Die Staatsgalerie ist schon seit langer Zeit Vorreiter beim Thema Klimaschutz. Foto: picture-alliance/ dpa/Norbert Försterling

Auch Museen, Theater oder Bibliotheken können zum Klimaschutz beitragen. Nicht selten stehen sie dabei aber vor großen Herausforderungen.

Auch wenn die aktuellen Debatten des Bundestagswahlkampfes etwas anderes vermuten lassen: Das Thema Klimaschutz ist allgegenwärtig – auch in den Bereichen, in dem man ihn zunächst vielleicht nicht vermuten würde. Unter dem Begriff „Green Culture“, zu Deutsch: „Grüne Kultur“, initiiert das Land Baden-Württemberg gemeinsam mit Claudia Roth (Kulturbeauftragte der Bundesregierung) ein Projekt, um Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Kulturbereich zu verankern und zu fördern. Für die Stuttgarter Staatsgalerie ist dies kein neues Terrain. Die Staatsgalerie ist Veranstalter der „Green Culture“-Tagung an diesem Donnerstag.

2016 erhielt die Staatsgalerie erstmals die Zertifizierung durch die ISO-Norm für Umwelt und Energie. Sie wurde hierdurch zum ersten deutschen Kunstmuseum, das sich mit einer Klimazertifizierung rühmen konnte. Durch Energieeffizienz im Haus wurde der Strom- und somit auch der CO2-Verbrauch in den vergangenen Jahren deutlich verringert, wie unsere Zeitung bereits 2023 berichtete. Lieferketten und Transportwege für Kunstwerke werden zudem stetig überprüft und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Umweltmanagement sensibilisiert. Seit 2023 ist die Staatsgalerie zudem Mitglied im Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit für Kultur und Medien – einem Verbund zum Austausch und zur Förderung des Klimaschutzes bei Kulturbetrieben.

Emissionen erfassen mit dem CO2-Kulturrechner

Unter Kulturministerin Petra Olschowski (Grüne) entstand 2022 im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst gemeinsam mit dem BKM in Berlin die „Green Culture“-Devise: Mithilfe eines Klimarechners sollen Kulturbetriebe ihre CO2-Emissionen erfassen, um so Einsparpotenziale zu erkennen und nachhaltige Zukunftsstrategien zu entwickeln. Die Konzeptionierung des Rechners erfolgte durch eine Gruppe von Expertinnen und Experten aus dem Bereich Klimaschutz sowie unterschiedlicher Kultursparten. Das Programm basiert auf dem Greenhouse Gas Protocol, einem international anerkannten Standard zur Treibhausgasbilanzierung von Unternehmen. Es ist seit 2023 in Betrieb.

„Auch wenn Klimaschutz bedauernswerterweise nicht mehr ganz oben auf der politischen Agenda steht, ist uns als grün geführte Landesregierung das Thema sehr wichtig. Deswegen haben wir die Aufgabe, das Thema in sämtlichen Lebensbereichen zu berücksichtigen – selbstverständlich auch in der Kultur“, sagt Staatssekretär Arne Braun im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Klimarechner beinhalte eine „einfach zu handhabende Systematik“, so Braun, „bei der die Kulturtreibenden Emissionsfaktoren erfassen und so sehen können, wo Optimierungsbedarf besteht“. Verpflichtend sei die Tabelle bislang nicht, eher eine Empfehlung und eine Hilfestellung. Für das Jahr 2025 sind die Kultureinrichtungen dennoch erstmals aufgefordert, die Emissionen komplett zu erfassen. „So können wir auch im Ministerium die Entwicklungen nachvollziehen und gemeinsam weitere Maßnahmen entwickeln“, erklärt Braun. Die Bilanzierung im CO2-Rechner umfasst sowohl direkte Emissionen wie eigens produzierte Verbrennungen durch Heizungsanlagen sowie indirekte Emissionen beispielsweise durch Strom-, und Wärmebezug, aber auch Geschäftsreisen und Anfahrtsmöglichkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Besucher.

Museen müssen Herausforderungen meistern

Der Energiebezug und die ÖPNV-Anbindung spielen auch für die Staatsgalerie eine entscheidende Rolle bei der Klimafrage, berichtet Pressesprecherin Diana Maier. Trotz deutlicher Einsparungen in den vergangenen Jahren bestehe weiterhin eine große Herausforderung – beispielsweise bei der Temperierung der Klimaanlagen. Diese sind notwendig, um den einwandfreien Erhalt der Kunstwerke zu wahren. „Die Museen haben die Herausforderung, die Bereiche zu kühlen, wo die Kunst ausgestellt wird. Insbesondere über die Sommermonate können die Temperaturen richtig drückend werden, und dann ist es gar nicht so leicht, die Emissionsziele zu erreichen.“ Trotzdem erzielte die Staatsgalerie 2024 erneut alle Vorgaben für die ISO-Norm, möchte sich mit dieser Zertifizierung nun bewerben, um ein Siegel als nachhaltiges Reiseziel zu erhalten. Ein Qualitätsmerkmal, das auch viele Besucherinnen und Besucher schätzen, so Maier.

Klimaschutz – ab jetzt und für immer

Gemeinsam mit der „Green Culture“-Anlaufstelle in Berlin veranstaltet die Staatsgalerie nun an diesem Donnerstag, 13. Februar, eine Tagung zum Thema Kultur und Klimaschutz. Ob Kulturschaffende, Klimaspezialisten oder private Interessenten – die Veranstaltung soll eine möglichst breite Masse ansprechen. „Wir wollen noch mehr Leute für das Thema begeistern und das Gefühl vermitteln: Wir können das zusammen schaffen“, erzählt Diana Maier. „Denn das Thema Klimaschutz, das geht nicht mehr weg. Das ist eine Aufgabe, die ab jetzt sofort für immer stattfindet“, fügt sie hinzu.

Beginn der Tagung ist um 16 Uhr, bereits ab 14 Uhr gibt es die Möglichkeit, die Staatsgalerie mit Freitickets zu besuchen. Um vorherige Anmeldung unter www.staatsgalerie.de wird gebeten.