Die Schau geht auch auf den Christbaumschmuck im Wandel der Zeit ein. Foto: Simon Granville

Eine neue Schau im Heimatmuseum Münchingen widmet sich unter anderem dem Christbaumschmuck. Die Ausstellung will Kinder und Erwachsene ansprechen – und macht in einer besonderen Situation ganz nebenbei deutlich, welche Bedeutung das Haus für die Korntal-Münchinger hat.

Es glitzert im Heimatmuseum, getreu dem Titel der neuen Ausstellung: „Früher war mehr Lametta“. Manch’ einen mag das an Loriots Sketch „Weihnachten bei Hoppenstedts“ erinnern – was von den Ausstellungsmachern durchaus gewollt ist. Schließlich enthält die Aussage des kauzigen Opa Hoppenstedt einen Funken Wahrheit, dem auch in der Ausstellung nachgegangen wird: Der Weihnachtsschmuck unterliegt dem Wandel der Zeit.

Lametta, die schmalen, dünnen und glitzernden Metallstreifen, wurden 1610 in Nürnberg erfunden. Ursprünglich aus Stanniol, symbolisieren sie seit jeher Eiszapfen. So wie sich das Material von Lametta verändert hat, wandelten sich auch zum Beispiel die Äpfel am Baum. In Anlehnung an den biblischen Paradiesapfel hingen zunächst echte Früchte – ebenso wie Nüsse und Spekulatius – am Baum, später wurden sie dann durch Holzobjekte ersetzt. Der christliche Kontext ist auch bei den Christbaumständern auszumachen, dann nämlich, wenn er, wie ein Zaun gestaltet, den Paradiesgarten markiert. Mit dem Lauf der Jahre wurde der Schmuck bunter, poppiger. Politische Ereignisse hatten Einfluss – etwa wenn die russischen Kosmonauten abgebildet sind. Und die echten Kerzen – wer es sich leisten konnte, wählte Kerzen aus Bienenwachs – wurden gegen elektrische Beleuchtung ausgetauscht.

So sehr der Schmuck manch’ Mode unterworfen ist, so bleibt doch eines über die Jahrhunderte gleich: Die gläserne Christbaumkugel. Die Ausstellung geht auf diese Kunst ein, zeigt, wie sich das Handwerk regional unterschiedlich entwickelte. Die Schau erzählt aber eben auch, wie sich das gesamte Fest wandelte : Wurde Weihnachten im Verlauf des 18. Jahrhunderts „zum Fest des Friedens und Freiraums für Sitten und Freundschaft“, war der Ansatz später ein anderer. „Seit Beginn des 19. Jahrhunderts wandelte sich der religiöse Festcharakter zum Bescherfest“, heißt es in einem der Begleittexte in der Ausstellung. Auch der geschmückte Christbaum selbst veränderte sich. Dabei hatte der Brauchtum eines geschmückten Baumes ursprünglich gar nicht zum christlichen Weihnachtsfest gehört. In der Fortsetzung alter Fruchtbarkeitsriten aus Antike und germanischer Vorzeit wurden zur Feier der Jahreswende Hof, Stall und Scheune mit grünen Zweigen besteckt. „Später wurde er zum Designobjekt“, sagt die Ausstellungsmacherin Miriam Ecker.

Die Kunsthistorikerin Miriam Ecker war seither freiberuflich für das Museum tätig, im Januar wird sie die Leitung der Einrichtung übernehmen. Ecker, sowie die Museumsmitarbeiterin Christine Sturgess, hatten sich um die Einrichtung in den vergangenen, schwierigen Monaten gekümmert.

Weitermachen im Sinne der verstorbenen Museumsleiterin

Mit dem Tod der Museumsleiterin Sabine Rathgeb hatte die Stadt im Spätsommer nicht nur eine langjährige, beliebte Mitarbeiterin verloren. Mit ihr verlor das Museum jene Person, die das Haus mit Leben füllte – und dafür Menschen aus Korntal, Münchingen und der Region zusammenbrachte. Sie nutzte ein Netzwerk dafür, von den ehrenamtlichen Aufsichtskräften, über den Heimatverein bis hin zu anderen Museen, die ihre Exponate zur Verfügung stellten sowie all jenen Menschen, vorrangig Korntal-Münchinger, die sich mit der Einrichtung verbunden fühlten und bei besonderen Fundstücken aus Keller oder vom Dachboden zunächst an das Haus dachten und dort den Bedarf abfragten. Nicht alles konnte Rathgeb in das Depot aufnehmen, aber allein durch die Anfragen wurde das Haus zum Museum der Korntal-Münchinger.

Daran haben Ecker und Sturgess schon mit der jetzt zu Ende gegangenen Schau „Dachbodenschätze“ angeknüpft. Ecker und Sturgess hatten sie konzipiert, um das Museum weiterhin im Bewusstsein der Menschen zu bewahren.

Das soll auch jetzt mit der neuen Ausstellung „Früher war mehr Lametta“ fortgeführt werden. Einerseits gibt es in der Ausstellung Mitmachaktionen für Kinder. Andererseits sollen regelmäßig Veranstaltungen in oder rund um das Museum angeboten werden.

Eröffnung Die Ausstellung im Heimatmuseum Münchingen, Kirchgasse 1, wird am Donnerstag, 28. November, um 19 Uhr mit Musik, Kurzvortrag und einer Führung eröffnet. Die Schau ist bis 2. Februar zu sehen, dienstags 15 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.