seither nie saniert, entsprechend schlecht ist die Energiebilanz. Nun muss es abgetragen werden. Keine leichte Aufgabe, sagt Daniela Tiemann: „Der Bau ist sehr stabil, und es muss viel Material abtransportiert werden.“ Immerhin könne wohl einiges von diesen Baustoffen wiederverwendet werden, beispielsweise im Straßenbau. Bis spätestens Ende März sollte der Abbruch über die Bühne gegangen sein, berichtet die Ortsvorsteherin. „Ich gehe aber davon aus, dass das schon früher der Fall sein wird.“

Sobald der Abbruch vollendet ist, wird die Fläche an den Stuttgarter Investor PQ Projektentwicklung übergeben. Er soll sowohl das Rathausgrundstück wie auch die gegenüber der Straße liegende Brachfläche, das sogenannte Balaton-Gelände, relativ zeitgleich bebauen. Beim Baubeginn sei ein zeitlicher Versatz von maximal einem Vierteljahr gewünscht, erklärt Daniela Tiemann, die davon ausgeht, dass die Bauprojekte rechts und links der Ortsdurchfahrt zwischendurch zu Verkehrsbeeinträchtigungen führen werden. „Unser ausdrücklicher Wunsch und die Voraussetzung für einen Zuschlag war bei diesem Projekt, dass nur ein Investor das Gesamtprojekt betreut“, erzählt Daniela Tiemann. So sollte gewährleistet sein, dass sich niemand die Rosine herauspickt, welche in diesem Falle das Balaton-Areal wäre, auf dem knapp 40 Wohnungen entstehen werden, die in vier L-förmigen Gebäuden entlang der Hauptstraße stehen.

Ein Seniorenheim mit 30 Plätzen entsteht

Ob diese Wohnungen vermietet oder erkauft werden, liegt in der Hand des Investors. Einige Wohnungen sollen für betreutes Wohnen bereit stehen, für diese wird vermutlich das Deutsche Rote Kreuz (DRK) als Betreiber des gegenüber liegenden Seniorenheims auf dem Rathausplatz sein. Dort sieht die Planung zwei über einen Glasgang verbundene Baukörper vor, in denen die Ortschaftsverwaltung, ein Mehrzweckraum und eine Pflegeeinrichtung mit insgesamt 30 Pflegeplätzen unterkommen.

Während der Bauphase sitzen die Ortsvorsteherin Daniela Tiemann und ihr Team nur einige Gebäude weit entfernt von ihrem einstigen Arbeitsplatz: Sie sind in den ehemaligen Räumen der Volksbank in der Neustadter Hauptstraße untergekommen und „froh, dass wir in räumlicher Nähe bleiben konnten“, wie Tiemann sagt. Wenn es optimal läuft, beginnt die konstruktive Bauphase im kommenden Jahr, mindestens zwei Jahre Bauzeit sind veranschlagt. Das Projekt an der Durchgangsstraße ist übrigens nicht die einzige ehrgeizige Maßnahme in Neustadt: Im Zuge des Landessanierungsprogramms wird in den nächsten Jahren das komplette Unterdorf umgestaltet.