In zahlreichen Städten und Gemeinden im Rems-Murr-Kreis wird jetzt ein Zeichen gegen Schläge gesetzt – beispielsweise in Schorndorf und Weinstadt. Hintergrund ist der Versuch, betroffenen Menschen in einem Netzwerk besser zu helfen.
Um die Beratung für betroffene Menschen zu verbessern, wurde vor inzwischen 20 Jahren der Runde Tisch gegen „Häusliche Gewalt“ im Rems-Murr-Kreis gegründet. Im Jubiläumsjahr zeigt sich, dass das kreisweite Netzwerk funktioniert – das zumindest lässt die Stadt Weinstadt in einer Mitteilung verlautbaren. Gleichzeitig aber geben erschreckend hohe Zahlen und das Ausmaß an Gewalt im häuslichen Umfeld aus Sicht des Waiblinger Landratsamts keinen Anlass zur Freude.
Auch deshalb soll die Arbeit des Netzwerks mit einer Aktion zum Jubiläum nun auch in der Öffentlichkeit sichtbar werden. Aufgegriffen wird die ursprünglich in Perugia in Italien entstandene Idee der roten Bänke, ein Symbol für geschlechtsspezifische Gewalt. Zum Start im Rems-Murr-Kreis beteiligen sich elf Städte und Gemeinden: Die Großen Kreisstädte Fellbach, Schorndorf, Winnenden, Backnang und Waiblingen sowie die Gemeinden Alfdorf, Althütte, Urbach, Kernen und Welzheim. Weitere Orte steigen im Lauf des Jubiläumsjahrs mit ein.
Die Idee für die Aktion kommt ursprünglich aus Italien
In Schorndorf wurde die Bank auf dem oberen Marktplatz platziert und lädt nun dort mit Blick auf das historische Rathaus zum Verweilen oder zur Betrachtung der Einkaufsbummler in der Altstadt ein. In Weinstadt macht die Rote Bank im alten Ortskern von Endersbach auf das Thema aufmerksam. Und das nicht nur optisch: Ein QR-Code auf einem angebrachten Metallschild führt über das Handy zu sämtlichen Beratungs- und Unterstützungsangeboten des Landkreises.
Symbolisierte die Rote Bank in Italien ursprünglich die geschlechtsspezifische Gewalt gegenüber Frauen, hat der Rems-Murr-Kreis die Bedeutung erweitert: Die Bänke sind sowohl den Frauen als auch den Männern, die Opfer häuslicher Gewalt sind, gewidmet. Denn häusliche Gewalt umfasse alle Formen physischer, sexueller oder psychischer Gewalt zwischen Personen in zumeist häuslicher Gemeinschaft, so die Begründung. Der Ort des Geschehens könne dabei auch außerhalb der Wohnung liegen, beispielsweise auf der Straße, im Geschäft und der Arbeitsstelle, häufig ist jedoch die Wohnung selbst der Tatort.
Auch die Kreissparkasse hatte zum Jubiläum auf Bänke gesetzt
Nicht verwechselt werden sollten diese roten Bänke allerdings mit anderen Sitzgelegenheiten in ähnlicher Anmutung. Denn zwischen Großerlach und Plüderhausen verschönern seit einigen Wochen 31 neue Bänke das Bild der Kommunen, und auch sie sind nicht zu übersehen. Die Stiftung der Kreissparkasse Waiblingen hatte 60 000 Euro gespendet, um jeder Kommune im Landkreis eine rote Sitzbank zu schenken. Anlass war die vor inzwischen 50 Jahren begründete Fusion der Sparkassen in Backnang und Waiblingen. „Anlässlich dieses runden Geburtstages wollten wir auch den Städten, Gemeinden und Menschen ein Geschenk machen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Uwe Burkert die Idee.
Auf den in der Firmenfarbe lackierten Bänken sitze man sich gegenüber, sie würden zum Ausruhen, aber auch zum Gespräch einladen – ganz im Sinn von Timo John, dem Geschäftsführer der Kreissparkassenstiftung: „Ich wünsche mir, dass die Menschen auf unseren Bänken miteinander in Kontakt kommen. Denn Austausch und Miteinander wollen wir ja auch mit unserer Stiftung fördern!“ Angefertigt wurden die 31 Bänke von der Firma Nusser in Winnenden.
Info Alle Beratungsangebote des Rems-Murr-Kreises für Männer und Frauen finden sich unter www.rems-murr-kreis.de